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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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eingebracht. Ich zitterte auf einmal wie Espenlaub, voller Panik durchsuchte ich die Wohnung mehrmals von oben bis unten. Als ich am nächsten Morgen aufbrechen wollte, war ich bei der Vorstellung, die Witwe könnte womöglich weitere Briefe versteckt haben, kurz versucht, Feuer zu legen. Aber ich fing mich wieder und konnte mich davon überzeugen, dass niemand so etwas finden würde, nicht einmal die Bullen, wenn ich es nicht gefunden hatte. Endlich hatte ich genug Kraft, die Tür zu öffnen und zu gehen. Ich beschloss, Anedda nichts davon zu erzählen. Die Möglichkeit, dass ich in Verdacht geriete, könnte ihn dazu bringen, mich als Gefahr zu betrachten. Und mir einen Kopfschuss zu verpassen.
    Ferruccio, der Bulle, kam mit einem Zivilwagen des Polizeipräsidiums. Ich öffnete die Tür und stellte die Tasche mit seinem Anteil auf den Beifahrersitz. Er legte den Gang ein, winkte mir kurz zu und fuhr los. Ich blickte dem Wagen nach, bis er im Verkehr verschwand. Ich hatte recht gehabt, diesem äußerlich so eleganten, innerlich verfaulten Bullen zu vertrauen. Das würde ich später noch bitter bereuen. Dass ich das in dem Moment noch nicht wissen, ja mir nicht vorstellen konnte, ist keine Entschuldigung. Bei einer Sache wie dieser hätte ein Toter mehr keinen Unterschied gemacht. Einfach, weil man Bullen nicht trauen darf. Genau wie Huren haben sie immer noch einen allerletzten Gefallen, den sie von dir verlangen. Und der dich reinreißt. Statt der Tasche hätte ich die Pistole mit dem Schalldämpfer durch die Tür stecken sollen. Drei, vier Schüsse, und die Sache wäre ein für alle Mal erledigt gewesen. Und ich hätte mit niemandem teilen müssen. Mein Irrtum war anzunehmen, dass ein Bulle, mit dem ich gemeinsame Sache gemacht hatte, mir immer noch mal nützlich sein könnte. Doch kaum hatte ich das Räuber-und-Gendarm-Spiel verlassen und begonnen, mich in der wirklichen Welt einzurichten, begriff ich, dass in ihr die Bullen keinen Pfifferling wert sind. Es gab ein Dickicht von »Dienstleistern«, jeder hatte seine Spezialität, seine Bekanntschaften, seine Kontakte, jeder präsentierte dir seine gepfefferte Rechnung. Sie waren es, die die Probleme lösten. Auf die Gesetze und die Gesetzeshüter wichsten sich alle einen ab, und zwar gewaltig.
     
    Ich stieg in meinen Panda, der jetzt mehr als eine Milliarde in von der italienischen Notenbank gedruckten Scheinen transportierte. Ich nahm die Autobahn. Wie meine Zukunft aussehen sollte, wusste ich noch gar nicht so genau, aber ich wusste, dass ich in die richtige Richtung fuhr, dorthin, wo alle, die was im Kopf und in der Hose haben, es weit bringen können: in den Nordosten, ins Land der Sieger.
     

La Nena
    Einige Tage nach meinem einundvierzigsten Geburtstag zog ich in eine Stadt im Veneto. In welche, tut nichts zur Sache. Ob Padua, Treviso oder Vicenza, die Geldgier war überall gleich groß. Trotzdem war meine Wahl nicht zufällig. Ich wollte in derselben Stadt leben wie Sante Brianese, ein Rechtsanwalt, der mir helfen sollte, meinen Platz in der Welt der ehrbaren Bürger zu finden. Seinen Namen hatte ich in San Vittore von einem früheren Bankdirektor gesagt bekommen, der wegen Betrug und Hinterziehung einsaß und mir Brianese als Tipp gab, falls ich mal einen Rechtsverdreher brauchte.
    »Von Jura hat er keinen blassen Schimmer«, hatte der Mann gesagt, »aber er ist wahnsinnig geschickt darin, all die vielen kleinen Probleme zu lösen, die ein Prozess so mit sich bringt, vor allem, wenn es darum geht, Geld aus illegalen Quellen zu investieren.« Anfangs hatte ich mich nicht an ihn wenden wollen, ich dachte, ich würde allein zurechtkommen. Aber ziemlich bald wurde mir klar, dass ich meine Papiere nicht in Ordnung hatte, ich konnte nicht einmal eine Wohnung anmieten, und bei jeder Polizeikontrolle machten mir meine Vorstrafen eine Menge Ärger.
    Brianese empfing mich in einer zurückhaltend, schlicht und teuer eingerichteten Kanzlei. Er war mittelgroß, aber sichtlich von häufigem Tennisspiel durchtrainiert, ein eleganter, vertrauenswürdig wirkender Mann. Sein kantiges Gesicht, das eines Maklers aus dem neunzehnten Jahrhundert, wirkte, als könne er jedes Problem lösen. Als ich ihm sagte, woher ich die Person kannte, die mir geraten hatte, mich an ihn zu wenden, forderte er mich auf, ihm einen Vorschuss auf sein Honorar bar auf den Tisch zu legen.
    »Gut.« Er steckte sich die Banknoten in die Jackentasche. »Jetzt sind Sie mein Mandant. Reden Sie ganz

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