Arsen und Apfelwein
Bundesstraße Richtung Kronberg. Kaum eine halbe Stunde später fuhren sie auf den Parkplatz des Opel-Zoos. Bis auf einen Streifenwagen der Kronberger Kollegen und zwei zivile Pkw war der Parkplatz leer. Sascha parkte direkt neben dem Streifenwagen und sie stiegen aus.
Einer der Beamten beugte sich über die offene Fahrertür eines älteren Opels, in dem zwei Personen zu sitzen schienen. Im zweiten Pkw sah ein jüngerer Mann aus dem Fahrerfenster. Im hinteren Fenster erkannte Jenny undeutlich das Gesicht eines kleinen Kindes.
Der zweite Beamte kam auf sie zugeschlendert. »Sind Sie Frau Becker?«, fragte er gelangweilt.
Jenny runzelte die Stirn. »Bin ich und wer sind Sie?«
»Oberkommissar Bölkmeier.« Er warf sich etwas in die Brust. »Der Tote liegt da hinten im Wald. Etwa zwanzig Meter vom Parkplatz entfernt.«
Sie blickte sich um und nahm die Umgebung in sich auf. »Und wer ist bei ihm?«
»Wie meinen Sie das? Niemand. Er wird schon nicht weglaufen!«
Sascha trat vorsichtig einen Schritt zurück, während Jenny einen vortrat. »Sie lassen ein Mordopfer und einen Tatort ungesichert alleine? Aber auf der Polizeischule waren Sie schon? Oder haben Sie Ihre Uniform vom Kostümverleih?«
Bölkmeier wich zurück. »Wer soll denn schon da lang laufen? Bei dem Wetter?«
Jenny verdrehte die Augen und marschierte in die angegebene Richtung los. Sascha schüttelte den Kopf.
Bölkmeier setzte noch einen drauf. »Bisschen zickig, die Kollegin, was?«
»Blödmann«, meinte Sascha und lief hinter Jenny her.
Sie drehte sich zu ihm um. »Klär ab, ob Spusi und Gerichtsmedizin unterwegs sind. Und sprich mit den Leuten, die den Toten gefunden haben!«
Sascha nickte und machte kehrt. Bölkmeier hatte sich zu seinem Dienstwagen zurückgezogen und starrte demonstrativ in die andere Richtung. Der Kollege, der am Opel gestanden hatte, kam auf Sascha zu.
»Malte«, stellte er sich mit einem Seitenblick zu Bölkmeier vor. »Spusi ist unterwegs. Ich würde das Ehepaar Niederegger gerne heimfahren lassen. Der Fund der Leiche hat sie ziemlich mitgenommen, sind nicht mehr die Jüngsten und geradezu über den Toten gestolpert.«
Sascha nickte. »In Ordnung. Sind sie fahrtüchtig?«
»Ja, das schon.«
»Und die in dem anderen Wagen?«
»Ein junges Ehepaar und ihre Kinder. Haben nur die Polizei verständigt, als Niedereggers zu ihrem Auto kamen. Ich hab die Personalien festgestellt. Sie würden auch gerne heim, der Kinder wegen.«
»Wenn sie sonst nichts gesehen haben, können sie fahren.«
In diesem Moment bog der Kastenwagen der Spurensicherung in den Parkplatz ein, dicht gefolgt von einem Dienstwagen der Gerichtsmedizin. Sie parkten parallel zu den anderen Fahrzeugen und einige vermummte Gestalten stiegen aus. Sascha ging ihnen ein Stück entgegen, begrüßte sie und bedeutete ihnen, ihm zu folgen.
Jenny wartete auf dem Weg, ein paar Meter vor der Stelle, wo sie gerade noch ein Stück des Stoffes, der die Leiche bedeckte, erkennen konnte. Suchend blickte sie über die Eintreffenden. »Ist der Prof nicht da?«
Sascha schüttelte den Kopf. »Nein, eine junge Frau ist mit dem Wagen der Gerichtsmedizin eingetroffen.«
Als die Leute herangekommen waren, trat Jenny auf die Frau zu. »Becker, K11, ich glaube, wir kennen uns noch nicht.«
Von Nahem sah die Frau nicht ganz so jung aus, Jenny schätzte sie auf Ende dreißig. Sie nahm die Latexhandschuhe, die sie gerade überstreifen wollte, in die linke Hand und schüttelte die von Jenny. Dabei sah sie über Jennys Schulter in Richtung Tatort.
»Dr. Agathe Flick.«
»Hat der Prof heute frei?«
»Der Prof?«
»Dr. Schwind. Er wird allgemein so genannt.«
Sie lächelte nicht. »Das passt wohl. Nein, er ist krank.«
»Hoffentlich nichts Ernstes?« Jenny konnte sich nicht erinnern, dass der Gerichtsmediziner jemals krank gewesen wäre.
Dr. Flick hob die Schultern. »Er wird wohl einige Zeit arbeitsunfähig sein.«
Betroffen suchte Jenny nach Worten. Betont forsch kam ihr die Gerichtsmedizinerin zuvor. »So, was haben wir hier?«
»Zwei Rentner haben eine eingewickelte Leiche im Gebüsch gefunden. Ich wollte nicht näher ran, bis alles abgesichert und fotografiert ist.«
Schnell und effizient wurde das Gelände inzwischen mit Absperrband gesichert und ein Fotograf stakste vorsichtig herum und machte Aufnahmen.
Ein Spusimitarbeiter, der in seinem Schutzanzug wie ein Alien aussah, suchte den Bereich zwischen Weg und Fundort ab. Er richtete sich auf. »Sie können jetzt
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