Arrivederci amore, ciao
offen.«
Ich beschränkte mich darauf, ihm meine Situation als Exhäftling zu schildern, der ein gewisses Kapital zur Verfügung habe und es in der Gastronomie investieren wolle.
»Kommen Sie morgen zur selben Zeit wieder.« Mit diesen Worten entließ er mich. »Sie haben mir Ihre Lage sehr gut klargemacht, aber Sie werden verstehen, dass ich erst noch einige Informationen einholen muss.«
»Ihr Problem heißt Wiedereinsetzung in die früheren Rechte«, erklärte er anderntags. »Unserem Strafgesetzbuch gemäß hat ein rechtskräftig Verurteilter bei tadelloser Führung frühestens fünf Jahre nach Abbüßung der Strafe die Möglichkeit, bei der zuständigen Staatsanwaltschaft einen Antrag auf Rehabilitation und Streichung aus dem Vorstrafenregister zu stellen. Von der Wirkung her ist es dann, als hätte der Betreffende sich nie etwas zuschulden kommen lassen.«
»Und alles wird einfacher«, bemerkte ich.
Er lächelte. »Ja. Genau. Da nun, soweit ich verstanden habe, seit Abgeltung Ihrer Strafe rund drei Jahre vergangen sind …«
»Drei Jahre und zwei Monate.«
»Dann können wir also in zwei Jahren ein entsprechendes Verfahren in die Wege leiten, immer vorausgesetzt, dass Sie seit Ihrer Entlassung aus dem Gefängnis keinerlei Gesetzesverstoß begangen haben und das auch weiterhin so bleibt.«
Ich rutschte unbehaglich auf dem Stuhl hin und her. »Na ja, ich habe einige Zeit in einem Nachtclub gearbeitet. Das Lokal wurde häufig von Polizei, Carabinieri und Zollbehörde kontrolliert, mein Name steht ganz sicher in den Akten, umso mehr, als der Inhaber jetzt wegen Drogenhandel im Gefängnis sitzt.«
»Waren Sie persönlich von den Ermittlungen betroffen?«
»Nein.«
»Dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wichtig ist nur, dass Sie ab sofort jeden Kontakt zu zwielichtigen Kreisen vermeiden. Aber das scheinen Sie ja vorzuhaben, da Sie im Gaststättengewerbe investieren wollen, einem lukrativen und absolut ehrbaren Bereich.«
»So ist es. Ich habe eine gewisse Summe zur Verfügung und plane, ein Restaurant der gehobenen Kategorie zu führen.«
»Wie viel?«
»Eine Milliarde Lire.«
»Die Ersparnisse eines ganzen Lebens«, scherzte der Anwalt. »Hier bei uns ist es egal, woher das Geld kommt«, fügte er hinzu, nun wieder ernst. »Es darf nur nicht nach unsauberen Geschäften riechen, sondern muss nach harter Arbeit und produktiver Intelligenz duften. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
»Absolut. Genau deswegen bin ich zu Ihnen gekommen.«
»Und damit haben Sie recht getan. Halten Sie sich genau an meine Anweisungen, und ich garantiere Ihnen, Sie erreichen, was Sie sich vorgenommen haben.«
Die erste Anweisung betraf sein Honorar. Für die Machbarkeitsstudie verlangte er zwanzig Millionen, und zwar in bar. Bevor ich ging, wollte er wissen, wo ich wohnte. Ich nannte ihm den Namen eines Hotels am Stadtrand, er war entsetzt.
Vorwurfsvoll schüttelte er den Kopf. »Es gibt so viele Polizeikontrollen in der Gegend. Wenn die feststellen, dass Sie keine Arbeit haben, riskieren Sie ein Aufenthaltsverbot.«
Aus der Schublade holte er einen kleinen Schlüsselbund. »Ein Freund von mir besitzt in der Stadtmitte eine Gästewohnung. Klein, aber komfortabel.«
Ich streckte die Hand aus. »Wie viel?«, fragte ich.
»Zwei Millionen pro Monat.«
Der Anwalt hatte die Wahrheit gesagt. Die kleine Wohnung war geschmackvoll eingerichtet und bot eine zauberhafte Aussicht über die Dächer der Kirchen und alten Stadthäuser. Ein Blick ins Bad und in den Kühlschrank genügte mir, um zu erkennen, dass hier noch nie jemand dauerhaft gewohnt hatte. Diese Wohnung war ein Liebesnest. Wahrscheinlich gehörte sie Brianese selbst, und er nutzte sie mit seinen Freundinnen und für die eine oder andere kleine Orgie. Ich zog um, nahm aber nur die Geldtaschen und die Pistole mit dem Schalldämpfer mit. Alle Kleidung hatte ich tags zuvor in einen Müllcontainer geworfen, denn ich hatte beschlossen, mir einen neuen Look zuzulegen und mich endlich von einem Schneider einkleiden zu lassen. Wie ein respektabler Bürger.
Zur Kosmetikerin ging ich auch. Während ich darauf wartete, dass ich mit der Maniküre an die Reihe kam, blätterte ich zerstreut in einer Zeitschrift. Auf einmal sah ich ein Foto von der Witwe, als sie noch jung und fröhlich war. Die Zeitschrift widmete ihr gut drei Seiten. Ich hielt mich nicht damit auf, den Artikel zu lesen, Zeitverschwendung. Der Titel genügte mir: »Unglück oder
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