Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
grundlegend von Menschen unterschieden. Irgendwie war sie von der Heimat, die sie gekannt hatte, in eine fremde Welt geraten und empfand trotzdem dasselbe Aufwallen von Schmerz und Zorn.
Und genau wie zu Hause stellte sie fest, dass sie einen Spaziergang brauchte, um den Kopf freizubekommen. Doch dieses Mal suchte sie am Ende des Wegs nicht nach einer Kneipe. Das war immerhin ein Fortschritt. Sie würde mit einem klaren Kopf zurückkommen und so tun, als wäre nichts von dem vorhin passiert. Dieser Plan war vernünftiger als der Weg, den sie eingeschlagen hatte, bevor Jack und sie unterbrochen worden waren.
Chloe trat nach draußen in den grellen Sonnenschein der Wüste und blinzelte gegen das helle Licht an. Sein Gleißen erinnerte sie daran, dass sie nicht genug über die Wüste wusste, um hindurchzuwandern. Das Wasteland war voller Ungeheuer, und mit den paar Kugeln, die sie hatte, würde sie nicht sehr weit kommen. Vielleicht konnte sie in der Stadt bleiben. Sie brauchte nur jemanden zu finden, der sie einstellte, damit sie genug verdiente, um sich Essen und Unterkunft leisten zu können. Sie musste sich auf eigene Beine stellen – was bedeutete, sich in gewissem Maße unabhängig zu machen, und das hieß, dass sie einen Job finden musste.
Sie trat auf die Straße und ging los. Sie besaß nicht viele Kenntnisse, die hier nützlich sein konnten – bisher hatte sie keine Anzeichen von moderner Technologie gesehen –, aber sie war in der Lage, ein Tablett zu tragen oder einen Besen vor sich herzuschieben. Sie war eine andere Straße entlanggegangen als die, durch die sie ein paar Stunden zuvor mit Jack gekommen war, aber noch hatte sie kein Schild gesehen, auf dem eine Stelle angeboten wurde. Zu ihrer großen Erleichterung hatte sie auch weder Hector noch Melody gesehen.
An der nächsten Kreuzung sah Chloe, dass ein Mann mit freundlicher Miene auf sie zu geschlendert kam. Er lächelte, aber er neigte nicht den Kopf auf diese fast altmodische Art, wie es so viele Leute hier taten.
Als er näher kam, lächelte sie höflich.
»Sie sind Chloe, stimmt’s? Kittys Freundin? Ich habe gehört, dass sie mit jemand Neuem in Gallows ist.« Er streckte die Hand aus. »Ich bin Daniel.«
Chloe zögerte, schüttelte ihm dann aber die Hand. »Hi.«
»Ist Kitty noch in einem der Läden?« Daniel betrachtete die umliegenden Gebäude und senkte dann verschwörerisch die Stimme. »Sie hat die Angewohnheit, sich bei ihren Einkäufen manchmal zu verzetteln«, setzte er hinzu. »Ich habe schon viele Stunden genau wie Sie auf der Straße gestanden und darauf gewartet, dass sie sich entscheidet, nur um festzustellen, dass sie beides gekauft hat, statt eine Wahl zu treffen.« Er lachte leise.
Chloe lächelte. »Ich bin mir nicht sicher, wo sie jetzt ist. Ich habe nur einen Spaziergang gemacht.«
Daniel runzelte ein wenig die Stirn. »Darf ich Ihnen dann meine Begleitung anbieten?«
»Ich hatte kein besonderes Ziel«, erklärte sie ausweichend. Daniel schien ganz nett zu sein, aber sie wollte ihre Ruhe haben.
»Zum ersten Mal in Gallows?«, versuchte er sie zum Reden zu bringen.
Sie nickte.
»Hier ist es nicht immer sicher für Fremde, die allein unterwegs sind. Ich kann Ihnen die Höhepunkte zeigen, bis Kitty wieder Zeit hat. Kommen Sie.« Er drehte sich um und ging in die Richtung, aus der er gerade gekommen war. »Es sei denn, Sie waren mit jemand anderem verabredet …?«, erkundigte er sich, als sie ihm nicht folgte.
»Nein.«
Nach einer kurzen Pause lächelte er ihr fröhlich zu. »Dann gehen wir«, setzte er hinzu und wies auf eine Art Markt. »Das ist Bilbee’s. Sie sind spezialisiert auf Erzeugnisse aus der Gegend, aber manchmal führen sie auch Luxusartikel von der anderen Seite der Schlucht. Faire Preise.« Er zeigte auf ein Gebäude mit dunklen Fensterläden, von dem sie angenommen hätte, es sei unbewohnt. »Das ist Mill’s Laden. Er ist hier der Geldverleiher. Diskretion garantiert, aber seine Zinssätze sind absurd.«
Chloe musste sich Mühe geben, freundlich zu sein. Daniel schien ein netter Mann zu sein, und er war auf jeden Fall gut aussehend. Vielleicht wäre er eine hübsche Ablenkung von ihren verwirrenden Gefühlen gegenüber Jack. Bei diesem Gedanken errötete sie schuldbewusst. Daniel war ein Freund von Kitty und bot ihr Hilfe an, und sie betrachtete ihn kaltherzig als Ablenkung.
»Chloe?«, vergewisserte Daniel sich. »Geht es Ihnen gut?«
»Ich habe ein paar schwierige Tage hinter mir«,
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