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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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gewisser Weise bestürzt gewesen, als Claires Miene sich von einem maskenhaften Skeptizismus zu vorsichtiger, hoffnungsvoller Neugierde und dann zu freudiger Zustimmung gewandelt hatte, obwohl sie bemüht gewesen war, sich die Erleichterung nicht anmerken zu lassen. So war er ein Opfer seiner Aufschneiderei und Gefallsucht geworden. Und der gleiche Impuls, in ihren Augen gut auszusehen, bewog ihn nun zum soundsovielten Mal, seinen Sitz in der Abseilschlinge zu überprüfen und darin herumzurutschen. Doch war er außerstande, sie anzusehen und zu sagen, daß er diese Idee doch nicht für so großartig und erfolgversprechend hielt, besten Dank, gnädige Frau.
    »Ich bin in den Grotten entlang der Küste von Amalfi gewesen«, sagte Claire. »Das Licht dort war viel heller als hier.«
    »Vorhin kam es mir auch stärker vor. Wahrscheinlich ziehen Wolken auf.«
    »Ja, das könnte es sein.«
    Weiteres Hinhalten. Nun, genug davon. »Sie bleiben oben am Flaschenzug und geben das Seil aus, verstanden? Dreimal ruckartig ziehen bedeutet, daß ich hinauf will.«
    Sie nickte, den Mund halb geöffnet, sagte aber nichts. Er grinste und warf ihr eine Kußhand zu. Für einen Augenblick erstarrte ihre Miene, dann stahl sich ein Lächeln in ihre angespannten Züge, und sie erwiderte die Geste andeutungsweise.
    »Ich werde darauf zurückkommen.«
    Er winkte George zu, der herangehumpelt war, und ließ sich weiter hinab.
    Die ersten fünf oder sechs Meter waren einfach. Er hielt das Seil über und unter sich und ließ es durch die Sitzschlinge und über seine Schulter laufen, während er sich mit den Füßen am feuchtglänzenden Gestein abstützte. Der Höhlengang war durch die Handlampe noch hell von oben beleuchtet. Das Gestein strömte einen halb salzigen, halb moderigen Geruch aus.
    Bei der ersten Windung achtete er darauf, daß das Seil sich nicht verhängen konnte, und hielt sich rechts. Der Schacht verengte sich, aber nicht beängstigend. Er kam überall bequem durch, doch war seine Nervosität so groß, daß sein Herzschlag sich sofort beschleunigte, als er sich mit dem Rücken gegen den nassen Stein stieß.
    Unterhalb der Krümmung war der Lichtschein von oben gedämpft und gelblich. Er hatte die Taschenlampe eingeschaltet in den Hosenbund gesteckt, und ihr Lichtschein half.
    Er passierte zwei zersplitterte Bretter der Kiste, die sich in einer Spalte verfangen hatten. Tiefe Kratzspuren in der Wand lenkten seinen Blick abwärts. Mittlerweile hatten seine Augen sich an das Zwielicht gewöhnt, und er konnte weiter unten eine weitere Krümmung ausmachen, eine Verzweigung in mehrere Abflüsse. Der Verlauf des Höhlengangs war hier weniger steil, und eine wulstige Felsbank bildete eine Art Plattform. Auf ihr lagen weitere Bretter und etwas Packmaterial. Zwei Bretter hingen noch zusammen, andere waren zersplittert und in einen Seitengang geschleudert, der links hinabführte.
    Ober ihm schrammte das Seil jetzt über das rauhe Gestein der Felsbank, und er beobachtete die Stelle besorgt, hoffte jedoch, daß die Feuchtigkeit ein Durchscheuern verhindern würde. Er beruhigte sich mit der Überlegung, daß es ein starkes Seil sei, das sich nicht rasch abnutzen würde. Darauf ließ er sich weiter hinab und landete auf einem wasserüberronnenen Sims.
    »Absatz hier!« rief er hinauf, damit Claire sich nicht beunruhigte, wenn sein Gewicht plötzlich aus dem Seil verschwand. Er setzte sich auf den naßkalten Fels, der so schlüpfrig war, daß er dem Fuß keinen sicheren Halt geben konnte. Der Hauptkamin fiel schräg nach unten ab, eingezwängt zwischen Gesteinsbildungen, die wie Tropfstein aussahen. Er zog die Taschenlampe aus dem Hosenbund und kroch über klammes, schlüpfriges Gestein zum Seitengang. Ein scharfer, fast beißender Geruch erfüllte das steil abstürzende Loch. Einige Holzsplitter waren in diese Richtung geflogen, aber er vermutete, daß die Kiste den geraderen Weg hinab genommen hatte, und schaltete die Taschenlampe aus.
    War das ein blauer Lichtschein in dem Seitenkamin? Er wartete, bis die Lichtreflexe vom Schein der Taschenlampe verblaßt waren. Ja, das war wirklich, keine Einbildung.
    Aber schwach. Zu schwach, soviel war klar, um von oben gesehen zu werden.
    Andererseits war dieser Seitengang vielleicht der Weg ins Freie. Wieder leuchtete er hinein. Dieser Seitengang war nicht so naß und grau wie der Hauptkamin. Das Gestein war bräunlich, und scharfkantige Ecken verhinderten Einblick in die ganze Länge.
    Eine Spur von

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