Arsen und Apfelwein
besten … hoheitsvoll und unnahbar. An die Angestellten kann ich mich, ehrlich gesagt, kaum erinnern.« Unruhig rutschte er auf dem Sofa hin und her.
»Haben Sie die Besucherräume jemals verlassen?«
»Höchstens, um auf die Toilette zu gehen, und die geht direkt vom Flur vor dem Saal ab.«
»Gut, können Sie sich erinnern, wer noch dort gearbeitet hat? Außer den Mitarbeitern Ihrer Firma, diese Namen haben wir schon. Vielleicht kennen Sie Kollegen von anderen Firmen?«
Er nickte. »Man kennt sich allgemein. Spontan fallen mir nur zwei ein, die sicher mit mir da waren.« Er nannte zwei Namen, die bereits auf Jennys Liste standen.
Sie bedankte sich. »Das war schon alles. Falls Ihnen noch etwas einfällt, können Sie mich jederzeit anrufen.« Sie reichte ihm ihre Karte. »Und bitte in jedem Fall, wenn Sie noch mal in dieser Botschaft eingesetzt werden.«
Er versprach es und brachte sie zur Tür.
Im Auto blieb Jenny einen Moment sitzen und überlegte. »Ist dir aufgefallen, was er für feuchte Hände hatte? Wir fahren als nächstes bei Frau Munk vorbei. Vielleicht sieht eine Frau Dinge aus einer anderen Perspektive.« Sascha schaute zweifelnd. Juliane Munk wohnte in Neu-Isenburg, in der Nähe des Isenburg-Zentrums in einem Mehrfamilienhaus. Sie öffnete ihnen die Tür in einem T-Shirt, das voller Milchflecken war. Unter den linken Arm hatte sie einen Säugling geklemmt.
»Ja?«, fragte sie und blickte von Jenny zu Sascha. Ihr Lächeln war müde, doch freundlich.
Jenny stellte sich vor. »Dürfen wir kurz reinkommen? Wir hätten ein paar Fragen.«
Frau Munk schob mit der Hüfte die Tür weiter auf und wischte mit der freien Hand den Mund ihres Sprössling ab. »Auf eigene Gefahr«, meinte sie und wies mit dem Kinn die Richtung. Sie ließ sie in eine große Wohnküche vorausgehen. Überall lagen und standen Babyutensilien. An den Küchentisch war ein Holzstuhl geschoben, der ebenso wie Tisch und danebenstehende Stühle mit Milchflecken überzogen war. Juliane Munk zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich bin noch nicht so geübt in diesen Dingen.« Sie wies mit dem Kinn auf das Durcheinander. Sascha beugte sich zu dem Baby vor und grinste. »Wie alt ist er denn?«
»Sie«, meinte Frau Munk. »Lina. Sie ist drei Wochen alt.« Das Baby starrte Sascha aus großen Augen an. Er wackelte mit dem Finger und machte gurrende Geräusche. Das Baby zögerte einen Moment. Dann lächelte es. Jenny verdrehte innerlich die Augen. Na gut, niedlich war sie, die Kleine. Aber auf den Brei konnte Jenny gut verzichten.
»Frau Munk, es geht um Ihre frühere Tätigkeit als Personenschützerin.« Momentan konnte sich Jenny die zierliche Frau in dem Job nicht recht vorstellen.
»Setzen Sie sich doch«, meinte Frau Munk und schaute sich hilflos um. Jenny blickte auf die bekleckerten Stühle. »Dauert nicht lange«, meinte sie. Sie erklärte kurz, worum es ihnen ging.
Frau Munk überlegte. »Ist ja schon etwas her. Ich war mehrmals in besagter Botschaft. Interessant, dass es gerade um sie geht.«
»Wieso?«, meinte Jenny interessiert.
»Die Veranstaltungen dort sind mir gut in Erinnerung, weil ich sicher war, dass ein Kollege mit einer Angestellten angebandelt hat. Und das ist sehr ungewöhnlich. Vor allem, weil der Kollege so gar nicht der Frauentyp ist, dem man so was zutraut.«
»Sind Sie sicher?« Aufregung hatte Jenny erfasst. »Wer?«
»Julius Lange. Ich vermute es nur, aber es machte ganz den Eindruck.«
»Lange? Und wer war die Angestellte?« Sascha wollte etwas sagen, aber Jenny brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen.
»Kann ich nicht sagen. Sie hat die Besucher empfangen und während den Veranstaltungen nach dem Rechten gesehen.«
»Und wie kommen Sie darauf, dass ein Verhältnis zwischen ihr und Herrn Lange bestand?«
»Es war mehr so ein Gefühl. Wie er sie ansah. Und sie hat ihn zu betont nicht angesehen. Verstehen Sie, was ich meine?« Jenny nickte. »Allerdings. Höchst interessant. Kommt so etwas öfter vor?«
Juliane Munk errötete leicht. »Ich hab meinen Mann auch so kennengelernt. Nicht genauso, aber auch während des Dienstes. Er arbeitet in der Bank, deren Aufsichtsratsvorsitzenden ich bewacht habe.«
»Wo die Liebe hinfällt«, trompetete Sascha dazwischen. Jenny warf ihm einen bösen Blick zu und Frau Munk lachte. »Genau.«
Jenny entschuldigte sich. »Das war’s auch schon.«
Frau Munk nickte. Das Baby in ihrem Arm fing an zu quengeln. Sie seufzte. »Sie finden alleine
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