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Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Titel: Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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aufgewacht war, hatte er seine Loyalität auf Jack übertragen. In Schwierigkeiten geriet er nur, wenn er versuchte, sie zu beschützen.
    Als Jack die beiden ein paar Stunden später ablöste, standen sie in ihrem üblichen freundschaftlichen Schweigen zusammen – ein Umstand, den Jack mit einem erleichterten Lächeln quittierte. »Ich kann den Rest der Wache übernehmen.«
    Edgar nickte und entledigte sich einiger der Waffen, die bei dem Wachposten verblieben. »Posten gehört dir.«
    »Ich bleibe hier bei …«, erbot sich Kitty.
    »Nein«, sagten beide Männer gleichzeitig.
    Um seine Aussage zu mildern, setzte Jack hinzu: »Ich hätte gern ein wenig Ruhe. Ich muss nachdenken.«
    Edgar dagegen sah sie einfach mit diesem besonderen Blick an, der ihr das Gefühl vermittelte, nichts anzuhaben. Die Leichtigkeit, die zwischen ihnen geherrscht hatte, während er im Dienst gewesen war, verflog, als er sich jetzt auf sie konzentrierte.
    Sie wandte sich ab. Doch sie hatte erst ein paar Schritte zurückgelegt, als er sie einholte.
    »Kit.« Er stoppte sie, indem er beide Hände um ihre Taille legte. Er hielt sie fest, zwang sie aber weder, sich zu ihm umzudrehen, noch zog er sie an sich.
    Wenn sie wollte, konnte sie weggehen, aber eigentlich wollte sie das nicht.
    »Es war nicht deine Schuld, dass Mary gestorben ist.« Edgar zwang sie nicht, sich umzuwenden. »Manchmal sterben Menschen einfach. Wir leben und sie nicht, und es ist schrecklich und es schmerzt, und deswegen möchtest du etwas Leichtsinniges tun.«
    Da drehte sie sich um. »Ich will nicht, dass sie tot ist.«
    »Es wird nichts daran ändern, wenn du unvorsichtig wirst. Wenn du mich noch weiter wegstößt, hilft das auch nichts.« Edgar hatte die Hände auf ihren Hüften liegen lassen, und obwohl es dumm erschien, dass eine so leichte Berührung sie trösten konnte, war es so. Sie bewirkte auch etwas anderes. Sie erweckte Bedürfnisse, die sie nicht vorhatte, sich einzugestehen.
    »Du lebst, Kit.« Edgar verharrte regungslos und wartete auf sie. »Wir anderen auch. Es tut mir leid, dass sie fort ist. Es tut mir leid, dass du leidest, aber wir leben noch. Vergiss das nicht.«
    Was er nicht sagte – oder sie zu sagen zwang –, war, dass sie gemeinsam lebendiger waren. Sie stand gemeinsam mit dem Mann, den sie liebte, in der Dunkelheit. Es brachte den Schmerz, den sie über Marys Tod empfand, nicht zum Verschwinden; aber einen Moment lang war die reine Freude, die sie bei ihm auch empfand, genug, alles Schlechte zu verjagen. Sie hatte nicht vor, sich in die Depression rutschen zu lassen, die sie jedes Mal, wenn einer der Arrivals endgültig starb, zu verschlingen drohte. Er schenkte ihr die Kraft, damit umzugehen. Die nagende Erinnerung daran, dass sie sich auf ihn verließ, dass er der Einzige war, der diese Depression auf Abstand halten konnte, wurde von der Erinnerung an seinen Tod gefolgt, bei der es ihr kalt über den Rücken lief. Auch er war verwundbar.
    Sie sah ihm in die Augen. »Du weißt immer das Richtige zu sagen«, gestand sie.
    »Ich versuche es.« Er strich ihr die Haare auf beiden Seiten zurück, sodass er ihr Gesicht umfasste.
    Bevor er den nächsten logischen Schritt tun konnte – genau das, wonach sie sich so verdammt sehnte –, zog Kitty sich von ihm zurück. Er runzelte die Stirn, als sie von ihm abrückte, aber sie hatte diese Miene im Lauf des letzten Jahres schon so oft auf seinem Gesicht gesehen, dass es sie nicht mehr ganz so sehr verletzte wie zu Anfang.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust, damit sie sie nicht nach ihm ausstreckte. »Auch Chloe wird sterben. Wie soll ich ihr helfen zu lernen, wie man in dieser Welt lebt? Wie soll ich damit weitermachen?«
    »Du tust es einfach.« Er wollte nicht grausam sein. Edgars Verstand funktionierte nun einmal so: Er setzte sich mit dem auseinander, was war , spielte das Blatt, das er auf der Hand hatte, und dachte an keine andere Lebensweise.
    Kitty spürte, wie Tränen aus ihren Augen rannen.
    »Sie kommen, sie bleiben, und manchmal überleben sie nicht«, erklärte Edgar. »Ich weiß nicht, warum es bei einigen von uns so ist, aber ich weiß, dass es nicht deine Schuld ist – und auch nicht die von Jack.«
    Kitty schloss die Augen. Sie wusste nicht, ob sie auch dieser Meinung war, aber sie wusste auch nicht, ob sie Einwände dagegen erheben konnte. Sie wünschte sich so sehr, er werde sie trösten, ihr alle möglichen Lügen erzählen, aber sie hatte schon Menschen sterben sehen,

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