Artefakt
Unbewussten gebildet hatten.
Einer von ihnen lautete: Die Restaurationsmächte der Gefallenen Welten haben einundneunzig Schiffe nach Heraklon geschickt, die meisten von ihnen aus alten Beständen, die nicht zuletzt mit unserer Hilfe wieder einsatzfähig gemacht wurden. Selbst die in Langzeit denkenden Segler haben ihre Feindseligkeiten untereinander vergessen und sind nach Heraklon unterwegs. Warum? Wegen der vagen Hoffnung auf ein Artefakt, das ihnen vielleicht primäre Technik in die Hände geben würde? Wir wissen seit vielen Jahren, dass bei den Gefallenen Welten der Schmuggel mit sekundärer und auch primärer Technik blüht. Meistens sind es eher unwichtige Dinge, die keinen nennenswerten Einfluss auf bestehende Machtverhältnisse haben, und wenn sie in einen von den Hohen Mächten geschaffenen Interdiktionsbereich geraten, funktionieren sie nicht mehr …
Rahil unterbrach den ersten Gedanken und konzentrierte sich auf einen anderen. Wenn das Artefakt auf Heraklon wirklich aus der Zukunft stammt, wer hat es geschickt? Die Primären? Wer von ihnen? Und wenn es sich um primäre Technik handelt, könnte es dann nicht mit einem Interdiktionsfeld neutralisiert werden? Wenn das Artefakt, was auch immer es ist, nicht mehr funktioniert, so hat es keinen Wert mehr für all jene Mächte der Gefallenen Welten, die es unbedingt in ihre Hände bekommen wollen. Mit der Neutralisierung des Artefakts wäre das Problem gelöst, oder?
Der erste Gedanke schob den zweiten beiseite und verlangte, weitergedacht zu werden. Arhelia und Chetelat vom Bund der Fünf, Burion, die Kongregation von Larralde, selbst die Segler … Warum unternehmen sie solche Anstrengungen? Warum riskieren sie gewaltsame Konfrontationen und sogar einen Krieg, der uns den Zugang zur Kosmischen Enzyklopädie kosten könnte? Ihrer Meinung nach muss es den Aufwand lohnen.
Der dritte Gedanke, der sich aus den ersten beiden ergab, lautete: Sie wissen mehr über das Artefakt als wir. Und das ist absurd. Wie können die Restaurationsmächte der Gefallenen Welten und die Segler mehr darüber wissen als die Ägide?
Ein vierter Gedanke, umgeben von zunehmender Beunruhigung, wuchs direkt aus dem dritten: Sie wissen mehr über das Artefakt als ich. Vielleicht verfüge ich nicht über alle Informationen.
Und der fünfte Gedanke flüsterte: Wer hat mir Informationen vorenthalten, und warum? Wem und was kann ich trauen? Der Kurator der Ägide-Station, der von einem Angreifer sprach … Vielleicht war er es selbst, der die Station angegriffen, den Schmied und die anderen getötet hat. Vielleicht geht die Manipulation der Rüstung auf ihn zurück. Aber er hat mich auch vor dem Ascar gewarnt, und der Ascar ist eine echte Gefahr, kein Zweifel. Wie passt er ins Bild?
Hinter dem fünften Gedanken drängten sich weitere, die noch keine klaren Fragen stellten, aber von Unbehagen begleitet waren, das ihn selbst betraf, sein neues, viertes Leben mit einem Image, das ein Jahr alt und deshalb unvollständig war.
Die in Rahil entstandene Unruhe wurde so stark, dass er schließlich ganz in den wachen Zustand zurückkehrte und die Augen öffnete.
Sammaccan stand am Fenster, blickte staunend nach draußen und beobachtete eine halbtransparente Sphäre, die dem Inspektionsmodul am Liftstrang entlang zum Planeten folgte. Rahil hob den Kopf.
Der Polymorphe bemerkte die Bewegung. »Da ist jemand drin«, sagte er aufgeregt. »In dem Ding da draußen.«
»Es ist ein IKV, und ich nehme an, es stammt von der Polis.« Rahil stand auf und näherte sich dem Fenster.
»IKV?«
»Ein Interkosmisches Vehikel der Hohen Mächte.« Als Rahil die Verwirrung in Sammaccans Gesicht sah, fügte er hinzu: »Ein kleines Raumschiff, das nicht den Gesetzen unseres Universums unterworfen ist. Und was du darin siehst …«
Die Rüstung schärfte seine Sinne, insbesondere die visuelle Wahrnehmung, und er nahm drei Gestalten im milchigen Innern der Sphäre wahr. Zwei von ihnen schienen über Dutzende von Gliedmaßen und mehrere Köpfe zu verfügen, aber sie veränderten sich die ganze Zeit über, flossen manchmal sogar ineinander und verschmolzen zu einem einzelnen Wesen. Die dritte Gestalt war nicht mehr als eine undeutliche Silhouette, aber Rahil glaubte, die Umrisse eines Humanoiden zu erkennen, umgeben von anderen Konturen, die vielleicht auf Geräte und Instrumente zurückgingen.
Plötzlich entfalteten die Femtomaschinen in Rahil eine seltsame Aktivität. Sie kommunizierten mit der Sphäre neben dem
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