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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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viele Megatonnen Energie freigesetzt würden. Um das zu vermeiden, mußte jemand den Würfel vom Zwilling fernhalten. Überraschenderweise schien dies nicht allzu schwierig.
    John und Zaninetti hatten bewiesen – soweit dies auf Papier möglich war –, daß die Anziehungskraft zwischen den Singularitäten unabhängig von ihrer Trennung war. Mithin würde das gleiche Zehntel der Erdschwere versuchen, beide Komponenten zusammenzuziehen, gleichgültig, wo sie sich befanden. Aber ein Zehntel der Erdschwere würde nicht ausreichen, um eine Singularität in die Luft emporzuheben, nicht, wenn die volle Schwerkraft sie herabzog. Also konnte die unterirdische Singularität nicht vom Boden abheben. Sie konnte wie ein Maulwurf graben, aber nicht wie ein Adler fliegen.
    Sie aus dem Grab zu ziehen, erforderte lediglich, daß der Würfel verlockend nahe in der Luft gehalten wurde, während der Zwilling ruhelos darunter kreiste und verausgabte, was er während seiner Reise durch den Tunnel an Energie gesammelt hatte.
    Carmody schmunzelte. »Und hier dachte ich, die Wissenschaft sei exakt, könne Gewißheit vermitteln. Zum Teufel, sie ist genauso schlecht wie unsere verdammte Außenpolitik.«
    »Die auch nicht funktioniert.«
    »Das können Sie zweimal sagen. Wissen Sie, als der Präsident dieses Vorgehen billigte, ließ das Außenministerium bei den Griechen vorfühlen. Erkundigte sich nach den Möglichkeiten einer Verständigung über dieses Ding, Kooperation…«
    »Was?«
    »Regen Sie sich nicht auf. Die diplomatischen Fühler haben nichts von unserem Vorhaben verraten.«
    »Wenn die Griechen argwöhnen…«
    »Wir haben die Sache ganz unbestimmt gehalten.«
    »Trotzdem…«
    »Wir wollten bloß sehen, was sie sagen würden. Und natürlich unseren Hintern diplomatisch bedecken, sollte dieses Vorhaben irgendwie platzen.«
    »Wird es bekannt werden? Wenn wir vorsichtig sind…«
    »Ganz bestimmt. Solch ein Ding läßt sich heutzutage nicht geheimhalten.«
    »Was werden die Griechen sagen?«
    »Sie werden ihre gewohnten Vorwürfe wiederholen. Uns der Nutznießerschaft am türkischen Krieg bezichtigen, der imperialistischen Selbstherrlichkeit, die das Völkerrecht mit Füßen tritt – das übliche.«
    »Wozu dann die Mühe solcher diplomatischer Vorstöße?«
    »Das Außenministerium möchte sagen können, wir hätten es zuerst auf diplomatischem Wege versucht und seien zurückgewiesen worden. Die Europäer werden sowieso ein großes Aufhebens davon machen, aber die Aufmerksamkeitsspanne ist heutzutage so kurz, daß die Medien nach zwei, drei Tagen auf andere Ereignisse übergehen werden, ganz gleich, was geschieht. Das Außenministerium sorgt sich jedoch wegen Japan und China – die sind wichtig. Es geht um das Panpazifische Handelsabkommen, das jetzt unterschriftsreif gemacht werden soll; man möchte Störungen vermeiden.«
    »Hat Athen etwas über Kontos gesagt?«
    »Nein, er trat nicht als Unterzeichner der Antwort oder anders in Erscheinung. Schließlich gehört er nicht dem Außenministerium an.«
    »Oder vielleicht…«
    »Wir wissen, daß er zurückgekehrt ist. Zwei Stunden nachdem die Pyramos in Bermuda anlangte, buchte er einen Flug der British Airways. Flog über Heathrow nach Athen.«
    »Wenn er nur ein Bruchstück dessen mitbekommt, was vorgeht…«
    »Gewiß, er vermutet, dieses Ding könnte eine Waffe sein.« Carmody runzelte die Stirn und saugte an seinen Zähnen.
    »Und es könnte als Waffe gebraucht werden.«
    »Das war der Punkt, der in der Sondersitzung des Pentagon den Ausschlag gab. Ein Grund mehr, daß diese Dinger, wenn sie schon hochgehen sollten, dies außerhalb der Vereinigten Staaten passiert. Kontos wollte den Würfel ja wiederhaben. Okay, hier ist er – genau wie er es verlangte.«
    »Zuerst wollen wir den Würfel nicht mehr hergeben, dann schieben wir ihn den Griechen wie eine heiße Kartoffel zu.«
    Carmody lächelte. »Aber wir sind die einzigen, die wissen, daß sie heiß ist.«
    »Kontos weiß genug, um die Russen dafür zu interessieren.«
    Carmody schüttelte den Kopf. »Seine Regierung hat keine Zeit, auf ihn zu hören. Schließlich scheiterte sein Vorhaben. Er verlor sein Boot, seine Beute, alles. Und sie haben einen Krieg am Hals.«
    Dies war tatsächlich die beste Tarnung für das Manöver der Watson. Offiziell kreuzte sie als Teil der Einsatzgruppe 32 in der südlichen Ägäis, um die Kämpfe im Norden zu beobachten. Die Griechen behaupteten sich auf See und in der Luft. Sie hatten

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