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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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und Isotopenanalysen. Sie verstand nur die Hälfte, bat ihn jedoch, alles Machbare durchzuführen. Dann lehnte sie sich zurück. Ein umfangreicher Ermittlungsapparat nahm unaufhaltsam Fahrt auf. Was würde dabei herauskommen?

Sechs Monate später

    Ein halbes Jahr später waren sie im Fall des gefolterten Mädchens kein Stück weitergekommen. Und das, obwohl mit beträchtlichem Aufwand ermittelt wurde.
    Die Soko wuchs in kurzer Zeit auf über zweihundert Mitarbeiter an. Wie erwartet, übernahm das BKA bald Leitung und Organisation. Sogar das FBI half. Die DNA wurde weltweit durch alle Computer gejagt. Sogar Hellseher boten ihre Hilfe an und wurden nicht abgewiesen.
    Die isotopischen Untersuchungen hatten ergeben, dass das Mädchen aus dem vorderasiatischen Raum stammte, die letzten zwei Jahre aber hier im Rhein-Main-Gebiet zugebracht haben musste. Die bunten Bänder, mit denen es am Schirmständer festgebunden war, bestätigten das. Die sogenannten Nalas wurden im indischen, pakistanischen und afghanischen Raum zur Befestigung von Pluderhosen verwendet.
    Der Fall erregte enormes Aufsehen in der Öffentlichkeit. Internet und Fernsehen verbreiteten das Phantombild. Die Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst brachte einen ausführlichen Beitrag und in einer weiteren Sendung über ungelöste Mordfälle wurde mehrmals über den Fall berichtet. Die Suche dehnte sich bis in die vermuteten Herkunftsländer aus. Auch hier wurde mit Plakaten und über das Internet um Informationen aus der Bevölkerung gebeten und das nicht nur auf Deutsch und Englisch, sondern auch in Sprachen wie Paschtu, Urdu und Panjabi.
    Mit immensem Aufwand wurden Einreiseunterlagen von Mädchen im entsprechenden Alter kontrolliert. Als auch das keine Ergebnisse brachte, überprüfte man die Aufenthaltsorte von über tausend eingereisten Mädchen, um festzustellen, ob sie noch am Leben waren. Eine hohe Belohnung wurde ausgelobt.
    Die Hinweise aus der Bevölkerung waren mager. Insgesamt kamen etwa zweihundert, so viel, wie sonst an einem Wochenende eintrafen, wenn ein deutsches Mädchen ermordet wurde.
    Nicht überall stieß die Suche auf Verständnis. Eine Frau aus dem gleichen Kulturkreis fragte den ermittelnden Beamten: »Warum so ein Aufwand? Es ist doch nur ein Mädchen!«
    Ihr trauriges Schicksal berührte die beteiligten Kriminalbeamten so stark, dass sie dem Mädchen eine Beerdigung auf dem Friedhof Heiligenstadt bezahlten und einen kleinen weißen Grabstein spendeten.
    Die Aufschrift lautete: Unbekanntes Mädchen – gefunden am 31. Juli im Main .

    Als Motiv der schrecklichen Tat kam von Zwangsheirat bis Ehrenmord vieles in Frage. Auch wurde in Erwägung gezogen, dass das Mädchen als sogenannte Haussklavin in einem deutschen Haushalt untergebracht gewesen sein könnte. Doch in keiner Richtung ergaben sich konkrete Hinweise.
    Obwohl das Bundeskriminalamt einen Großteil der Ermittlungen übernommen hatte, war Jenny nach wie vor involviert. Doch andere neuere Fälle forderten ihre Aufmerksamkeit. Es war mittlerweile November geworden.
    So sehr dieser Fall die Gemüter erhitzt hatte, so sehr mussten sich alle an den Gedanken gewöhnen, dass er ungelöst bleiben könnte.

Ende November in der Nähe von Kronberg

    Elfriede und Wolfgang Niederegger liefen, die Kragen ihrer Wollmäntel hochgeschlagen, durch den Wald hinter dem Opel-Zoo.
    Sie parkten ihr Auto meist auf dem Ausweichparkplatz oben am Berghang. Dort fand man immer einen Platz, während im Sommer an der Hauptstraße vor dem Zoo schon vormittags kaum Parkplätze zu finden waren.
    Von hier konnte man ein Stück den Berg hinunterlaufen und sich dann entscheiden, ob man in den Zoo gehen oder den Rundweg außen herum nehmen wollte.
    Dieser Rundweg führte erst ein Stück am Außenzaun des Zoos entlang, dann machte er einen Bogen und teilte den Zoo in zwei Hälften. Der sogenannte Philosophen-Weg bildete die Verbindung zwischen zwei naheliegenden Ortschaften und musste frei passierbar sein, obwohl man hier einige Gehege besichtigen konnte, ohne Eintritt zahlen zu müssen. Darüber bestand seit Jahren ein Streit zwischen dem Zoobetreiber und den Gemeinden Kronberg und Königstein. Eine Einigung, die alle zufriedenstellte, war nicht in Sicht.
    Momentan wiesen Hinweisschilder darauf hin, dass der eigentliche Weg nicht verlassen werden durfte, und Spendenboxen legten mehr oder weniger dezent nah, für den »geschnorrten« Blick auf die Tiere einen freiwilligen Obolus zu leisten.
    Das ältere Paar

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