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Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Titel: Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jo Eidmann
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herausfordern wollte.
    Völlig durcheinander und durchnässt lief ich die Straßen entlang, schluchzte und weinte vor mich hin. Die Passanten, die mir begegneten, schauten mich fragend an, aber mir war es gleich. Mir war überhaupt alles egal. Welch ein Schlag. Welcher Täuschung war ich erlegen?
    Ich weiß nicht, wie lange ich unterwegs war. Irgendwann war ich im Bahnhofsviertel.
    »Kommen sie doch rein!«, hörte ich einen Animierer zu mir sagen, der vor einem Tabledanceladen stand. Völlig ausdruckslos sah ich ihn an und blieb stehen. Ich wusste nicht, wie lange. Benommen lief ich weiter. Vorbei an den Männern, den Huren, den Eingängen der Lokale, vorbei an dem Gestank und den Leuchtreklamen bis ich stehen blieb.
    ´Was mache ich eigentlich hier?´, fragte ich mich irgendwann. Ich hielt ein Taxi an und ließ mich nach Hause fahren.
    Völlig durchnässt kam ich zu Hause an. Meine Katzen begrüßten mich irritiert an der Tür.
    Wie ein nasser Hund machte ich ihnen frisches Essen und Wasser, zog meinen Mantel aus, schlüpfte aus meiner Kleidung, ging ins Bad, stieg in die Wanne und ließ mir heißes Wasser einlaufen. Das war das, was ich jetzt brauchte, heißes Wasser in der Wanne. Meine Beine und Hände liefen rot an, aber ich kam zur Ruhe, auch wenn ich meinen Herzschlag deutlich pochen hörte. Die nassen Haare in ein Tuch eingehüllt, legte ich mich mit meinem Bademantel ins Bett.
    Ein Anruf von Henry holte mich aus dem Schlaf. Ich ließ es klingeln. Ich wollte seine Stimme nicht hören. Was sollte ich ihm auch sagen? Was sollte ich erklären? Dann schlief ich wieder ein. Morgens wachte ich auf und hatte fast vergessen, was passiert war, aber dann fiel mir der gestrige Alptraum wieder ein. Ich musste unter die Dusche. Der ganze Dreck dieses Kerls musste von mir runter. Danach zog ich meine Arbeitskleidung an und ging ins Atelier. Die Zerrissenheit schien mir gut zu tun. Ich arbeitete bis ich am Abend todmüde war. Ohne auf mein Handy zu schauen, ging ich ins Bett.
    Drei Tage verabschiedete ich mich von der Außenwelt und immer wieder kam es mir hoch.

    Tags darauf holte Wolker mich ab. Wir wollten die Sonnenstrahlen dieses Tages noch ein wenig genießen. Die Ablenkung würde mir gut tun. Der Herbst zeigte sich so wunderbar sonnig, wie nach dem Sommer nicht erwartet. Kalt war es schon draußen. Die Fahrt zum kleinen See war kurz und wir gingen flotten Schrittes die Wege ab. Wir konnten so wunderbar miteinander sein, weil es stimmte, die Schwingung und auch der Austausch. Nachdem der See umrundet war, kehrten wir im Seerestaurant ein. Eigentlich hatte ich mich auf den wunderbaren Apfelkuchen gefreut, aber der war aus. So entschieden wir beide etwas aus der Speisekarte auszusuchen. Es war spät. Es konnte gerne eine Abendmahlzeit sein. Das Essen, das dann kam, war enttäuschend. Meine Bandnudeln mit Pesto waren zerkocht, die Soße ekelhaft fettig. Die Geflügelleber auf seinem Salat schmeckte ranzig. Erst später merkte ich, wie wenig das Essen mir bekommen war. Wolker hatte es gleich gespürt. Mir war so schlecht, als ich im Artcave ankam. Ich setzte mich dort in eine Ecke zu den anderen und bestellte mir erst einmal einen Kräuterschnaps, den ich dringend brauchte. Aber es war nicht nur das Essen, das mir so auf den Magen schlug. Ich hing noch einmal den Gefühlen der vergangen Tage nach. Es gab keine Toilette, die so groß war, dass alles reinpassen könnte, wie mir eklig war.
    Was und wem würde ich noch glauben können? Wie sollte ich ihm je wieder vertrauen? Seine ganze falsche Welt tat sich vor meinen Augen auf. Ich dachte, ich sei mit ihm in der ersten Liga, aber das jetzt war Kreisklasse. Wie eklig war das denn? Wie würde es wohl in ihm aussehen. Ich wagte nicht es mir vorzustellen.
    Er hatte mein Herz berührt. Ich wollte wissen, wer er war, ihn erkennen. Doch mein Interesse galt einem Mann, den es so, wie ich ihn wahrgenommen hatte, gar nicht gab. Er war nie wahr gewesen, ich hätte eine Fatamorgana geliebt, die er selbst erschaffen hatte. Er war etwas, was nicht mehr existierte. Stattdessen trat ein Mensch hervor, der nicht widerlicher hätte sein können. Ein Phantom. Die Fatamorgana hatte sich in Luft aufgelöst. Der Mann, den ich liebte, hatte eine Seite in sich, die ich nicht vermutet hätte.
    Wusste er in all seinem Treiben, welches Gesicht er aufsetzen musste? Dieser irre Blick des anderen, die verschleierten Augen. Und die Augen, die ich an Henry liebte, die mal für mich gestrahlt hatten,

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