Arsen und Apfelwein
geschäftlich zu tun haben. Zum einen im Rahmen von geschäftlichen Besprechungen, zum anderen natürlich auch aus gesellschaftlichen Verpflichtungen heraus.«
»Hat Marc Sie da manchmal begleitet?«
»Tatsächlich waren das Gelegenheiten, wo er mich und meine Frau begleitet hat. Zu den gesellschaftlichen Terminen natürlich.«
»Wie kam das?«, fragte Jenny erstaunt.
»Ich habe ihn gedrängt. In manchen Kulturen ist Familie sehr wichtig und es wird geradezu erwartet, dass Frau und Kinder mitkommen. Schon nur einen Sohn zu haben gilt dort als Makel.«
»Verstehe. Ist im Rahmen dieser Besuche einmal etwas Ungewöhnliches vorgefallen?«
»Was zum Beispiel?«
»Irgendetwas? Ein Streit. Eine Peinlichkeit. Hat Marc jemanden kennengelernt?«
Duprais überlegte einen Moment. »Nicht, dass ich wüsste. Er schien sich meist zu langweilen und möglichst schnell wegzuwollen, hielt aber die Regeln der Höflichkeit ein.«
»Bitte fragen Sie auch Ihre Frau, ob ihr etwas aufgefallen ist. Wann war das letzte Mal, dass er Sie begleitet hat?«
»Da müsste ich in meinem Terminkalender nachsehen, aber ich bin ziemlich sicher, es war letztes Jahr im November. Das Islamische Neujahrsfest wurde gefeiert.«
»Und wo war das?«
Er nannte Jenny Namen und Adresse einer Botschaft. Sie ließ ihn sich buchstabieren.
»Wissen Sie noch, wer sonst anwesend war?«
Es blieb einen Moment still. »Tut mir leid. Ich gehe auf viele dieser Veranstaltungen und es sind in der Regel hunderte Gäste anwesend. Ich erinnere mich wirklich nicht.«
»Danke.« Jenny legte auf und blätterte durch ihre Unterlagen. »Wenn das mal Zufall ist. Die gleiche Straße, in die Marc Duprais immer wieder gefahren ist. Oder konstruiere ich da gerade etwas?«
Logo hob die Schultern. »Lohnt sich auf jeden Fall, dem nachzugehen!«
»Aber wie? In der Botschaft können wir uns nicht erkundigen. Die genießen absolute diplomatische Immunität.«
»Wir wollen sie befragen und nicht verdächtigen.«
»Das ist mit ihrem Einverständnis auch möglich, aber nur nach vorheriger Zustimmung des Auswärtigen Amtes. Und um die zu bekommen, müssen wir mehr in der Hand haben, als dass das Opfer vor vielen Monaten mal dort zu Besuch war. Es soll tunlichst vermieden werden, Mitglieder eines diplomatischen Haushaltes zu belästigen.«
Sascha überlegte. »Was ist mit den Angestellten?«
»Für die gilt das Gleiche«, antwortete Jenny.
»Red doch mal mit Biederkopf. Das geht über unsere Kompetenz hinaus«, meinte Logo.
Jenny stand auf. »Hatte ich gerade vor. Wundert mich sowieso, dass er so selten auftaucht und nachfragt.«
Biederkopf war beschäftigt und bat sie, einen Moment vor der Tür zu warten, als sie klopfte. Erstaunt lehnte sie sich an die Wand im Gang. Das war ihrer Erinnerung nach noch nie vorgekommen. Kein Laut war aus dem Büro zu hören. Dann öffnete sich die Tür plötzlich und eine junge Frau kam lachend heraus. Biederkopf hielt sie am Ellbogen und lachte ebenfalls herzlich. Peinlich berührt trat Jenny einen Schritt zurück.
»Frau Becker«, meinte der Staatsanwalt, »ich habe gleich Zeit für Sie. Gehen Sie ruhig schon rein, ich bringe eben nur noch meinen Besuch zum Aufzug.«
Sie ging ins Zimmer und blieb unschlüssig in der Mitte stehen. Ob das seine Neue war?
Es dauerte lange, bis er zurückkam. Eilig trat er ins Zimmer und zog sich sofort hinter seinen Schreibtisch zurück. »Warum setzen Sie sich denn nicht?«, fragte er irritiert.
Jenny ließ sich schnell auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder. Ob sie auch da gesessen hatte? Oder vielleicht auf Biederkopfs … sie rief sich innerlich zur Ordnung. Das ging sie gar nichts an. Sie räusperte sich und legte dem Staatsanwalt die Problematik dar.
Er schüttelte entschieden den Kopf. »Auf keinen Fall. Ist Ihnen das Ausmaß der diplomatischen Immunität klar? Selbst wenn wir nachweisen könnten, dass ein Mitglied des Haushaltes ein Mörder wäre, wären uns die Hände gebunden und der oder die könnte ungehindert ausreisen.«
»Wir suchen doch nur nach Hinweisen, was Marc Duprais dort in der Gegend wollte. Ob es überhaupt mit der Botschaft zusammenhängt.«
»Auch durch solche Nachfragen könnte sich jemand belästigt fühlen und das muss in jedem Fall vermieden werden. Da müssen Sie mir schon mehr bringen.«
»Ein Geständnis?«, fragte sie bitter.
»Zum Beispiel«, antwortete er ungerührt. »Oder einen Zeugen, dass er sich tatsächlich wiederholt vor der Botschaft aufgehalten hat. Das
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