Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht
kalten Abend garantiert verkühlt.
»Es scheint euch gefallen zu haben«, meinte Heiko, als wir uns eingehüllt in die Decken niedergelassen hatten.
»Ja. Aber ich muss bald fahren, ich habe noch einen langen Weg vor mir«, erklärte Stefan.
Er war nicht mehr verbindlich, nahm nicht mehr meine Hand. Ich fühlte mich verunsichert.
»Ich gebe dir meine Telefonnummer, wenn du willst«, bot ich ihm an.
»Ja, ich tippe sie mir ins Handy.«
»Charlotte.«
»Das ist gut. Dann sag mal an.«
Bald darauf verabschiedete er sich.
»Ob der sich wirklich meldet? Wie soll das gehen, wenn er verheiratet ist?«
»Wieso denn verheiratet? Hat er das gesagt?«
»Nein, aber er trägt einen Ring. Das hat zwar nichts zu sagen, aber ich rieche so was. Der lebt in ganz bürgerlichen Strukturen.«
»Der meldet sich. So nass, wie der geschwitzt war, hast du den richtig heiß gemacht.«
»Wir werden sehen.«
Ich schaute mich um und suchte nach Edgar, den ich ganz vergessen hatte. Aber er war nicht mehr da. André gab mir Auskunft, dass er bereits vor einer Stunde unsere Getränke bezahlt hatte und gegangen war. Gott, wie kopflos war ich eigentlich an diesem Abend?
Nachts wurde ich von allen möglichen Dissonanzen geplagt. Wollte ich wirklich was von einem verheirateten Mann, wo ich doch so gern die Nummer eins war? Wollte ich wirklich Sex ohne Liebe, von der ich immer gedacht hatte, nur mit ihr könne man diese Art der Intimität leben, nur dann, wenn man fühlt. Oder sollte ich es als einmalige Geschichte abhaken? Was will ich im Moment wirklich? Hatte ich Henry wirklich gedanklich losgelassen? Oder hoffte ich insgeheim, dass es doch irgendwie weitergehen würde. Irgendwann?
Und warum sollte ich in dieser Zeit kein Vergnügen haben? Er hatte mich ja schließlich von anderen Männern beschlafen lassen. Ich hatte Orgasmen mit Männern, die ich nicht liebte. Also was machte hier den Unterschied? Stefan war sicherlich jünger als ich und einen jüngeren Mann als Partner konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, aber ich wollte auch mein Vergnügen. Und dann lag ich immer wieder wach, hatte Angst, dass er mich verletzen könnte. Was kann eine Frau schon ertragen? War vielleicht alles zu heftig? Ich beschloss mir keine Gedanken mehr darüber zu machen. Ändern würde ich sowieso nichts können.
Bis Samstag hörte ich nichts, aber dann kam eine Nachricht: »Na, wie geht es dir? Hast du den Abend gut verdaut.«
Ich war in den letzen Tagen wie ein Wandler zwischen den Welten. Ich kümmerte mich um die Belange anderer, war empathisch und dann war immer wieder der Gedanke an das, was ich mit ihm hatte, und das schrieb ich ihm zurück. Ich beschloss, zu Wolker in den Garten zu gehen. Ich wusste, wie sehr er es hasste, sein Unkraut wegzumachen, aber ich liebte es. Es erdete mich immer wieder und er hatte den Frühstückstisch gedeckt. So aßen wir gemeinsam auf der Veranda. Dann machte ich mich an die Arbeit.
»Na, das war schon exquisit was wir erlebt haben … oder?«, schrieb Stefan weiter.
»Ja, war es.«
»Ich laufe mit einer Latte herum, wenn ich daran denke.«
»Gut, sehr gut!«
»Dann denke ich daran, wie lecker du geschmeckt hast.«
»Auch gut!«
»Und wie schön es in dir war. Du warst so nass.«
»Und das Ganze ohne Öl.«
»…das war echt cool…obwohl mir so heiß war.«
Ich antwortete nicht gleich, schrieb ihm dann, dass ich im Garten eines Freundes sei und mich dort am Unkraut zu schaffen mache.
Nach Stunden kam wieder eine SMS von ihm: »…na alles entzupft?«
»Was macht deine Latte?«
»Ich musste mich heute schon zweimal entleeren.«
»Hätte jetzt Lust. Wir grillen gerade.«
»Machen wir auch. Und jetzt?«
»Was eine so schöne Männerbrust unter einem offenen Jackett so alles bewirken kann. Was ist dein Go-Moment?«
»…na wenn ich an dich denke, ist die Latte wieder da und ich überlege mir, was deine Soft Limits und deine Hard Limits sind…«
»Tja, das müsstest du dann herausfinden. Aber ein wenig weißt du ja schon.«
»Ich wäre jetzt gerne mit dir in der Badewanne und würde dich gerne befragen und du dürftest nur in Sätzen antworten, nicht mit bloßem Ja und Nein.«
»Muss man dazu in die Badewanne?«
»Ich hätte jetzt gern alles von dir. Ich bin so scharf auf dich.«
Ich war auch so scharf auf ihn und ich wusste, dass ich so viele Limits mit ihm durchbrechen könnte. Ich war so getrieben von Lust. Nach diesem einen Mal. Ich wusste, er wäre nicht mein wirkliches Beuteschema.
Weitere Kostenlose Bücher