Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
prickelten, die Schultern waren schmerzhaft verkrampft.
    Er stieg ins Wasser. Nach der Kälte im Höhlengang war es warm, beinahe angenehm. Er watete den steilen Geröllhang hinein, holte einige Male tief Luft, um Sauerstoff zu speichern, dann tauchte er.
    Das Gurgeln war laut in seinen Ohren. Er schwamm abwärts, auf einen Bereich leicht bewegter, matter Lichtreflexe zu. Klumpige Steinmassen glitten mit entnervender Langsamkeit vorüber.
    Er kämpfte sich durch den felsigen Schlund hinab, während sich in seiner Brust eine Enge und Spannung bemerkbar machte, die nur bedeuten konnte, daß er wenig Luft übrig hatte. Sollte er umkehren? Nein, es sah so nahe aus, so leicht…
    Er schwamm jetzt so schnell er nur konnte, denn das Brennen kam in seine Kehle, das verrückte Verlangen, den Mund zu öffnen und einzuatmen. Sein Blick fiel auf etwas Bräunliches unter ihm. Und auf einmal war das Licht heller, der Felsenschlund öffnete sich, und er war draußen frei. Über ihm tanzten schimmernde Spiegel. Er öffnete den Mund, ließ Blasen hinaus, stieß sich aufwärts. Mit einem rauhen Keuchen durchbrach er die Oberfläche.
    Es war noch nicht ganz Morgen. Der Osthimmel verfärbte sich von Rot zu Orange. John blickte über die See hinaus. Wie lang würde er brauchen, um an Land zu kommen, den Hügel hinaufzusteigen? Er hielt Ausschau nach einem Aufstieg durch das steile Felsgelände der Kliffs, und ihm fiel das Ding unter Wasser ein.
    Er holte Luft und tauchte, und ja, da war es – die Kiste. Eine Seite war glatt abgerissen, die Ecken zersplittert, doch sonst schien sie intakt. Die offene Seite war die rückwärtige. Das bedeutete, daß die Vorderseite mit der Linear-A-Schrift und dem Zapfen, noch durch das Packmaterial geschützt war.
    Er tauchte wieder auf und schwamm zum Ufer.

 
7
     
    Das jähe Rütteln an der Tür erschreckte sie. Sie stand beim offenen Loch, bereit, Rufe zu beantworten oder am Seil zu ziehen. Aber seit wenigstens zehn Minuten hatte es kein Lebenszeichen von John gegeben.
    »Verdammt!« flüsterte George. »Hier, hilf mir da hinein.«
    »Diese Männer?« Es schnürte ihr die Kehle zu.
    »Das müssen sie sein«, meinte George.
    Claire eilte zu George und half ihm auf. Mehr Gerüttel, ein metallischer Klang.
    Knarren. Sie zog den humpelnden George zur Öffnung, so schnell sie konnte. Mattes Tageslicht drang in die Grabkammer. Die Tür schwang weit auf.
    »Presto!«
    Sie starrte mit schreckgeweiteten Augen zur Türöffnung. Dort stand John. »Sie… sie…«
    »Richtig… ich«, schnaufte er. Er wankte herein und drückte die Tür zu.
    »Was haben Sie gefunden, wie sind Sie…«
    »Es wird rasch hell draußen. Wir müssen fort!«
    »Nun, ich…« Verwirrt blickte sie umher, sah ihre Sachen, nahm sie an sich. George lehnte aufrecht an seinen Abstützungen. »Ich kann hinken, wenn Sie mir die Schulter zum Festhalten geben«, sagte er. »Mann, das war schnell.«
    John nickte, außer Atem. »Im Lager ist noch alles ruhig.«
    »Verschnaufen Sie, ich werde hier aufräumen«, sagte Claire und stürzte zur Öffnung, um das Seil über den Flaschenzug einzuholen.
    »Keine Zeit. Ist sowieso unwichtig«, sagte John.
    »Wir können tarnen…«
    »Hören Sie schon auf!« sagte er scharf. »Die Kiste ist weg, liegt in acht Metern Wassertiefe. Die werden auf jeden Fall merken, daß wir hier waren.«
    »Ich… ja, das kann sein.«
    »Also los!« sagte John, trat zu George und stützte ihn. »Den Hang hinauf und über die Höhe, wie wir gekommen sind. Wir müssen schnell außer Sicht kommen. George, ich werde zählen, damit wir Gleichschritt halten.«
    Claire spähte hinunter; das Lager lag still und wie verlassen. Sie stieg den steilen Hang hinauf, zog sich an Gestrüpp und Oleandersträuchern aufwärts, und die ganze Zeit war sie überzeugt, daß jeden Augenblick Rufe hinter ihnen laut werden müßten. Schüsse, rennende Schritte im Geröll.
    Sie erreichte die Höhe und brachte sich hinter dem Kamm in Sicherheit, dann kroch sie zurück und spähte hinüber. Auch die beiden Männer erreichten wankend und vor Anstrengung keuchend den Bergrücken, und noch immer schlief das Lager. Unglaublich, nach all ihren düsteren Gedanken aus dieser Grabkammer befreit zu sein. Ihre Aufzeichnungen bei sich zu haben und im Morgenrot unter dem weiten Himmel zu stehen, zu ihren Füßen die friedlich vor Anker liegende Skorpio. Alle Umrisse zeichneten sich in der klaren Luft ungewöhnlich scharf und präzise ab.
    John und George überwanden

Weitere Kostenlose Bücher