Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
murmelte Daniel.
Von einem Balkon aus winkten drei Frauen und ein Wesen von undefinierbarem Geschlecht ihnen zu und riefen etwas.
»Kennen Sie sie?«, fragte Chloe.
»Es sind Huren«, antwortete Daniel im Plauderton. »Nicht das schlimmste der Bordelle, aber es ist auf ungewöhnliche Geschmäcker eingerichtet.«
»Oh.« Chloe sah noch einmal hin. Nichts an ihrer Kleidung oder dem Gebäude sprach für seine Behauptung, aber es sprach auch nichts dagegen.
Schweigend gingen sie weiter, bis sie zu einem Haus kamen, das viel prächtiger wirkte als alles andere, was Chloe bisher gesehen hatte. Während die anderen Bauwerke alle verwittert aussahen, schien dieses neu gebaut zu sein.
»Da sind wir«, erklärte er. »Möchten Sie zuerst essen oder sich ein heißes Bad gönnen? Die Dienstboten können Ihnen eins vorbereiten, und ich vermute, Sie würden es genießen, sich den Sand abzuwaschen.«
Chloe blinzelte ihn an. »Das ist Ihr Haus?«
»Nein. Ich logiere nur hier.«
Als sie sich dem Haus näherten, öffnete ein Dienstbote die Tür. Drinnen wartete gleich hinter der Tür ein zweiter, der ihnen die Schuhe auszog und die Füße wusch. Gleichzeitig bürstete ein dritter Diener ihre Kleidung ab, und der, der die Tür geöffnet hatte, kehrte den Staub nach draußen. Chloe konnte nicht einschätzen, ob das Angeberei oder einfach nur praktisch war. Wenn sie ihre Schuhe anbehielten, würden sie Schmutz und Sand überall hintragen.
»Wir haben Ihr Bad bereitet«, erklärte einer der Diener.
Daniel fing Chloes Blick auf. »Warum nehmen Sie es nicht? Ich warte im Wintergarten auf Sie … Sie werden sich erfrischt fühlen«, setzte er hinzu, als sie zögerte. »Dann essen, reden und entspannen wir. Vielleicht kommt sogar noch Kitty dazu, bis Sie zu mir stoßen.«
Es fiel ihr schwer, der Versuchung zu widerstehen. Nach den Stunden mit Fieber und den Kämpfen wäre es wunderbar, in einer richtigen Wanne zu sitzen. Sie hatte sich im Zelt gewaschen, aber das war keine richtige Dusche gewesen. »Danke«, sagte sie.
Und so führte eine andere Dienerin sie davon. Während Chloe der schweigenden Frau durch den halbdunklen Gang folgte, musste sie sich eingestehen, dass dies eine große Verbesserung gegenüber dem Lager, in dem sie gewohnt hatte, und dem Gulch House war.
K itty und Jack hatten wenig Glück dabei, sich einen Plan auszudenken, der über »nach Heilmitteln suchen« hinausging. Sie debattierten und diskutierten, während Jack abwechselnd auf und ab ging und sich dann wieder hinsetzte. Währenddessen blieb Edgar bei Francis, und weder Hector noch Melody kehrten in das Gasthaus zurück. Im Gegensatz zu den anderen Arrivals war Melody nicht besonders leise, wenn sie nicht gerade jagte – was bedeutete, dass sie immer alle mitbekamen, wenn sie zurückkehrte. Doch Jack war nicht wegen Melody oder Hector so nervös. Nur ein Dummkopf hätte die für ihn untypische Anspannung für die normale Aufregung gehalten, die auf einen Kampf oder Verrot zurückzuführen war. Was immer mit Chloe vorgefallen war, es machte Jack vollkommen zappelig. Kitty versuchte nicht neugierig zu sein, aber während sie ihre Optionen diskutierten, huschte Jacks Blick alle paar Minuten zur Tür, in der Hoffnung, ein Klopfen zu hören, das nicht kam.
»Dann warten wir also auf Garuda«, sagte Jack zum wiederholten Mal.
»Jaaa.« Kitty zog das Wort ein wenig stärker in die Länge, als sie vorgehabt hatte. »Und wenn Hector nicht bald zurück ist«, setzte sie dann hinzu, »können du, ich oder Edgar zum Lager hinausgehen und das Verrot holen.«
Genau dasselbe hatten sie vor nicht einmal zwei Minuten besprochen.
»Ja. Das ist gut.« Jack warf erneut einen Blick zur Tür.
»Mir reicht’s«, fauchte Kitty.
»Was?«
»Du konzentrierst dich nicht auf die Sache«, erklärte sie. Als er schwieg, lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück. »Glaubst du wirklich, dass sie schläft?«, fragte sie.
»Nein.« Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Kitty und sah schuldbewusster aus, als sie ihn je gesehen hatte.
»Was hast du angestellt?«
Einen Moment lang sagte er nichts. Er wand sich nicht vor Verlegenheit, weil das nicht seine Art war, aber er stand auf und lief in dem kleinen Zimmer auf und ab. Dann sah er aus dem winzigen Fenster, das, wie Kitty wusste, einen uninteressanten Ausblick auf die staubige Straße bot.
Schließlich erklärte Jack, immer noch mit dem Rücken zu Kitty gedreht: »Ich habe sie Mary genannt.« Über die Schulter warf er Kitty
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