Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
können.«
»Tut mir leid, Kit«, brummte Edgar.
Francis lachte. »Da gehen wohl gerade die Mutterinstinkte mit jemandem durch.«
Seufzend ließ Katherine die Waffe sinken und streckte die Hand aus, um seine Schulter zu tätscheln. »Du bist ja ein braves Kind.«
» Einige von uns sind keine schlechten Patienten«, zog Francis sie auf. Dann wandte er den Kopf in die Richtung, aus der Edgars Stimme gekommen war. »Jack, bist du auch da?«
»Gleich hier.« Jack sah das Blut an, das aus einem von Francis’ geschlossenen Augen sickerte. Bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass es nicht nur Blut war. Dazu war die Flüssigkeit zu wässrig und eher pink als rot. »Brennt es? Tut es weh? Was kannst du uns sagen?«
»Ich habe Schmerzen in beiden Augen, aber eines fühlt sich an, als stünde es in Flammen.« Francis unterbrach sich, als Katherine ihm erneut die Wange abwischte. »Es heilt überhaupt nicht, Jack«, setzte er dann hinzu. »Kitty möchte gern glauben, dass es nur ein wenig langsam geht. Aber selbst ohne Verrot dürfte ich normalerweise nicht mehr bluten. Und auch auf dem anderen Auge sollte ich nicht mehr blind sein. Da stimmt etwas nicht.«
»Psst! Du wirst wieder gesund«, murmelte Katherine. »Wir müssen nur den Grund finden. Garuda geht der Sache nach, und Gott weiß, du hast im Lager genug Kräuter. Wir kochen etwas zusammen, geben dir etwas Verrot, und du bist so gut wie neu.«
»Hoffentlich«, sagte Francis. Seine Stimme bebte stärker, als Jack es je gehört hatte.
Katherines Miene wirkte offener als sonst, wenn einer von ihnen verletzt wurde, aber Jack vermutete, dass es daran lag, dass Francis sie nicht sehen konnte.
Während sie Francis die Blutschlieren abtupfte, hob sie die andere Hand und hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen. Jack nickte, um ihr zu bedeuten, dass er verstanden hatte, und wies dann auf die Tür.
»Redet ihr alle lautlos miteinander oder starrt ihr mich wortlos an?«, schaltete sich Francis ein. Immer noch mit geschlossenen Augen wandte er den Kopf in ihre Richtung. »Wenn ihr nicht vor mir über eure Pläne reden wollt, dann geht dazu anderswo hin«, setzte er hinzu. »Ich brauche Hilfe, kein Mitleid.«
»Francis …«, begann Katherine, konnte aber nicht weitersprechen.
Nach einer kurzen Weile seufzte Francis. »Ist okay, Kitty«, sagte er. »Geh und rede mit Jack. Edgar?«
»Noch hier«, versicherte Edgar, der an die Wand gelehnt dastand. Er warf Jack einen Blick zu, der zustimmend nickte. »Wenn Jack bei Kit ist, bleibe ich hier«, erklärte er dann. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Melodys Anwesenheit sehr beruhigend wirkt, wenn sie Verrot getrunken hat.«
Francis schnaubte verächtlich. »Was glaubst du, warum Hector auf dem Gang gesessen hat? Er musste Wache halten, falls es Probleme gegeben hätte, und wir dachten alle, wenn sie noch viel länger in meinem Zimmer wäre, würde ich anfangen, blindlings mit Messern um mich zu werfen.«
»Katherine und ich finden eine Lösung«, versprach Jack.
»Ganz bestimmt«, murmelte Katherine mit einer Stimme, von der Jack vermutete, dass sie sie auch ihren eigenen Kindern gegenüber gebraucht hätte. Behutsam faltete sie einen Lappen zusammen und legte ihn über Francis’ Auge.
Ohne zu fragen, riss Edgar einen Streifen Stoff von einem weiteren Lappen ab und reichte ihn ihr. Wie Katherine es so viele Jahre und für so viele Menschen getan hatte, pflegte sie Francis: Sie band das Tuch über seinem Auge fest, damit Blut, Tränen und Eiter, die heraussickerten, nicht über seine Wange tropften. Jack beobachtete sie und wurde sich plötzlich bewusst, dass ihre Bindung an Francis zum Teil einfach darauf beruhte, dass er sich diese Pflicht mit ihr teilte. Viele Jahre lang hatte die Pflege der Arrivals allein auf ihren Schultern gelegen, und Francis erleichterte ihr einen Teil dieser Bürde – ganz ähnlich, wie Edgar Jacks Last mit ihm teilte, die Ordnung zu wahren oder sich mitten ins Getümmel zu stürzen.
Katherine blickte nicht von dem Knoten auf, den sie schlang, um den provisorischen Verband zu befestigen. »Wo ist Chloe?«, fragte sie.
Jack hatte nicht vor, gegenüber seiner Schwester etwas zuzugeben. Eigentlich hatte er nichts Falsches getan, aber das, was mit Chloe gewesen war, ging niemanden etwas an. »Sie ruht sich in meinem Zimmer aus.«
»In deinem Zimmer?« Katherines Lippen wurden schmal.
»Du warst bei Francis, und Hector und Melody kennt sie nicht richtig, und …«
»Und du hast sie, seit
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