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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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ein paar Tage zum Nachdenken gegeben, zum…«
    »Es ist dieser Krieg. Er liefert eine perfekte Ablenkung. Und sollte je etwas schiefgehen, so werden die Leute es als irgendein türkisches Unternehmen abschreiben, das gescheitert ist.«
    »Davon sagte Carmody nichts.«
    »Brauchte er auch nicht. Es ist offenkundig.«
    »Aber du mußt zugeben, daß, wenn wir noch eine Woche Zeit gehabt hätten…«
    »Inzwischen hätte der Geist aus seiner Flasche dort entweichen können«, sagte er mit einer Daumenbewegung zum Hubschrauberlandeplatz. »Und wir hätten alle Hände voll zu tun, ihn wieder hineinzubringen.«
    Sie stimmte widerwillig zu. »Ich sehe noch immer nicht, warum einer mathematischen Kuriosität soviel Aufmerksamkeit geschenkt wird.« Nachrichten von einer ebenso wichtigen Entdeckung auf dem Gebiet der Archäologie, überlegte sie, würden eine Figur wie Carmody – wenn überhaupt – allenfalls nach einem oder zwei Jahrzehnten erreicht haben.
    »Es ist viel mehr. Die mathematischen Berechnungen legen den Schluß nahe, daß solch energiereiche Partikel von hoher Masse nützlich sein können. Kompakte Energiespeicherung. Eine vielseitige Strahlungsquelle. Könnte man solch ein Ding unter Kontrolle bringen, so wäre es möglich, das ganze Erdinnere zu erforschen.«
    »Wie?«
    »Wenn du zwei Singularitäten hast, könntest du die zweite genau gegenüber von der ersten auf der anderen Seite der Erde placieren. An Ort und Stelle verankern oder was. Dann würde die gegenseitige Anziehungskraft die andere Singularität durch den Mittelpunkt der Erde herüberziehen. Die Messung der Durchgangszeit und die Rate ihrer Vorwärtsbewegung würde Aufschluß über die Dichteverhältnisse und die materielle Zusammensetzung von Mantel und Kern geben. Zumindest könnte man damit auf kostensparende Weise Tiefbohrungen durchführen.«
    »Oder Bomben bauen.«
    Er nickte. »Das auch.«
    »Dann ist klar, welche Anwendung im Vordergrund stehen wird. Deshalb hält Carmody uns von der Presse fern.«
    »Gewiß. Das wird eine Weile klappen. Aber auch er weiß, daß es nicht lange dauern kann. Die wissenschaftlichen Aspekte sind zu interessant. Vielleicht könnte er dich und mich zum Stillschweigen vergattern, aber Zaninetti ist eine zu bedeutende Figur, als daß er ihm einen Maulkorb verpassen könnte.«
    »Tröstlich.«
    »Ja.«
    Sie waren ein Stück zum Vorschiff gegangen, und nun hörten sie das Rauschen der Bugwelle hinter sich. Die Schaumstreifen schienen einen schwachen phosphoreszierenden Schein zu haben. Die Watson lief mit halber Fahrt. Ihre Schlingerbewegungen waren träge wie die Dünung. Claire lehnte sich an ihn. »Zwei Minuten«, sagte sie. »Worüber reden wir?«
    »Liebe und Tod.«
    »Wessen?«
    »Unsere.«
    »Darf ich zwischen beiden wählen?«
    Er küßte sie. »Tust du mir einen Gefallen?«
    »Sicher, Matrose. Willst du es gleich hier auf Deck? Ich glaube, es ist dunkel genug.«
    »Geh nicht in den Hubschrauber.«
    Sie schaute ihn an und sah ein verletzliches, offenes Gesicht, und sie bereute, daß sie so frivol mit ihm gewesen war. Aber es war zu spät, und beide wußten sie es.
    »Ich… du mußt verstehen, daß ich eine Verpflichtung habe.«
    »Ich weiß. Ich bin nicht einverstanden, aber ich weiß.«
    »Ich… ich muß.«
    »Soviel zum Tod. Halten wir uns an die Liebe!« Er legte die Arme um sie.
    »Ist dies, was es damit auf sich hat?«
    »Gewiß. Natürlich muß es nach den Regeln des unterkühlten guten Geschmacks geschehen.« Er küßte sie.
    »Wir in Boston lassen uns Zeit.«
    Er lächelte zu ihr hinab. »Du versteckst dich bloß dahinter.«
    Sie sagte nachdenklich: »Das ist wahr.«
    Er küßte sie wieder.
    »He!« rief Ardittis Stimme vom Achterschiff. »Bishop! Wollen Sie eine Einladungskarte?«

 
3
     
    Die Watson hatte ein Fallreep heruntergelassen. An seinem unteren Ende glitt eine Plattform einen knappen Meter über dem leise rauschenden Wasser dahin. Gischt benetzte das Profilstahlblech der Stufen. John tappte in der Dunkelheit vorsichtig hinab, die Hand am Geländer. Sein Herz pochte bereits aufgeregt.
    Mit einem Minimum an Worten legte er seine Tauchausrüstung an, zuletzt den großen Druckluftzylinder, dessen Anzeigegerät auf voll stand. Der Inhalt reichte eine gute Stunde. Wenn alles planmäßig verlief, würde er nicht einmal die Hälfte davon benötigen.
    Arditti reichte ihm das Bedarfsventil. Er schraubte es an und überprüfte es zweimal. Arditti nickte zufrieden, wollte sich abwenden und

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