Arsen und Apfelwein
um.
Während Jenny an der Kasse ihren Präsentkorb zusammenstellen ließ, wanderte er durch den Laden. Als sie fertig war, fand sie ihn vor einem Büchertisch. Er studierte den Klappentext eines Taschenbuchs.
»Guck mal, Mord mit Grüner Soße . Noch so ein Frankfurt-Krimi. Ich sollte vielleicht auch mal einen lesen.«
»Hast du nicht täglich genug Krimi? Außerdem hab ich dich noch nie ein Buch lesen sehen.« Sie zwinkerte ihm zu.
Er legte das Taschenbuch wieder auf seinen Stapel. »Hast recht. Aber ich hab schon mal eins angefangen.«
Sie liefen weiter die Leipziger hinunter und aßen in einem Thailändischen Lokal zu Abend. Jenny versuchte, aus Logo etwas über sein Privatleben herauszukitzeln. Letztes Jahr hatte sich seine Freundin Marion von ihm getrennt, etwas, was wohl nur für ihn überraschend gekommen war. Seitdem tat sich nicht viel in Sachen Beziehung. Zumindest nicht, soweit Jenny wusste. Logo antwortete nur einsilbig. Offensichtlich wollte er nicht mit ihr über das Thema reden. Gegen zwanzig Uhr fuhr sie ihn zurück zu seinem Wagen und machte sich auf den Heimweg.
Auf ihrem Anrufbeantworter war nichts. Sie starrte einen Moment darauf. Wie würde wohl der nächste Kontakt mit Kevin aussehen?
Die Antwort erfuhr sie schneller als erwartet. Als sie morgens im Büro eintraf, lümmelte Kevin, oder wie sein richtiger Vorname lautete, auf ihrem Bürostuhl. Sie blieb wie angewurzelt in der Tür stehen. Er stieß sich von den Armlehnen ab und stand schwungvoll auf. Lässig schlenderte er auf sie zu, beugte sich vor und küsste sie auf die Wange.
»Dachte schon, du tauchst nie auf!« Er lächelte und milderte den Vorwurf damit ab.
Etwas hilflos sah sie sich um. »Ist doch sonst noch keiner hier«, meinte sie schwach.
»Ich zieh dich nur auf.« Er grinste süffisant.
Sie riss sich zusammen, ging um den Schreibtisch herum und zog ihre Jacke aus. »Willst du einen Kaffee?« Ihr Blick fiel auf die Maschine und die volle Kanne, die darauf stand. »Die Frage kommt wohl verspätet, aber fühl dich nur wie zuhause.«
Die Situation schien ihn offensichtlich zu amüsieren. Jenny hasste es, wenn ihr das Heft so aus der Hand genommen wurde. »Und was kann ich für dich tun?«, fragte sie schärfer als beabsichtigt.
Sofort wurde er ernst. »Mit dem Küchenhelfer bin ich nicht weitergekommen. Aber ich habe dir eine Liste von Personenschützern zusammengestellt, die im letzten Jahr in der Botschaft waren. Zum Glück kennt man sich in diesen Kreisen. Ich nehme an, du willst sie selbst befragen?«
Jenny entspannte sich. »Auf jeden Fall. Danke vielmals.«
Er stand auf. »Keine Ursache. Ich helfe doch gerne.« Er zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Brusttasche und reichte es ihr. »Vielleicht nicht vollständig, aber du hast einen Anfang.«
Sie überflog das Blatt. »So viele?«
Er lachte. »Da siehst du, wie viele wichtige Leute es in Frankfurt gibt. Wirkliche oder eingebildete.« Mit einem Zwinkern schlenderte er zur Tür hinaus. Jenny sah ihm nach. Dann zählte sie die Namen auf der Liste. Dreizehn Personen waren es, jeweils mit einer kurzen Erklärung versehen. Die meisten arbeiteten für zwei Firmen, die Firma Secur in Frankfurt Sachsenhausen und die Firma Protekt in Hanau.
Jenny schnappte sich ihre Jacke. Ärgerlich sah sie auf die Uhr und trat auf den Gang hinaus. Gerade bogen Logo und Sascha um die Ecke des Ganges. Erstaunt sahen sie Jenny vor der Bürotür stehen.
»Sascha kommt mit mir. Logo, du hältst hier die Stellung. Schaffst du das?«
Irritiert sah er sie an. »Klar, und wo willst du hin?«
»Ich will ein paar Personenschützer abklappern, die in der Botschaft waren.«
»Und das ist so eilig, dass du uns vor der Tür erwartest?«
»Ja«, antwortete sie lapidar und schob Sascha den Gang entlang. Er warf einen gequälten Blick über die Schulter zu Logo. »Hilfe«, hauchte er. Logo lachte schadenfroh und Jenny musste grinsen. »Ich helf dir gleich! Los jetzt.«
Sie wusste selbst nicht, warum sie es so eilig hatte, wegzukommen. Kevins Besuch hatte sie aus der Ruhe gebracht und die Aussicht, hinauszukommen, erhöhte ihre Motivation. Im Büro zu sitzen war nicht unbedingt ihre Lieblingsbeschäftigung.
Sie fuhr durch die Innenstadt und über die Friedensbrücke nach Sachsenhausen in die Darmstädter Landstraße. Unterwegs erklärte sie Sascha, was sie vorhatte. Er gähnte. »Wir hätten uns telefonisch die Adressen geben lassen können.«
»Persönlich ist es mir lieber.« Sascha nickte
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