Arrivederci amore, ciao
Selbstmord?«
Rund zehn Tage darauf betrat ich Brianeses Kanzlei, gekleidet wie ein feiner Herr. Der Anwalt musterte mich ohne jeden Kommentar. Ich machte es mir bequem und zündete eine Zigarette an.
»Ich habe gute Nachrichten für Sie«, begann der Anwalt und blätterte in verschiedenen Unterlagen auf seinem Schreibtisch. »Aber bevor ich Ihnen mein Projekt darlege, möchte ich über das Honorar reden.«
»Wie viel?«, unterbrach ich ihn.
»Dreihundert Millionen, in monatlichen Raten zahlbar, bis das Verfahren durch ist, und danach für die Dauer von fünf Jahren zehn Prozent vom Umsatz Ihres Lokals.«
Ich blickte ihn ungläubig an. Das kam mir irrsinnig viel vor. »Und mit welchen Garantien?«
Brianese zog die Schultern hoch. »Keinen. Aber die Erfolgsaussichten sind sehr gut.«
Ich hätte ihn bedrohen, ihm eine Kugel im Kopf versprechen können für den Fall, dass die Sache nicht lief oder, schlimmer noch, dass er mich verladen würde. Aber dieser Mann war nicht dumm. Die Geschäftsrisiken eines Restaurants mussten ihm bekannt sein, und ganz sicher kannte er dasjenige, das er mir vermitteln wollte.
»Einverstanden, Avvocato. Ich höre.«
Das La Nena war eine traditionsreiche Osteria in der Altstadt, geführt von zwei alten Leutchen. Toni und Nena. Sie war einst eine äußerst attraktive Frau gewesen und hatte vielen Gästen den Kopf verdreht. Jetzt, mit gut siebzig, wollte sie sich so bald wie möglich mit ihrem Mann in einem Haus auf dem Lande zur Ruhe setzen. Beide Kinder hatten studiert und wollten nicht in die Fußstapfen der Eltern treten. Brianeses Plan sah vor, dass ich zunächst als Kellner in der Osteria anfing und nach und nach die Leitung übernahm. Nach der Rehabilitation würde ich Eigentümer werden und das Lokal nach Lust und Laune umgestalten. In der Zwischenzeit sollte ich Fortbildungskurse besuchen, um mit dem Beruf vertraut zu werden.
Toni und Nena waren natürlich einverstanden und hatten den Preis für die Übernahme des Lokals bereits festgesetzt. Die Hälfte war bei meiner Einstellung fällig, die andere bei Abschluss des Verkaufs.
»Ihre Vergangenheit werden wir nicht verschweigen«, hatte der Anwalt erklärt. »Die Leute würden ohnehin davon erfahren, und das wäre schlimmer. Ich werde Sie als ehrlichen Mann einführen, der das Opfer schlechten Umgangs wurde, aber bereit ist zu zeigen, dass er sich geändert hat und zu etwas taugt. Sie müssen sich unauffällig verhalten, zugleich aber freundlich sein und Sympathien erwerben. Vor allem dürfen Sie kein Zeichen von Wohlstand an den Tag legen. Was Sie da anhaben, hängen Sie erst mal schön in den Schrank und holen es wieder raus, wenn das Lokal Ihnen gehört. Bis dahin kleiden Sie sich im Kaufhaus ein, wie alle Kellner. Teuren Restaurants und Nachtclubs gehen Sie aus dem Weg. Ihr Leben wird sich einzig und allein zu Hause und bei der Arbeit abspielen. Ich besorge Ihnen die richtige Kundschaft. Ausgesucht, erstklassig. Nach und nach formen wir das zu einem exklusiven Restaurant um. Ich habe vor, in die Politik zu gehen, und das La Nena könnte mein Club werden.«
»Politik? Wie, in die Politik?«
»Eine gemäßigte Partei mit Regierungsaussichten«, antwortete er mit einem Zwinkern. »Ich vertrete eine Gruppe von Händlern und Kaufleuten, die allzu lange im Abseits des politischen Lebens unserer Stadt gestanden haben, zwangsweise. Aber jetzt hat sich der Wind gedreht, und wir planen, unseren Einfluss zu vergrößern. Hier und auch in Rom. Sie werden verschiedene Bekanntschaften machen können, die Ihnen nützlich sein werden, um sich einen Platz in der Bürgerschaft unserer Stadt zu erarbeiten. Was halten Sie davon?«
»Wenn man es so hört, klingt es wie der perfekte Plan«, antwortete ich vorsichtig.
»Das ist es auch«, betonte er gekränkt. »Solange Sie nicht irgendwelchen Mist bauen und alles zunichtemachen.«
»Ich habe nicht die geringste Absicht, das zu tun.«
Brianese wechselte das Thema. »Da Sie Ihr Kapital für meine Aufwandsentschädigung und die Anzahlung des Restaurants anbrechen müssen, kann ich Ihnen eine vertrauenswürdige Person benennen, mit deren Hilfe Sie einen Teil des Geldes wiederbekommen können.«
»Auf welche Weise?«
»Kredite. Hohe Kredite, kurzfristig und hochverzinslich. Wenn Sie weiteres Kapital zur Hand haben, investieren Sie es, das ist wirklich ein gutes Geschäft.«
So redete er noch eine ganze Stunde. Anweisungen, Ratschläge, Warnungen. Der Typ aus San Vittore hatte recht
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