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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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ungleich kleiner. Auf einem langen Tisch lagen Kopfhörer, Schutzbrillen, Paintball-Gewehre und Übungswaffen. Den ganzen Nachmittag jagte Kevin sie durch den Parcours. Immer neue Szenarien übten sie, bis Jenny gegen achtzehn Uhr seufzend den Kopfhörer zum letzten Mal für diesen Tag absetzen konnte. Die meisten hatten es eilig, die Halle zu verlassen und drängten dem Ausgang zu. Sie wischte sich die schweißnasse Stirn mit dem Ärmel. Etwas pustete in ihren Nacken und sie fuhr herum. Kevin stand hinter ihr, frisch und ausgeruht, als hätte er nicht den ganzen Nachmittag mit ihnen in der warmen Halle verbracht. »Wollen wir zusammen essen gehen?«, fragte er. Jenny zögerte.
    »Welche Zimmernummer hast du?«, erkundigte er sich.
    »Sechzehn.«
    »Ich hol dich um halb acht ab.« Er drehte sich um und verschwand durch die Tür. Jenny starrte ihm nach. Ärger kämpfte mit Amüsement. Warum sollte sie eigentlich nicht mit ihm essen gehen? Vielleicht kam dabei noch etwas Nützliches für ihren Fall heraus. Wo sie schon so viel Zeit wegen des Seminars verlor. Sie ging auf ihr Zimmer im Nebengebäude und duschte. Dann stand sie vor ihrem Koffer und verzog das Gesicht. Wenn ihm Jeans und T-Shirt nicht schick genug waren, hatte er Pech. Mehr hatte sie nicht eingepackt.
    Kurz nach halb acht klopfte es und sie öffnete. Kevin lehnte lässig am Türrahmen. Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Sprache wieder gefunden hatte. Er grinste, als könnte er ihre Gedanken lesen. Arroganter Typ, schimpfte sie innerlich. Sie stopfte sich ein paar Geldscheine in die Hosentasche, griff ihren Schlüssel und zog die Zimmertür hinter sich zu. »Wohin?«, fragte sie.
    »Ich kenne einen sehr guten Italiener. Ein Stück mit dem Auto, aber es lohnt sich. Wir nehmen meinen Wagen.«
    Als sie zum Parkplatz kamen, klappte ihr Unterkiefer herunter. Breit grinsend schloss er ein altes Ford Mustang Cabrio auf.
    »Wahnsinn«, meinte sie und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    »Hab ich schon ewig«, meinte er stolz und strich liebevoll über das Armaturenbrett. »Mein Baby.«
    Für Jennys Geschmack war die Fahrt zum Restaurant viel zu kurz. In einem kleinen romantischen Lokal direkt am Rhein saßen sie hinter den großen Aussichtsfenstern im Warmen und sahen den vorbeiziehenden Lichtern auf dem großen Fluss zu.
    Mit der Zeit vergaß Kevin seine Coolness und zeigte sich als charmanter Unterhalter, der sich ehrlich für Jenny zu interessieren schien. Sie erzählten viel, lachten ab und zu und Jenny trank eindeutig zu viel Bier. Jedes Mal, wenn sie ihn anschaute, kribbelte es in ihrem Bauch. Ausgerechnet!, schalt sie sich. Ein Typ, dem jede Frau hinterherschaut. Der wird grad was von dir wollen. Jünger als sie war er auch noch. Als sie aufstand, um zur Toilette zu gehen, drehte sich alles. »Hoppla«, meinte sie. »Ich glaube, ich sollte langsam heimgehen und noch ein paar Stunden Schlaf bekommen.«
    Er lächelte. »Schlaf wird überschätzt.«
    Als Jenny zurück an den Tisch kam, hatte er bezahlt und holte ihre Jacke. Galant half er ihr hinein, sei es, weil er sich als Kavalier zeigen wollte, sei es, weil sie nicht mehr stehen konnte, ohne sich festzuhalten. Jenny war es peinlich. »Ich trinke selten mehr als ein Bier. Ich vertrage nichts.«
    Er legte den Arm um sie. »Macht doch nichts. Lag sowieso in meiner Absicht, dich betrunken zu machen!«
    »So?« Sie schaute ihn verblüfft an.
    Er küsste sie hinters Ohr. »Hier gibt es das beste Kellerbier in Wiesbaden. Ich wusste, dass du da nicht widerstehen kannst. Ich habe gehofft, du kommst noch ein bisschen mit zu mir.«
    Jenny war baff. Flirtete er tatsächlich mit ihr? Ihr wurde warm. Sie sah ihn an, dann wandte sie den Blick wieder ab. Sie war verlegen wie ein Schulmädchen. Das musste der Alkohol sein.
    Sie wusste nicht, was sie antworten sollte und lief einfach Richtung Ausgang. Sofort war er neben ihr und legte den Arm um sie. Auch die Autotür hielt er ihr auf und wartete, bis sie eingestiegen war. Dann ging er in die Hocke und kam ihr ganz nahe.
    »Wie sieht’s aus, zu dir oder zu mir?«
    Sie schluckte. »Wo wohnst du überhaupt?«
    Er stutzte. »Hab ich das nicht erzählt? Hier in Wiesbaden. Praktisch, nicht?« Er zwinkerte ihr zu. »Und?«
    Sie zögerte nur kurz, dann warf sie alle Bedenken beiseite. »Zeig’s mir«, murmelte sie und ein breites Lächeln ging über sein Gesicht.

    Am nächsten Morgen wurde sie mit einem kratzigen Kuss und dem Geruch von Kaffee geweckt. Vorsichtig

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