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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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sein. Brot, Semmerln, Laugenstangerl oder Kornspitz?«
    Ich nahm Semmeln, Laura einen Kornspitz.
    »Sui is Eahne aufschneiden, oder im Ganzn?«
    »Mir aufgeschnitten, bitte«, meinte Laura, ich wollte sie ganz. Langsam wurde mir schlecht vor Hunger. Von mir aus hätte ich sie auch roh hinuntergewürgt, die Wurst, nur schnell sollte es gehen. Der Chef nahm seine Arbeit aber sehr genau. »Senf, Ketchup, nix?«
    »Senf.«
    »Wölchanan? Schorf, siaß, französisch? I hob mehrere.«
    »Süß bitte.«
    »Gurkerln oder Pfeffaroni? Oder vielleicht a poar Silberzwieberln?«
    »Danke nein.«
    »Bitte, die Herrschaften.« Er machte sich daran, die Bestellung zu verarbeiten. Ich zappelte bereits von einem Bein auf das andere. Endlich war alles fertig, die Pappteller standen vor ihm. Er gab sie aber noch nicht frei. Es war zum Verzweifeln.
    »Zum Trinken ah wos?«
    »Nein danke.«
    »Is aber heit im Preis dabei.«
    »Dann Bier.«
    »Ottakringer oder Gösser?«
    »Ottakringer.«
    »Na heans, Sie san ma oba a ka Hülf. Hell, dunkel oder 16er Blech?« Ich wollte kein Bier, sondern nur einfach meine Wurst.
    »16er Blech.« Wenn schon am Würstelstand, dann auch aus der Dose.
    »Sehr wohl.«
    Mit einer großzügigen Armbewegung warf er ebenso elegant wie achtlos die Pappteller mit den Würsten und dem Bier vor uns hin. Ein Franzose hätte noch ein ›Eh voilá‹ hinzugefügt. Wir schnappten unsere Beute und stellten uns an die Seite des Stands. Ich inhalierte das Aroma der Würste. Heiß, fettig, gut. Bei meinem Hunger war es nicht möglich zu sagen, ob sie wirklich so gut waren, wie sie schmeckten, aber da auch Laura blitzschnell aufgegessen hatte, konnten sie wahrscheinlich wirklich nicht so schlecht gewesen sein.
    Während wir so aßen, bestellte sich vorne ein Wiener mit hörbar türkischem Migrationshintergrund auch eine Wurst. Dabei kam er ins Politisieren. Der Chef und die Dame mit Hund und Schnäpsen stiegen sofort ein.
    »Wenn Regierung kracht und es gibt Neuwahlen, wähl ich Strache«, ließ sich der Türke hören. »Tschuschen sollen bleiben, wos hingeheren«, fügte er hinzu. Wurstfachverkäufer und Schnapsdame nickten.
    »Kommen frisch aus Türkei rauf, glauben, alles wird geschenkt und wollen nix arbeiten. Habe auf Betrieb viele von dene. Fir nix zum brauchen! Machen nur Scherereien.«
    »Genau«, ließ sich der Chef vernehmen, »letzten Monat wulltn mi a so a poar ausnehmen. Oba ih hob mein Puffn immer untern Tresen stecken. Grennt sans wia die Hosn!«
    Zustimmendes Gemurmel von Türke und Schnapsdame.
    »Kronenzeitung schreibt, alle kriminell und viele arbeitslos und wir missen blechen! Solln mi am Oasch lecken. I wähl Strache! Der schickt’s wieder runter.«
    »Genau, Pummerin statt Muezzin!«, stieß die Dame mit dem Hund atemlos hervor.
    Die beiden Männer stimmten kräftig nickend zu.
    Laura und ich warfen die leeren Pappteller mit den anheimelnden Fettflecken in den Papierkorb. Unsere Biere waren noch halb voll, die nahmen wir mit. Als wir zum Auto gingen, konnte ich mich nicht zurückhalten und warf noch ein ›Daham statt Islam‹ in die Runde. Alle nickten bekräftigend, nur Laura fand den Slogan gar nicht gut.
    Wien ist, wo sogar die Ausländer xenophob sind.
     

VII
    Ein paar Minuten später hatte Laura ihren Peugeot geparkt und wir gingen in meine Wohnung hinauf. Die Hausbesorgerin hörte uns kommen und lief aus ihrer Wohnung auf mich zu. Sie war Polin, und wie alle Parteien im Haus, bis auf Mike und mich, sprach sie praktisch kein Deutsch. In der rechten Hand hielt sie einen Zettel. Sie schob sich die Großmutterbrille auf die Nase und las vor, was ihr ein netter Zeitgenosse aufgeschrieben hatte. Sie war aufgeregt wie ein Schulmädchen und sichtlich nervös. Sie musste beim ersten Mal abbrechen, beim zweiten Mal klappte es ganz gut. Offensichtlich verstand sie selbst kein Wort davon. Sie erinnerte ein wenig an Kennedy mit seiner Berliner Rede in Lautschrift.
    »Herr Doktor, beim Einbrechen ist das Schloss Ihrer Wohnung kaputt gegangen, ich ließ den Schlosser kommen, der was es repariert hat. Wohnungstür soll nicht offen stehen! Hier Rechnung.«
    Sie präsentierte mir einen weiteren Zettel. Ich kramte meine Brieftasche raus und händigte ihr 175 Euro aus. Danach las sie weiter. »Gutes Schloss, wie ich selber habe.«
    Ich nickte ihr zu und dankte ihr. Sie lächelte und gab mir die Schlüssel. Dann schlurfte sie zurück in ihre Wohnung. Laura blickte mich verdattert an. »Was war das?«
    Da ich keinen

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