Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
aber vielleicht war auch das bei einigen Leuten hier normal. Sie war noch nicht lange genug hier, um das zu wissen. Bisher hatte sie von dieser Welt nur ein Stück Wüste und einen kleinen Teil der Stadt Gallows gesehen, die am Rande der Wildnis zu liegen schien. Die Grenzstadt war möglicherweise untypisch. Vielleicht gab es ja weiter entfernt von hier zivilisiertere Städte.
Ajani zog einen der weißen Vorhänge zurück und betrachtete die vier ungeniert. Er hatte hellbraune Haare, blaue Augen und einfache, aber attraktive Züge. Gekleidet war er in ein gut geschnittenes blaues Hemd aus einem leichten Stoff. Die Knöpfe daran schienen aus grauem Stein zu bestehen. Nichts an seiner Kleidung oder seinen Gesichtszügen war besonders auffällig, aber aus dem, was sie bisher über das Wasteland gelernt hatte, konnte sie schließen, dass er ziemlich wohlhabend war.
Seine Dienstboten hatten den leicht zugeknöpften Blick von Kriminellen, die versuchten, nicht so gefährlich auszusehen, wie sie waren. Es waren ungefähr ein Dutzend, die meisten Männer und alle in graue Hosen und Jacken gekleidet, die wie eine Mischung aus Livree und Militäruniform wirkten. Doch sorgfältig geschneiderte Kleidung verbarg nicht eine gewisse Haltung, und als Chloe die Männer und Frauen ansah, die die Sänfte umstanden, fragte sie sich, ob es schon wieder zu einer Auseinandersetzung kommen würde.
Wenn der heutige Tag typisch für das Leben im Wasteland ist, werde ich ständig erschöpft sein.
Ajani gab seinem Gefolge ein Zeichen.
Einer der Diener öffnete die Tür, und der Mann stieg aus dem Gehäuse. »Jackson.« Er nickte und verbeugte sich dann vor Katherine. »Miss Reed.« Sein Blick huschte zu Edgar, aber keiner der beiden nickte oder verneigte sich. »Cordova.«
Chloe erstarrte, als ihr klar wurde, dass sie nicht einmal die Familiennamen der anderen gewusst hatte. Sie hatte an ihrer Seite gekämpft und getötet, aber sie hatte nur ihre Vornamen gekannt.
»Ich glaube nicht, dass wir schon das Vergnügen hatten«, erklärte Ajani und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Kitty stieß ein unhöfliches Schnauben aus, und Chloe sah sie an. Kitty verdrehte die Augen und wies mit dem Kinn auf Ajani. Chloe spürte, wie ein Teil ihrer Anspannung wich. Kittys Geringschätzung ließ den Mann vor ihnen weniger als das Monster erscheinen, das Chloe erwartet hatte.
Sie erwiderte seinen Blick und sagte noch nichts, sondern wartete ab.
Ajani geduldete sich nur noch eine Sekunde. »Wie heißen Sie?«, hakte er dann nach.
»Wer will das wissen?«
Ein amüsierter Ausdruck huschte über seine Miene, doch dann verneigte er sich aus der Hüfte heraus. »Ich bin Ajani, Miss …«
»Chloe.«
Er nickte. »Danke, dass Sie mir gestatten, Sie beim Vornamen zu nennen.«
Kurz hatte sie irgendwie das Gefühl, hereingelegt worden zu sein. Zu Hause hatte sie ihren Familiennamen gehütet. In ihrer Welt gab es viele Chloes, aber weniger Chloe Mattisons. Sie hatte das »Mattison« für sich behalten, wenn sie Fremden begegnet war; besser, man verhinderte, dass sie ihre Adresse, Telefonnummer, E -Mail-Adresse oder sonst etwas herausfanden. Das Internet war voller Informationen, über die sie lieber nicht redete. Aber eine einfache, alltägliche Chloe ließ sich nicht so leicht ausforschen. Sie zuckte mit den Achseln, statt auf seine unausgesprochene Frage zu antworten.
»Möchten Sie ein Stück gehen?« Er wies auf die Straße hinter sich. »Oder vielleicht ausfahren? Ich vermute, nach Ihrer Reise sind Sie erschöpft.«
»Sagen Sie einfach, was zu sagen Sie hergekommen sind, Ajani«, sagte Jack. Der harte Unterton in seiner Stimme hätte sie nicht derart erregen dürfen, aber daran war ein Leben voller schlechter Entscheidungen in puncto Männer schuld.
»Hat Jackson Ihnen erklärt, dass Sie Wahlmöglichkeiten haben?« Ajani wandte den Blick nicht von ihr. »Ich weiß, dass Sie gerade erst in dieser Welt eingetroffen sind, und wahrscheinlich ist der Eindruck überwältigend. Zweifellos hat Jackson Sie aufgelesen, in seine muntere Truppe von Sonderlingen aufgenommen, und alle haben sich große Mühe gegeben, weniger … primitiv zu erscheinen, als sie sind. Erlauben Sie mir, Ihnen eine andere Möglichkeit aufzuzeigen.«
Bei diesen Worten trat Jack schützend hinter Chloe, sagte aber nichts.
»Ein Leben voller Entbehrungen ist nichts für Sie. Ich kann Ihnen bessere Lebensumstände bieten.« Ajani zeigte auf die Dienstboten, die wachsam hinter
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