Arsen und Apfelwein
sie. »Der hat Dreck am Stecken. Ich überprüfe ihn und wenn ich auch nur die kleinste Kleinigkeit finde, nehmen wir ihn hops.«
Bevor Jenny antworten konnte, ging die Tür auf und Staatsanwalt Biederkopf stand im Zimmer. Ohne Einleitung wandte er sich an Jenny. »Hatte ich nicht untersagt, von Schaubert weiter zu belästigen? Ich habe eben einen Anruf von seinem Anwalt erhalten!«
Jenny starrte ihn sprachlos an, fing sich jedoch schnell. »Ich lasse mir keinen Maulkorb anlegen. Von Schaubert zu befragen, war unerlässlich für die Ermittlungen.«
»Maulkorb?«
Jenny hatte Biederkopf noch nie so wütend gesehen.
»Was erlauben Sie sich? Ist Ihnen einmal die Idee gekommen, ich könnte Gründe für meine Anweisungen haben?«
»Nein«, entgegnete Jenny lapidar.
Biederkopf zwang sich sichtlich zur Ruhe und atmete tief durch. »Würden Sie mich freundlicherweise über die Neuigkeiten im Fall Duprais informieren?«
Jenny war nicht so leicht zu besänftigen. Mit einer Geste wies sie Logo an, den Staatsanwalt aufs Laufende zu bringen. Als Logo geendet hatte, rieb sich Biederkopf das Kinn. »Merkwürdige Sache. Rechtfertigt nicht, von Schauberts zu belästigen. Sie wissen nicht einmal, ob diese Burschenschaft überhaupt etwas mit Duprais’ Tod zu tun hat.« Die letzten Worte hatte er direkt an Jenny gerichtet.
Sie fuhr auf. »Irgendwo muss ich anfangen. Oder können Sie mir vielleicht einen besseren Ansatz sagen?«
»Nein«, konterte der Staatsanwalt. »Aber ich könnte Ihnen einige Tipps in Sachen Diskretion und Takt geben.«
Jenny blieb der Mund offen stehen. Bevor sie antworten konnte, hatte der Staatsanwalt sich umgedreht und grußlos den Raum verlassen. Logo und Sascha starrten ihm hinterher. Logo fasste sich als erstes wieder. »Was ist in den gefahren?« Jenny antwortete nicht. Sie griff ihre Jacke und ging nach draußen. Sie musste hier raus, bevor sie noch dem Staatsanwalt folgte und ihm etwas an den Kopf warf. Vor dem Präsidium blieb sie stehen und sah sich um. Dann lief sie einfach los, den Alleenring entlang, auf dem wie immer starker Verkehr herrschte. Als ihre Wut nachließ, setzte der Schmerz ein. Wie konnte er so mit ihr reden? War er schon immer so gewesen und hatte nur sein Interesse an ihr seine herablassende Art überdeckt? Sie wollte das nicht glauben. Und seit wann ließ er sich so unter Druck setzen? Sie war im Recht, wenn sie von Schaubert befragte, und hatte keine Grenzen überschritten. Ob mehr dahinter steckte?
Nach einer halben Stunde hatte sie sich genug abgekühlt und lief langsam zurück. Logo und Sascha nahmen ihre Rückkehr mit einem Nicken zur Kenntnis und beugten sich angestrengt über ihre Tastaturen. Beide griffen gleichzeitig nach dem Telefon, als es klingelte. Sascha war schneller. Er meldete sich und horchte einige Sekunden gespannt. »Gut. Wir kommen auf Sie zu!«, meinte er dann gewichtig und legte auf. Jenny sah ihn fragend an.
»Die Müller ist seit gestern Abend zurück«, erklärte er. »Das war ihr Mann. Wir sollen sie nur behelligen … Ja, genau so hat er sich ausgedrückt! Also wir sollen sie nur behelligen, wenn es unbedingt notwendig wäre. Sie sei sehr erschöpft von der Reise und der Pflege ihrer Schwester. Ich dachte, es war die Cousine?«
»Soll ich hinfahren?«, erbot sich Logo.
Jenny ließ sich das einen Moment durch den Kopf gehen. »Lassen wir sie schmoren. Sie wird erwarten, dass wir umgehend auftauchen. Nehmen wir uns lieber den Herrn Fotografen vor. Ich hoffe, ihr seid an ihm dran?«
Sascha schaute gekränkt. »Natürlich. Er scheint sehr wohlhabend zu sein. Ich bezweifle, dass er mit seinem Beruf so viel verdient. Seine Kundenliste ist dürftig. Der Vater hat sich etwa zu der Zeit, als sein Sohn mit dem Studium begonnen hat, verspekuliert und Konkurs angemeldet. Sie leben jetzt recht bescheiden in einem Berliner Vorort.«
»Das hast du alles in der halben Stunde rausbekommen?«, staunte Jenny.
»Ein Bekannter meiner Mutter ist ebenfalls Fotograf in Berlin. Ich habe ihn angerufen und er kannte Roth«, meinte Sascha verlegen. »Zufall.«
»Eher Glücksfall«, meinte Jenny. »Duprais hat sich mit unsympathischen Leuten umgeben, muss ich schon sagen.«
»Alles Menschen, die ihm nützlich erschienen«, überlegte Logo. »Wohlhabend, aus gutem Haus, mit Beziehungen. Zumindest früher.«
»Was wollte er dann von Max Mogler, einem Polizistensohn?« Jenny war nicht überzeugt.
»Wenn er tatsächlich mit Einbrüchen und ähnlichen Machenschaften zu
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