Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
noch in der Hand, aus dem Zimmer. Sie konnte sich nicht dazu überwinden, in seinem Zimmer zu bleiben. Wahrscheinlich hätte sie es tun sollen, doch sie war nicht in der Lage dazu. Sie wusste allerdings auch nicht, welches Zimmer ihres war – oder ob er erwartete, dass sie bei ihm übernachten würde.
Vielleicht reagierte sie über, aber sie hatte sich in Jacks Gesellschaft wohler gefühlt als bei jedem anderen hier, und jetzt hatte sich das wegen einer dummen Entscheidung geändert. Sie suchte keine Beziehung für immer, aber sie hatte nicht vor, ihr Leben in einer neuen Welt mit einem One-Night-Stand zu beginnen, bei dem sie nur der Ersatz für jemand anderen war. Von Ungeheuern angegriffen zu werden, süchtig machendes Blut zu trinken und einen Mönch zu töten … das war alles ziemlich erdrückend. Aber irgendwie war der Umstand, dass sie ihr Leben in einer neuen Welt mit genau demselben schlechten Männergeschmack begonnen hatte, der Tropfen, der das schon mit allem möglichen Mist gefüllte Fass zum Überlaufen brachte. Sie brauchte frische Luft.
Sobald Chloe sah, dass die Luft rein war, zog sie die Tür behutsam zu, um kein Geräusch zu verursachen, und schlich so schnell und so lautlos sie konnte den Gang entlang. Sie musste einfach aus Jacks Zimmer herauskommen und nachdenken. Wenn sie dort blieb, würde das nur zu einem dummen Streit führen, oder sie würde versuchen zu ignorieren, dass er sie mit dem Namen einer anderen Frau angesprochen hatte. Keine dieser Optionen konnte sie akzeptieren.
J ack hätte nicht behaupten können, dass er große Lust hatte, zu bleiben und mit Chloe zu reden, aber er wusste, dass er es tun musste. Er hoffte nur, dass sie nicht allzu wütend – oder schlimmer noch, weinerlich – sein würde, wenn er ins Zimmer zurückkam. Er hatte nicht vor, sentimental zu werden oder so etwas; aber er schätzte, dass er Chloe eine genauere Erklärung schuldig war, als er sie bereits abgegeben hatte. Doch leider hatte er eigentlich keine Erklärung bis auf das, was er schon gesagt hatte: Mary war die einzige Frau gewesen, mit der er während der letzten paar Jahre das Bett geteilt hatte, daher hatte er sich schlicht und einfach versprochen. Sie war erst seit etwas über einer Woche tot. Es war ihm ernst gewesen, als er Chloe erklärt hatte, dass er nicht erwartete, sie werde Mary in seinem Bett ersetzen, nur weil sie da war. Zum Teufel, auch Mary war kein Ersatz für jemand anderen gewesen. Mit Mary war er nur zufällig befreundet gewesen, und Chloe war … er war sich nicht sicher, was sie war. Er mochte sie auf eine Art, mit der er nicht gerechnet hatte, und das hatte nichts damit zu tun, Mary zu ersetzen. Der Zeitpunkt war ein wenig unglücklich, und er vermutete, dass er ohne das Verrot besser hätte widerstehen können, ihnen zuerst Zeit gelassen hätte, sich kennenzulernen. Aber trotz des schlechten Zeitpunkts empfand er etwas Unerwartetes und Gutes für Chloe. Zu Hause, in einer anderen Welt und einem anderen Leben, hätte er darüber nachgedacht, ihr den Hof zu machen. Aber sie befanden sich nicht in dieser Welt.
Und ich bin nicht mehr derselbe Mann.
Obwohl er sie nicht umwerben konnte, wollte er trotzdem … etwas. Er konnte nicht glauben, dass seine Gefühle sich nur aus Verrot und Trauer speisten. Er wusste, dass es nicht so war – und genauso gut wusste er, dass er nicht anfangen konnte, die Sache zwischen ihm und Chloe zu entwirren, bevor er sich nicht darum gekümmert hatte, was Francis brauchte.
Edgar schob den Stuhl beiseite, der vor der Tür an der Wand lehnte, und öffnete die Tür zu Francis’ Zimmer. Der Raum, in dem er im Lauf der Jahre auch schon geschlafen hatte, war eine kleinere Ausgabe von Jacks Zimmer. In Gallows veränderte sich nicht viel. Die Räume waren ihnen inzwischen alle ziemlich vertraut. Wie viele Zimmer im Gulch besaß dieses zwei schmale Betten, einen Wandschirm und ein kleines Gestell mit einer Waschschüssel. Neben der Waschschüssel waren mehrere zusammengelegte Tücher aufeinandergestapelt.
Jack trat in den engen Raum, nur um sich seiner kleinen Schwester gegenüberzusehen, die mit einer Pistole auf sie beide zielte. Besänftigend streckte er die Hände aus und öffnete den Mund, um sich zu entschuldigen.
»Verdammt«, fauchte Katherine, bevor er etwas sagen konnte. »Klopft an oder sagt etwas, bevor ihr die Tür aufmacht. Die verdammten Mönche, Ajani und Schläger lungern in der Stadt herum. Ich hätte euch erschießen
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