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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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Bildnissen der ernsten, traurigen Exklusiven einen Hauch von Leben gab. Rahil hatte zugehört – wie lange, wusste er nicht, aber lange genug, um erste Anzeichen von Erschöpfung zu spüren. Duxbery hatte mit seiner wie trockenes Pergament klingenden Stimme gesprochen und in aller Deutlichkeit darauf hingewiesen, was sich auf Heraklon anbahnte. Als ob die Hohen Mächte das nicht wüssten, dachte Rahil und spürte erneut den seltsamen Blick des Gesserat auf sich ruhen. Er versuchte, ihm standzuhalten, aber es gelang ihm nur für einige Sekunden.
    Wir sind Bittsteller, fuhr es ihm durch den Sinn, als er sich auf die gesprochenen Worte konzentrierte und den Vertretern der Sieben Völker zuhörte, während sie die Situation aus ihrer Sicht schilderten. Wir sind mit der Mütze in der Hand hierhergekommen, und jetzt ducken wir uns voller Demut, in der Hoffnung, dass die Personen auf der anderen Seite des Tisches einen Teil ihrer unermesslichen Macht nutzen, um uns zu helfen. Vielleicht geht es den Gefallenen Welten uns gegenüber ähnlich. Vielleicht fühlt man auch dort ohnmächtigen Zorn, wenn wir von der Ägide ihnen Hilfe verweigern, aus welchen Gründen auch immer.
    Schließlich stand der kleine, hagere Cuaresma auf und sprach für die Unionskonferenz und damit für die ganze Bruch-Gemeinschaft.
    »In den vergangenen fast sechshundert Jahren haben wir auf Heraklon eine Welt des Friedens und der Diplomatie geschaffen«, sagte er langsam. »Wir haben gezeigt, dass die Menschen friedlich miteinander leben können …«
    »Die Prüfung ist noch nicht beendet«, warf der Krion ein. Seine Stimme wurde nicht von einem Interpreter übersetzt und klang erstaunlich melodisch. Für einen Moment fühlte sich Rahil an das Lied der Kosmischen Enzyklopädie erinnert, und Sehnsucht regte sich in ihm. »Es liegen noch fast zwei Ihrer Jahre vor Ihnen.«
    Und dann könnte es zu spät sein, dachte Rahil.
    »Die Menschen sind reifer geworden …«
    »Wenn sie wirklich reifer geworden sind, sollten sie fähig sein, allein mit der Situation auf Heraklon fertigzuwerden«, sang der Krion.
    Duxbery erhob sich ebenfalls. Dort standen sie: Kuratorium und Unionskonferenz, Ägide und Bruch-Gemeinschaft, Seite an Seite, zwei Männer, die hier an diesem Ort, den Hohen Mächten gegenüber, eine neue Menschheit symbolisierten. Aber es gibt noch viel mehr, dachte Rahil. Es gibt zahlreiche Gefallene Welten, auf denen Despotie und Chaos herrschen, auf denen sich all die schlechten Eigenschaften des Menschen frei entfalten können. Dort lauert unsere Vergangenheit, dazu bereit, wieder Gegenwart und Zukunft zu werden.
    »Es ist eine Situation, für die wir keine Verantwortung tragen, Exzellenz«, sagte Cuaresma. Das letzte Wort erinnerte Rahil an etwas. »Nicht wir haben das Artefakt geschaffen. Nicht wir haben es nach Heraklon geschickt.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte der gnomartige Leskovar und blinzelte träge.
    »Unsere Probleme gehen auf eine außer Kontrolle geratene Superschmiede zurück«, sagte Duxbery. »Das ist primäre Technik. Jemand hat sie nach Heraklon geschickt.«
    »Es steht keineswegs fest, dass es sich um eine Superschmiede handelt«, warf der Krion ein. »Bisher sind das nichts weiter als Spekulationen.«
    Cuaresma nickte. »In der Tat, Exzellenz. Deshalb möchten wir …« Er vollführte eine Geste, die den Personen auf seiner Seite des ovalen Tisches galt, unter ihnen auch Rahil. »… Sie nach Heraklon einladen, damit Sie sich selbst ein Bild von den Entwicklungen machen können.«
    »Zu der vor fast sechshundert Jahren mit Ihnen getroffenen Vereinbarung gehört, dass wir Beobachter bleiben und keinen Einfluss, von welcher Art auch immer, auf Ihre Angelegenheiten nehmen.«
    Von dem Gesserat kam ein grollendes Geräusch, vielleicht ein Räuspern, und er drehte langsam den pelzbesetzten Kopf. »Sie bitten uns, das Artefakt für Sie … unschädlich zu machen?«
    Die Wortwahl erstaunte Rahil ein wenig.
    »Ich bin im Norden von Heraklon beim Artefakt gewesen«, sagte er und stand auf. »Ich habe das Objekt berührt und etwas darin gefühlt.«
    »Was haben Sie gefühlt, Missionar Tennerit?«, fragte der Gesserat.
    »Eine … Präsenz.« Vertraut und doch fremdartig, fügte er in Gedanken hinzu. »Etwas Lebendiges befindet sich in dem Artefakt.«
    »Etwas Lebendiges?« Der Blick des Gesserat, ruhig und tief, hatte etwas Hypnotisches, und Rahil lief Gefahr, sich darin zu verlieren.
    »Ja. Ich glaube, das Artefakt kam nicht ohne

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