Arsen und Apfelwein
tun hatte, hoffte er vielleicht, dass Max ihm als Insider nützlich sein könnte.«
»Ist das nicht sehr weit hergeholt?«
»Im Gegenteil. Duprais war sehr manipulativ. Er hat sich sicher etwas gedacht, als er Kontakt mit Max aufnahm. Bestimmt hat er die Wiesner auch nicht nur für Liebesdienste ausgesucht.«
Jenny sah ihn groß an. »Du hast recht. Jetzt ergibt das auch mehr Sinn. Eine Physikstudentin, die als Hostess Zugang zu höchsten Kreisen hat. Wir müssen sie sofort noch mal vernehmen. Heute Abend wird sie arbeiten, also morgen.«
Sie griff nach dem Telefon. »Hallo Bernd, wie geht es Max? Wach? Warum sagst du mir nicht Bescheid? Aha, hm. Dann also morgen. Nein. Verstehe schon. Danke.« Sie knallte den Hörer auf den Tisch. »Max ist gestern aufgewacht. Mogler wollte ihn schonen und hatte Angst, wir würden ihn zu früh belästigen. Er wollte uns morgen Bescheid sagen. Verdammt noch mal!«
Sascha wollte beschwichtigen. »Mogler weiß ja nicht, wie wichtig die Aussage von Max für unseren Fall sein kann.«
Jenny ließ sich nicht besänftigen. »Er wusste genau, dass wir ihn dringend befragen müssen. Egal. Bis morgen kann’s jetzt auch noch warten. Ich geh nach Hause. Mir reicht es für heute.«
Morgens fuhr Jenny direkt in die in Niederrad am Mainufer liegende Universitätsklinik. Max Mogler war bereits von der Intensivstation auf die Innere verlegt worden. Weil gerade Visite war, musste Jenny einige Zeit vor der Tür warten. Endlich öffnete sie sich und ein beleibter Oberarzt trat heraus, begleitet von einer Eskorte junger Leute in weißen Kitteln, die ebenso Ärzte wie Studenten sein konnten.
Unbehelligt betrat Jenny den Raum. Ein Blick in die Runde offenbarte, dass Max alleine im Zimmer lag. Er war blass, blickte ihr jedoch neugierig entgegen und runzelte die Stirn.
Jenny trat an sein Bett und stellte sich vor. »Geht’s dir besser?«
Er nickte zögernd. »Was wollen Sie von mir? Bin ich jetzt dran, weil ich mich ins Präsidium geschmuggelt habe?«
Jenny sah sich um und zog sich einen Stuhl heran. Sie ließ sich nieder und sah Max einen Moment lang stumm an. Ihm wurde sichtlich unbehaglich und er rutschte im Bett hin und her. Abgesehen von einer leichten Blässe machte er einen munteren Eindruck und war an kein Gerät mehr angeschlossen.
Jenny beugte sich vor. »Was wolltest du da überhaupt?«
Max sah verlegen auf die Bettdecke. »Ich wollte einfach ausprobieren, ob es klappt, mich als Weihnachtsmann reinzuschmuggeln.«
»Tolle Idee«, meinte Jenny. »Alleine drauf gekommen?«
Er sah kurz hoch. »Ja«, erklärte er zögerlich.
»Marc Duprais hatte nicht vielleicht etwas damit zu tun?«
Jetzt wurde er rot. »Sie kennen Marc?«
Sie nickte. »Und du auch. Soviel wissen wir schon. Also, was hast du mit ihm zu tun?«
Max Gesicht verschloss sich. »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Er hat gar nichts mit der Sache zu tun. Fragen Sie ihn doch!«
»Würde ich gerne. Leider ist er tot. Ermordet.«
»Was?« Max schoss im Bett hoch. »Ermordet? Von wem?«
»Wenn ich das wüsste. Ich dachte, du könntest mir da helfen?«
»Ich? Ne. Ich wusste ja nicht mal, dass er tot ist.«
Jenny hatte heute Morgen wenig Geduld. »Nun pack mal aus. Marc gegenüber musst du keine Loyalität mehr an den Tag legen. Du kanntest ihn, du wolltest in seine Verbindung, hat er dich angestiftet?«
Max zögerte nur kurz, dann ließ er den Kopf hängen. »Schön wär’s. Ich war so stolz, als er mich angesprochen hat. Nur auf Einladung wird man in seine Verbindung aufgenommen. Sind fast nur reiche Schnösel drin. Und dann fragt er mich.«
»Und was weiter?«
»Er hat mich in ihren Treffpunkt eingeladen. Das war aber nicht das Verbindungshaus. Dann hat er eine Art Bewerbungsgespräch mit mir geführt. Aber ich bin nicht blöd. Hab schnell gemerkt, dass er nur an mir interessiert war, weil mein Alter Polizist ist.«
»Was wollte er wissen?«
»Wo er arbeitet. Ob er Unterlagen mit nach Hause bringt. Ob ich ihn oft auf der Arbeit besuche …«
»Spezifischer ist er nicht geworden?«
»Er wollte wissen, was ich für die Aufnahme zu tun bereit wäre. Ob ich Unterlagen stehlen würde. Aber mein Alter würde so was doch mitkriegen. Der rastet total aus, hab ich gesagt.«
»Und dann?«
»Dann war das Gespräch schnell zu Ende. Ich musste unterschreiben, mit niemandem darüber zu sprechen.«
»Verstehe«, meinte Jenny, »und wieso bist du dann ins Präsidium?«
»Das war doch eine einmalige Gelegenheit. Hab erst gar
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