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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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herkommen. Bitte nur diesen Bereich betreten!«
    In seiner Spur gingen Jenny und Dr. Flick nach vorne und blieben vor der Leiche stehen. Halb eingewickelt in eine bunte Decke, teilweise bedeckt von Laub, lag der Körper auf dem Bauch, die Arme unter der Brust. Nur die Umrisse waren klar erkennbar.
    »Männlich?«, fragte Jenny.
    Die Gerichtsmedizinerin trat näher und hockte sich neben den Kopf. Ganz vorsichtig hob sie ihn etwas an. »Ja«, sagte sie dann über die Schulter. »Vielleicht Mitte zwanzig.« Sie legte den Kopf wieder in die Ausgangsposition, setzte sich auf die Fersen und verschaffte sich zunächst einen Überblick. »In dieser Position sind keine Verletzungen zu erkennen.« Sie fegte das Laub zur Seite und zog die Decke langsam herab. Ein Mitarbeiter der Spusi nahm sie ihr ab und tütete sie ein.
    Der Tote trug schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt und gleichfarbige Lederschuhe. Seine Arme waren unter der Brust verschränkt, die Beine leicht gespreizt.
    »Ich drehe ihn um.«
    Jenny zog die Luft ein, als sie dem jungen Mann das erste Mal ins Gesicht sah. Auch wenn der Tod seine Spuren hinterlassen hatte, war doch deutlich zu erkennen, dass er bildhübsch gewesen sein musste. Die Haare waren lackschwarz, die Wimpern lang und dicht wie die eines Mädchens, das Kinn markant und leicht eingekerbt.
    Jenny ging in die Hocke. »Hat er etwas in den Taschen?«
    Die Gerichtsmedizinerin ignorierte sie und besah den Leichnam von allen Seiten. Sie betrachtete eingehend Gesicht und Hals. Dann erst durchsuchte sie betont langsam seine Taschen. »Kein Geld, keine Papiere, gar nichts. Aber eine teure Uhr. Wollen Sie sie mitnehmen? Die Handschuhe bleiben an, bis ich ihn im Institut auf dem Tisch habe.« Ihr Ton ließ keinen Gedanken an Widerrede aufkommen.
    »Die Uhr kann auch erst mal in die Spusi. Wie lang ist er tot?«
    »Schätzungsweise ein bis zwei Tage. Schwer zu sagen bei der Kälte, aber weniger sicher nicht und auch nicht wesentlich länger. Es gibt keinerlei Fraßspuren. Genaueres nach der Obduktion.«
    Jenny richtete sich wieder auf und wandte sich zu Sascha. »Warten die Leute, die ihn gefunden haben, noch?«
    »Ich hab sie heimfahren lassen. Es ging ihnen nicht allzu gut.«
    Sie nickte. »Gut, Pat und Patachon haben sie hoffentlich befragt?«
    Sascha grinste kurz. »Der andere ist ganz ok.«
    »Zwei von der Sorte wären auch übel.« Sascha enthielt sich weise eines Kommentars.
    »Frau Dr. Flick?« Die Ärztin drehte sich um und hob eine Augenbraue. Jenny ging in die Hocke. »Brauchen Sie uns noch?«
    Irritiert schaute die Frau sie an. »Wofür?«
    Das brachte Jenny kurz aus der Fassung. »Na …«
    Doch die Ärztin beugte sich schon wieder über die Leiche. »Ich führe die Obduktion durch, sobald die Leiche im Institut ist. Wer von Ihnen kommt?«
    Jenny spürte Saschas hoffnungsvollen Blick förmlich zwischen ihren Schulterblättern. »Mein Kollege hier, Herr Meister.«
    »Er soll pünktlich sein!«
    Jenny öffnete den Mund zu einer Entgegnung, schloss ihn jedoch gleich wieder. Gerichtsmediziner … Einer schlimmer als der andere.
    Sie winkte Sascha, der der Ärztin gespannt zusah. »Komm, hier werden wir offensichtlich nicht gebraucht.«
    »Ich freu mich schon auf die Obduktion.«
    »Sascha, das ist pietätlos.« Jenny war ehrlich betroffen.
    Sascha schaute sie erschrocken an. »So mein ich das nicht. Nur rein wissenschaftlich.«
    »Nimm dir, wenn wir zurück sind, sofort einen Dienstwagen und fahr rüber nach Sachsenhausen. Nicht, dass du noch zu spät kommst.«
    »Du kannst sie nicht leiden, was?« Sascha grinste.
    »Ach was«, wiegelte Jenny ab. »Ich … nun ja … würde sagen, wir harmonieren nicht wirklich.«
    »Klar«, meinte Sascha. »Ihr seid euch zu ähnlich.«
    »Quatsch«, konterte Jenny empört. »Wie kommst du auf so was?«
    Wenig elegant wechselte Sascha das Thema. »Hoffentlich ist der Prof nicht ernsthaft krank!«
    Jenny ging darauf ein. »Ich mach mir Sorgen. Er fehlt mir richtig. Sogar sein Geschimpfe.«
    Am Präsidium ließ Jenny Sascha auf dem Parkplatz zurück und ging in ihr Büro, wo sie Logo antraf.
    »Was liegt an?«, nuschelte er. Jenny sah ihn einen Moment irritiert an, bis ihr einfiel, dass er beim Zahnarzt gewesen war.
    »Gleich, wie war’s?«
    »Furchtbar. Aber jetzt erzähl du.«
    Jenny informierte ihn ausführlich über den Leichenfund und die neue Gerichtsmedizinerin.
    »Sieht sie gut aus?«
    »Also das ist doch jetzt wirklich absolut unerheblich.«
    Logo grinste

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