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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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wahrscheinlich, was man unter Quasaren versteht.«
    Claire runzelte die Stirn. Sie rang mit der ausgefallenen Idee. »Gut, ich verstehe nichts von Quasaren. Aber dieses Ding, das wir hier haben, ist klein.«
    »Richtig. Es gibt keine Grenze für die Größe eines Schwarzen Lochs. Sie können winzig sein. Kleine leben nicht lang, aber es ist möglich, daß eines gebildet wird und nun dasitzt und fleißig versucht, seine Umgebung in sich hineinzuziehen.«
    »Und eins soll in dem Würfel drin sitzen?«
    »Es könnte sein. Wie willst du sonst die Strahlung erklären?«
    Claire zog ein Gesicht, weil ihr die Schlußfolgerung nicht gefiel. »Aber es ist… es ist verrückt.«
    »Allerdings«, sagte John amüsiert.
     
    Abe lauschte ihrem Gespräch mit offenem Unglauben. Sie alle hatten Verpflichtungen anderswo, und der Tag neigte sich dem Ende zu, und so ging John, erleichtert und froh, daß er seine Bombe hatte platzen lassen. Was er den anderen nicht erzählt hatte, war der Umstand, daß er über die Physik Schwarzer Löcher nur unvollkommen im Bilde war und Zeit brauchte, etwas darüber zu lesen.
    Er arbeitete die nächste Nacht durch und erschien am Morgen übernächtig und mit geröteten Augen in der Halle.
    »Sie wollen was messen?« Abe verzog den Mund in einer geringschätzigen Grimasse.
    »Die Schwerkraft. Gibt es hier ein Gerät?«
    Sie mußten das Gravimeter vom geologischen Fachbereich aus einem anderen Gebäude holen. Es wurde auf der Suche nach möglichen Ölvorkommen zur Untersuchung von Verwerfungen und Massenverschiebungen verwendet. Die Ölsuche hatte zu einer enormen Verfeinerung der Technik geführt, und so konnte John den größten Teil der Arbeit selbst durchführen. Abe war nicht interessiert, seine Zeit mit einem solch wenig erfolgversprechenden Unternehmen zu verbringen, und beschäftigte sich mit seinen eigenen Messungen. Er hatte noch keine Erklärung für den Inhalt des Würfels, tat Johns Vorschlag vom vergangenen Tag jedoch als Wunschtraum ab. Die Idee der radioaktiven Anomalie sagte ihm noch immer zu, doch war das nicht nachlassende Vakuum ein Umstand, den zu ignorieren er einstweilen vorzog. John hatte Verständnis für seine Skepsis. Abe war mit zu vielen phantastischen Ideen auf einmal konfrontiert worden. Er brauchte Zeit, sie zu verdauen.
    Das Gerät, das John in der Halle herummanövrierte, war eine spindeldürre Angelegenheit aus Stäben und Spulen, und besaß die Fähigkeit, Abweichungen sowohl in der Stärke als auch in der Richtung der lokalen Schwerkraft mit einer Genauigkeit von eins zu einer Million zu messen. John arbeitete langsam damit, weil ihm das Gerät unvertraut war und seine Übermüdung ihn träge machte, doch blieb er beharrlich bei der Sache. Am Vormittag kam Claire, um zu helfen. Nach dem Mittagessen gewannen sie ihr erstes größeres Ergebnis.
    Aus einer Distanz von fünf Metern gab es eine winzige Abweichung zum Würfel. Ging man näher heran, so nahm die Ablenkung rasch zu. Claire konnte wegen der langen Balancierstange am Rahmen das kurze Ende des Detektors nicht näher als zwei Zentimeter an den Block heranbringen, aber schon dort war die Wirkung enorm – nahezu ein Prozent der Schwerkraft.
    »Das erklärt«, sagte Claire, »dieses komische Gefühl, wenn du mit der Hand über die Oberfläche streichst.«
    »Ja… ich habe es auch bemerkt.« John starrte angestrengt auf die Skala des Gravimeters. Er hatte das Gerät auf der anderen Seite des Würfels aufgestellt.
    »Was gibt es?«
    »Die Skala. Hier gibt sie eine andere Ablesung.«
    »Du meinst, die Beschleunigung ist von der anderen Seite verschieden?«
    »Scheint so. Sie ist nur ungefähr halb so stark.«
    »Ich dachte, die Schwerkraft sei in allen Richtungen dieselbe.«
    »Ja. Wir nennen es sphärische Symmetrie.«
    »Aber diese Schwerkraft vom Würfel ist es nicht?«
    »Anscheinend nicht. Und sie ist so stark…«
    »Nur ein Prozent der Erdschwere, das ist nicht so viel.«
    »Um die örtliche Schwerkraft auch nur um ein Prozent zu verändern, brauchst du… – laß mal sehen.« Er stand bei den röhrenförmigen Anordnungen des Gravimeters, sorgsam bedacht, nicht die Balancierstangen zu berühren, und rechnete im Kopf. »Dazu brauchtest du ungefähr zwei Kubikkilometer Fels.«
    »Deine Idee… von einer Singularität…«
    »Ein ganzer Berg! Das kommt nahe an die Masse heran, die ein Schwarzes Loch brauchen würde, um vom Anbeginn des Universums zu überleben.«
    »Du glaubst, dies könnte eins sein?«
    Er

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