Artefakt
und schlug noch einmal zu. Statt zurückzuweichen, sprang sie wieder auf ihn zu und schlug ihm auf die Nase. Ein Mann packte sie von hinten bei den Armen und riß sie zurück. Kontos wandte sich zur Seite, den Kopf vorgebeugt und eine Hand unter der Nase, um die Blutstropfen aufzufangen. Aber mit der anderen brachte er die Pistole in Anschlag, und sein Gesicht war rot.
Er fluchte auf griechisch. Sein Blick war kalt, die Lippen zusammengepreßt. Die Pistole zielte auf Claires Herz.
»Kontos! Wir geben auf!« rief John.
Kontos hielt inne, schien sich zu besinnen. Er wischte sich die Nase, zog eine Grimasse und ließ die Waffe sinken.
Claire zappelte und wand sich in den Händen des Mannes, der ihre Oberarme wie mit Schraubzwingen hielt. »Sie…«
»Claire, laß es sein!« sagte John.
Sie schnauften alle, starrten einander mit blassen Gesichtern an, waren sich dessen bewußt, was um ein Haar geschehen wäre.
John holte tief Atem. Seine Knie zitterten. Nun, in Ordnung, dachte er. Das Spiel war aus, keine Verlängerung. Kleinere Verletzungen, ein wenig aufgerüttelt. Einfach atmen und abwarten.
»Das ist albern«, sagte John mit Bitterkeit. Er und Claire waren in dem kleinen Büroraum, wo der Datenanschluß stand, auf zwei Stühle gefesselt. Kontos hatte Unteroffizier Petrakos damit beauftragt, sie zu binden, und die Frau hatte die Knoten mit offensichtlichem Vergnügen festgezogen.
»Kontos, damit kommen Sie nicht durch!« rief Claire.
Durch die Glaswand konnten sie den Würfel sehen, wie er, in seiner Kiste vernagelt, auf die Ladefläche eines blauen Ford-Kleinlasters herabgesenkt wurde. Es hatte die Griechen weniger als zehn Minuten gekostet, zu entscheiden, wie sie mit Claire und John verfahren sollten, die Kiste versandfertig zu machen, die Stahltür am Ende der Halle zu heben und ihr Fahrzeug rückwärts hereinzusteuern. Sie arbeiteten reibungslos und mit einem Minimum an Worten zusammen. John mußte ihre Tüchtigkeit bewundern; die gesamte Operation würde, die Unterbrechung mit eingerechnet, weniger als eine Stunde erfordern.
Kontos kam ins Büro, überprüfte Unteroffizier ›Petrakos‹ Arbeit und nickte anerkennend. »Ich nehme an, daß man Sie bald entdecken wird«, sagte er. »Aber nicht zu bald. Bis dahin werden wir abgeflogen sein.«
»Sie werden das Ding nie durch den Zoll bringen«, sagte Claire.
Kontos schnupfte. »Bloß Papierkram. Ich habe auch die Aufzeichnungen hier aus dem Laboratorium an mich genommen. Sie werden mich bei Prof. Sprangle dafür entschuldigen. Er trägt keine Schuld an diesen Dingen, aber er muß darunter leiden.«
»Hören Sie«, sagte John, »all dieses Räuber-und-Gendarm-Spielen ist gut und schön, aber es handelt sich nicht mehr um Archäologie, Kontos, es ist wichtiger. Dieses…«
»Unser nationales Erbe zählt zum größten und bedeutendsten, was es auf der Welt gibt. Wir werden für seine Erhaltung kämpfen.«
»Sie reden wie eine Presseveröffentlichung. Ich…«
»Sie sind derjenige, der vor der Presse Erklärungen abgeben wird. Es wird unfreundliche Fragen geben.« Nun, da er gehandelt hatte, gab Kontos sich wieder würdevoll, obwohl ein wiederkehrendes kaum merkliches Lächeln verriet, daß er seine Freude an der Situation hatte.
»Dieser Würfel ist auch aus physikalischen Gründen wichtig«, sagte John. »Sie sollten wissen, daß er gefährlich werden könnte.«
»Nur für Leute, die ihn stehlen«, sagte Kontos mit seinem sparsamen Lächeln.
»Wie Sie?«
»Wir holen zurück, was unser ist. Auf ausdrücklichen Befehl unserer Regierung.«
»Wenn wir mit den Messungen fertig sind…«
»Das war eine offensichtliche Taktik, eine sehr durchsichtige. Sie würden warten und erklären und eine Million Gründe für weitere Verzögerungen finden.«
»Donald Hampton muß Ihnen erklärt haben…«, fing Claire an.
»Daß wir warten müssen, ja. Donald ist ein vertrauenswürdiger Mann. Aber für die amerikanische Regierung gibt es zahlreiche Gründe, ein solch schönes und seltenes Stück zu behalten. Sie beleidigt uns dadurch, daß sie es uns vorenthält, und man kann sich denken, daß sie aus der Rückgabe noch etwas wird herausholen wollen, nicht wahr?« Seine Augen glitzerten. »Aber nicht jetzt.«
»In diesem Würfel«, erklärte John, »ist etwas, was wir nicht verstehen. Ich glaube, es könnte eine… eine neue Art von Partikel sein, potentiell instabil. Es sendet bereits eine Menge Röntgen- und Gammastrahlen aus und hat sich den Weg durch das
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