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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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zögerte. »Haben Sie den Situationsbericht gesehen?«



»Carmody sagte, es gebe nichts von Bedeutung.«
    Wieder zögerte Arditti einen Augenblick lang. »Ja…«
    John merkte auf. In der herrschenden Dunkelheit konnte er die Miene des anderen nicht erkennen. »Was gibt es?«
    »Wir haben einen Bericht von einem Vermessungsschiff oben an der Küste. Danach sind auf der Küstenstraße von Norden Militärfahrzeuge unterwegs.«
    »In welche Richtung fuhren sie?«
    »Nach Süden, wie es schien.«
    »Wie weit entfernt?«
    »Dreißig Kilometer. Aber der Bericht ist inzwischen eine Stunde alt.«
    »Die Griechen stehen im Krieg. Da muß es viele Truppenbewegungen geben.«
    »Richtig.« Arditti zuckte die Achseln. »Viele.«
    Zu Ardittis Gruppe gehörten außer John drei Mann. Die anderen waren ihm nur Namen, schlanke, kräftige Gestalten, die den größten Teil ihrer Zeit bei Kartenspielen und Kaffee in der Messe verbracht hatten. Sie schienen an allem, was nicht ihre Mission betraf, völlig desinteressiert zu sein.
    Einer von ihnen half John die Traggurte auf den Schultern zurechtrücken. Er saß auf der Plattform, zurückgelehnt gegen den Druckluftzylinder, und schaute in das schwarz vorbeigurgelnde Wasser. Arditti nahm eine letzte Überprüfung vor. Tauchermesser, Maske, Lampe, Tiefenmesser, bleibeschwerter Gürtel, Druckmesser. Arditti hatte außerdem mehrere Leuchtkugeln bei sich, um die Höhle zu erhellen. Jedes Gruppenmitglied trug ein anderes Bestandteil des Ortungs- und Kommunikationsgerätes. Die schweren Teile sollten mit dem Schlauchboot transportiert werden.
    John war sich mit Unbehagen bewußt, daß diese Männer Berufstaucher waren, Spezialisten, die bei Nacht und in trüben Gewässern in große Tiefen getaucht waren, denen nichts fremd war, was der Beruf mit sich brachte. Er war ein Wochenend-Sporttaucher. Sein größtes Erlebnis hatte er unten vor Cozumel gehabt, als er auf fünfzig Meter Distanz einen Hai gesehen hatte. Der Hai hatte ihn vollständig ignoriert, war aber nahe genug gewesen, daß John das Gesicht mit diesem seltsam fixierten, fanatischen Ausdruck deutlich hatte sehen können. Noch immer überlief es ihn kalt, wenn er daran zurückdachte.
    »Zwei Minuten«, rief Arditti mit halblauter Stimme. Über ihnen ragte die schwarze Bordwand der Watson und löschte jeden Lichtschimmer aus, den der Himmel durchlassen mochte. Es sah so aus, als lockerte sich die Wolkendecke allmählich auf; im Osten lag ein diffuser silbriger Dunst, der offenbar vom Mondlicht herrührte, das die Wolken zu durchdringen suchte. Keine günstige Entwicklung.
    John schob die Maske auf die Stirn, steckte das Gummimundstück zwischen die Zähne und öffnete das Ventil. Luft zischte, und er tat einen leichten Atemzug. Gut.
    Die Watson drosselte ihre Maschinen, was die Vibration in der Plattform des Fallreeps unter ihm vorübergehend verstärkte. Gischtspritzer trafen ihn.
    Sie sollten auf Signal alle gemeinsam von der Plattform tauchen, um sich nicht zu verlieren. John rückte näher an die Kante. Der Zylinder saß ihm wie ein massiver Parasit auf dem Rücken. Wieder prüfte er die Luft.
    Ardittis Gruppe ging zuerst an Land. Der Plan sah vor, daß die Watson verlangsamte, sobald sie in gleiche Höhe mit der Grabungsstätte käme, die Taucher auf der Backbordseite absetzte, wo man sie von der Küste aus nicht sehen konnte, worauf sie wieder Fahrt aufnehmen und mehrere Meilen westwärts laufen sollte, bevor sie wendete. Bei der Rückkehr sollte sie das Schlauchboot und drei Männer absetzen, auch in der Nähe der Grabungsstätte.
    Der Schlauchboottransport hatte sich nach einer Signalboje zu richten, die Ardittis Taucher am Eingang des Unterwassertunnels anbringen sollten. Diese Boje war ein Infrarotsender, dem unbewaffneten Auge unsichtbar. An Ort und Stelle angelangt, würden zwei Mann das mitgebrachte Material mit steuerbaren Preßluft-Trägergeräten hinunterbringen.
    Johns Hauptaufgabe war die Auffindung des Unterwassereingangs zum Höhlenschacht. Arditti hatte argumentiert, daß seine Gruppe ihn rasch genug ausfindig machen würde, wenn sie nach Johns unbestimmter Beschreibung vorgingen, doch hatte Carmody daran gezweifelt. Daraufhin hatte Arditti vorgeschlagen, sie sollten ein paar Taucher bei Tag in einem Fischerboot an Ort und Stelle bringen, um die Markierungsboje zu setzen. Carmody hatte jedoch befürchtet, daß dies wahrscheinlich Wachen an der Küste aufmerksam machen und womöglich die ganze Mission gefährden

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