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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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uns berauben. Vorwände erfinden. Wie die Engländer mit den Parthenon-Skulpturen.«
    »Die Zeiten haben sich geändert.«
    »Sie selbst haben es gestohlen – Sie und dieses Weib!«
    »Gerettet trifft die Sache besser.«
    Unteroffizier Petrakos machte ein leise zischendes Geräusch, als sie den Atem durch die zu einer dünnen, blutleeren Linie zusammengepreßten Lippen stieß.
    Claire trat zur Seite, sprachlos. Kontos streifte sie mit einem Blick. »Ich dachte, Amerikaner gingen um diese Zeit zur Kirche. Oder schliefen ihren Rausch aus.«
    John öffnete den Mund, etwas zu erwidern, und Unteroffizier Petrakos trat zwei rasche, präzise Schritte vor und versetzte ihm einen geschickten Tritt in die Hoden.
    Er hatte noch nie mit einer Frau gekämpft, war seit seiner Schulzeit nicht einmal in etwas Ernstes verwickelt gewesen, und sie überraschte ihn vollständig. Eine Welle jäher Übelkeit schoß aufwärts durch seinen Leib, und der nachfolgende Schmerz, so betäubend er war, stieß ihn in eine blitzartige Bewußtheit seiner Lage. Er hatte ein fast unwiderstehliches Verlangen, sich zu krümmen und den Teil von ihm zu umklammern, der ihn jetzt mit taumelnder, elender Qual und bodenloser Schwäche erfüllte. Er war beim Rugbyspiel dreimal in dieser Weise getroffen worden. Das Schlimmste war die Gemeinsamkeit von stechendem Schmerz und schwächerer Übelkeit, verbunden mit der schrecklichen Furcht, die wie ein Blitz über einen schwarzen Himmel zuckte und einen krümmte, wieder zum kleinen Jungen machte.
    Er beugte sich vornüber und wußte, daß Unteroffizier Petrakos ihm noch übler mitspielen würde, wenn er nichts unternahm. Er hatte es in ihren Augen gesehen, dem entschlossenen Mund – Erwartung, Bereitschaft für etwas, was ihr Spaß machen würde.
    Er spürte, daß sie ihn schlagen, wahrscheinlich mit Handkantenschlägen bearbeiten würde, wenn er sich aufrichtete. Sein linker Fuß war vorgestellt, um sein Zusammenbrechen abzufangen. Er zog den rechten Fuß nach und blieb gebeugt, den Kopf unten, bis er sein Gleichgewicht und etwas Vorwärtsbewegung hatte. Dann kam er mit einer schnellen Bewegung hoch, sah Petrakos nahe, zu nahe vor sich, wie sie mit zufriedenem Ausdruck auf ihn blickte. Seine linke Hand faßte ihre Schulter, stieß sie seitwärts, und ihr Gesicht nahm einen überraschten Ausdruck an.
    Ehe sie reagieren konnte, hatte er die Rechte nachgezogen und versetzte ihr einen betäubenden Kinnhaken, der allerdings sein Ziel ein wenig verfehlte, so daß er abglitt und sie nicht mit voller Wucht traf. Sie hatte die Rechte zu einem Handkantenschlag auf seine Halsseite gehoben, er erkannte die Gefahr im letzten Augenblick, verlagerte sein Gewicht etwas schwerfällig nach links und versuchte wie jemand auszusehen, der das Gleichgewicht verloren hat. Dann kam sein rechter Haken hoch und über ihre Abwehr und landete massiv an ihrer Kinnlade. Sie fiel rücklings auf den Betonboden und schlug mit dem Kopf auf.
    John richtete sich auf und fühlte, wie der Schmerz einer Flutwelle gleich über ihn kam. Vergeblich suchte er seine Gedanken davon loszulösen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Unteroffizier Petrakos war betäubt, aber nicht bewußtlos; immerhin würde sie in der nahen Zukunft nicht herumspringen. Er freilich auch nicht. Sie hatte die vernichtendste Eröffnung gebraucht, die es gegen einen Mann gibt, aber dann hatte sie die Wirkung beobachtet, statt gleich reinen Tisch zu machen. Bei vielen Männern hätte es gewirkt, aber nicht bei einem Abwehrspieler, der nur zu oft von zweihundertfünfzigpfündigen Gegnern gerempelt und zu Boden gestoßen worden war, selbst wenn er nur zweitklassig und nicht einmal ein Anfeuerungsgeschrei von den Zuschauern des eigenen Colleges wert gewesen war.
    Es war ihm klar, daß es noch eine Menge zu tun gab, aber als es ihm gelang, sich wieder auf das Geschehen zu konzentrieren, kam Kontos mit einer automatischen Pistole in der Rechten durch die Halle. John lehnte sich gegen die Wand, die Arme auf der Brust, atmete tief und versuchte das Nachlassen des Schmerzes durch Willenskraft zu beschleunigen. Claire sagte etwas zu ihm und schrie Kontos an.
    Dann sprang sie auf ihn zu, ohne die Pistole zu beachten. Jähe Angst krampfte John das Herz zusammen. Sein Blick ruhte wie gebannt auf der Pistole. Kontos ließ die Mündung sinken, holte mit der anderen Hand aus und gab Claire eine harte Ohrfeige mit der Rückhand. Sie quiekte zornig und überrascht und taumelte zurück. Kontos fluchte

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