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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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müde.
    Das Büro der Security-Firma befand sich in einer Seitenstraße unweit des Südfriedhofes. Sie parkten direkt vor dem Gebäude und betraten das Foyer. An der Rezeption wies Jenny sich aus und legte ihr Anliegen dar. Die Empfangsdame rief einen Vorgesetzten, der sie in sein Büro bat. Jenny erklärte ihm die Angelegenheit und er druckte ihr widerspruchslos die benötigten Daten aus.
    »Hans Seegher und Julius Lange haben heute Vormittag frei. Die nächsten beiden …«, er machte Kreuze auf Jennys Liste, »sind bei einer Großveranstaltung. Und Juliane Munk arbeitet momentan nicht. Sie ist im Mutterschutz.«
    Jenny bedankte sich.
    »Immer wieder gerne«, meinte er und schenkte ihr ein charmantes Lächeln. Sie lächelte etwas verhalten zurück. Im Moment war ihr absolut nicht nach Flirten zumute. Sie verabschiedeten sich und saßen einen Moment später wieder im Auto.
    »Wohin zuerst?«, fragte Sascha, der deutlich wacher aussah. Jenny glich die Liste mit ihren Notizen ab. »Als erstes zu diesem Lange. Er scheint mehrmals in der Botschaft Dienst gemacht zu haben.«
    Julius Lange wohnte in Dreieich, einem kleinen Ort im Frankfurter Umland. Jenny fuhr die Darmstädter Landstraße stadtauswärts durch Neu-Isenburg und suchte sich unter Zuhilfenahme des Navis ihren Weg durch die kleinen Straßen Dreieichs. Lange wohnte in einem gepflegten Mehrfamilienhaus in einer wenig befahrenen Seitenstraße. Auf ihr Klingeln wurde der Türdrücker betätigt und sie stiegen die Treppe hinauf in den ersten Stock. Der Personenschützer stand in der offenen Tür und sah ihnen stirnrunzelnd entgegen. Er sah angespannt aus, seine Körperhaltung wirkte abweisend.
    Jenny zog ihren Ausweis und hielt ihn vor sich, bevor sie näher trat. Sascha blieb ein Stück hinter ihr. Lange griff nach dem Ausweis und studierte ihn kurz. Seine Miene entspannte sich etwas.
    »Polizei«, meinte er, »kommen Sie rein.«
    Er führte sie in ein kleines Wohnzimmer, das recht konservativ eingerichtet war. Eine beigeblau gemusterte Couchgarnitur war um einen Tisch mit gekachelter Platte gruppiert. Auf dem Boden lag ein Flokati. Alles war sauber und freundlich. Die Fensterbank stand voller Blumentöpfe.
    Lange bot ihnen zunächst keinen Platz an. »Worum geht es denn?«
    Jenny ließ ihren Blick schweifen. »Das ist eine etwas längere Geschichte …«
    Der Personenschützer zögerte kurz, dann antwortete er. »Dann setzen wir uns am besten. Kaffee?«
    »Sehr gerne!« Jenny lächelte erfreut. Der Mann verschwand in der Küche und klapperte mit Geschirr. Jenny und Sascha setzten sich auf die Couch.
    Nach einigen Minuten kam Lange zurück und balancierte ein Tablett mit drei Tassen, Zucker und Milch. Er stellte alles auf dem Tisch ab und ließ sich auf einen Sessel fallen.
    »Jetzt bin ich aber neugierig«, meinte er und schaute sie erwartungsvoll an. Jenny musterte ihn kurz. Hätte sie ihn beschreiben müssen, das erste Wort wäre »unauffällig« gewesen. Seine Haare waren hellbraun, die Augen irgendetwas zwischen blau und grau, die Gesichtsfarbe blass. Nichts an seinen Zügen fiel ins Auge. Eine Ausnahme stellten die Ohren dar, die auffällig abstanden. Er war nur wenig größer als Jenny und von eher durchschnittlicher Statur, nur seine Arme waren ungewöhnlich muskulös.
    Jenny dankte ihm für den Kaffee. Sie trank einen Schluck, dann erklärte sie ihm den Grund ihres Hierseins.
    Während sie sprach, wechselte sein Gesichtsausdruck von überrascht zu unsicher. Als sie endete, runzelte er die Stirn. »Was genau möchten Sie von mir wissen? Ich muss wohl nicht klarstellen, dass ich nichts preisgeben darf, was mit einem Auftraggeber in Verbindung steht?«
    Jenny nickte. »Selbstverständlich. Uns geht es mehr darum, ob Ihnen in der Botschaft irgendetwas aufgefallen ist. Haben Sie Mitglieder des Personals kennengelernt? Die Botschaftsangehörigen?«
    Lange wich ihrem Blick aus. »Ich versuche, mich zu erinnern. Sehen Sie, ich arbeite an so vielen Orten. Natürlich war ich schon mehrmals in der Botschaft, aber mit dem Personal habe ich selten zu tun, es sei denn, es gibt etwas hinsichtlich der Sicherheit zu besprechen. Die betreffende Botschaft ist sehr gut organisiert. Ich habe mich immer nur um meine jeweilige Zielperson kümmern müssen.«
    »Erzählen Sie alles, was Ihnen einfällt. Eindrücke, kleine Begebenheiten, einfach alles.«
    Er kratzte sich am Kopf. »Der Botschafter ist sehr sympathisch. Seine Frau scheint mir … wie beschreibe ich sie am

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