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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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und stetig sich einengenden Möglichkeiten gewesen. Carmody war allem Anschein nach imstande, jede Dienstleistung zu bekommen, jede technische Hilfe, bis hinauf zur Ebene des Nobelpreises, indem er sie einfach anforderte. Daß solche Männer in der Regierung existierten, war John neu, doch wurde bei näherer Überlegung klar, daß es unvermeidlich war. Moderne Krisen, in denen nicht selten gefährliche Technologien eine Rolle spielten, verlangten eine rasche Übersicht und das gleichzeitige Erfassen vieler Aspekte. Jemand mußte wissen, wie man Eifersüchteleien zwischen Ministerien und nachgeordneten Behörden überwand, Spuren verfolgte, den wahren Gehalt aus selbstverherrlichenden Darstellungen filterte, fachübergreifende Zusammenarbeit organisierte und alle Beteiligten auf das jeweils anstehende Problem konzentrierte.
    Der entscheidende Durchbruch war gekommen, als sie die Größe eines Tunnels berechneten, der von einer Singularität durch gewachsenen Fels gebohrt würde. Das winzige Schwarze Loch erhitzte das Gestein, bis es nach innen floß und der Masse des Loches hinzugefügt wurde. So saugte es einen kleinen Teil des erhitzten Gesteins auf und ließ den Rest hinter sich zurück. Durch diese Erhitzung entstand starker Druck, der das geschmolzene Gestein in benachbarte Risse und Spalten zwang. Somit entstand hinter der Singularität eine etwa armdicke Röhre mit glasigen Wänden. Selbst in größeren Tiefen würde die Last des anstehenden Gesteins einen so entstandenen Tunnel nicht gleich wieder schließen. Wo immer die zweite Singularität sich jetzt befand, sie mußte von der geographischen Position des Kuppelgrabes eine gerade Linie geschnitten haben.
    Aber wohin? Die Beantwortung dieser Frage erforderte nicht die eleganten Taschenspielertricks theoretischer Physik, sondern vielmehr den zeittypischen Wirrwarr komplizierter, mühsamer und langweiliger Teiloperationen.
    Mit dem Aufkommen immer neuer, halb intelligenter Computergenerationen war auch eine neue Art von Intellektuellen entstanden. Carmody rief eine Anzahl von diesen zusammen, daß sie eine auf Berechnungen beruhende Schätzung der Position des Zwillings machten. Diese Leute kannten kein Fachgebiet genauer, aber sie waren geübt in der Kunst, Spezialisten die richtigen Fragen zu stellen und verstanden sich auf die Integration von Wissen, ohne es in allen Verästelungen zu beherrschen. Da ihnen enorme Computerkapazitäten zu Gebote standen, wurde zur entscheidenden Frage, wie das jeweilige Programm ausgearbeitet und wie die Fragen formuliert werden mußten. Sie übersetzten den Fachjargon, die Syntax, die Vorurteile und den Stil vieler Disziplinen in ihre Programme, so daß die Computer die ermüdende numerische Arbeit ausführen konnten, die zu bestimmten Antworten führte. Diese Fachleute für Korrelationen nahmen sich des Problems an und brachten schlechte Nachrichten.
    Der Zwilling befand sich wahrscheinlich unter Frankreich und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von ungefähr drei Kilometern am Tag.
    Die einfachste Art und Weise zur Wiedervereinigung der beiden Singularitäten wäre die Versenkung des Würfels in einen Bergwerksschacht irgendwo in Südfrankreich, wo die beiden sich dann finden könnten. Die Möglichkeit wurde in einer detaillierten numerischen Simulation durchgerechnet, doch zeigte sich, daß sie nicht erfolgversprechend war. Das Aufsteigen der zweiten Singularität aus dem Mantel könnte nachdrängendem Magma einen Weg zur Oberfläche öffnen, und was beide Komponenten dort bis zur erhofften unspektakulären Wiedervereinigung tun würden, blieb der Spekulation überlassen. Mit Sicherheit würden sie tödliche Gammastrahlung aussenden.
    Carmody war ein Feind jeder Ungewißheit. Insbesondere mißfielen ihm ungelöste Probleme. Darum hatte er eine kühne Lösung gesucht, etwas, das die zweite Singularität in einer berechenbaren Art und Weise zur Oberfläche bringen würde, wo sich mit ihr fertig werden ließ.
    John fröstelte in seinem schwarzen Taucheranzug. Der mediterrane Winter brachte schneidend kalte Nordwinde, die den Wellenkämmen Schaumkronen aufsetzten. Die Böen pfiffen vom Land her um die Schiffsaufbauten und zausten ihm das Haar mit eiskalten Fingern. Das Meer versprach willkommene Wärme.
    Er verließ die fliegende Brücke und tappte im Dunkeln um das Signalfall. Über ihm kreisten unaufhörlich die Antennen und suchten den Horizont ab.
    Die Positionslampen waren gelöscht, das Schiff verdunkelt. Die USS

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