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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Wärme wehte ihn an. Eine Brise aus diesem Nebenloch? Schwer zu sagen. Und dieser säuerlich-beißende Geruch in der Luft, wie von Feuerstein, von etwas Verbranntem. Die Sinne konnten einem hier unten Streiche spielen. Er kroch zurück auf den Sims. Hier gab es kein loses Gestein, was mit der Theorie des unterirdischen Abflusses übereinstimmte. Das abfließende Regenwasser von Jahrtausenden hatte alles ausgeräumt und einen unterirdischen Bachlauf eingeschnitten. Dies war zweifellos nicht von Menschen gemacht; nirgendwo hatte er Spuren von Bearbeitung gesehen, noch irgendwelches Werkzeug, das hereingefallen oder liegengeblieben war.
    Von dem Sims aus untersuchte er den Steilabfall des Hauptschachtes. Vier oder fünf Meter unter ihm bog er in einer verdrehten Windung nach links. Er schaltete die Taschenlampe aus und wartete, bis die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. »Noch bei der Suche!« rief er hinauf.
    »In Ordnung!« erklang Claires hoher, hallender Ruf von weit oben.
    Dort unten war Helligkeit. Ein deutliches, blaß elfenbeinfarbenes Leuchten, das von den nassen Wänden reflektiert wurde.
    Er lauschte nach Brandungsgeräuschen. Nichts. Absolute, vollkommene Stille.
    Aber war dieses schwache Licht stärker als jenes, das er in dem seitlichen Gang gesehen hatte? Obwohl es augenscheinlich zwei Wege hinab gab, mochten sie nicht begehbar sein.
    Es schien am besten, sich nach der größeren Helligkeit zu richten. Dieser war entweder näher oder besser begehbar, oder beides.
    Er versuchte die zwei undeutlichen Helligkeiten zu vergleichen und einen Entschluß zu fassen. Schwer zu sagen. Die feuchte Luft machte ihn husten.
    Zum Teufel damit! Der direkte Weg sah gut genug aus, und die seitliche Abzweigung hatte ihm von Anfang an nicht recht gefallen. Zu viele scharfe Kanten und Kriechstellen. Sich dort hineinzuzwängen, wenn hier ein vergleichsweise weiter Schacht offen lag – nein, dies war der richtige Weg.
    Er ließ sich über den Rand und langsam weiter abwärts. Wie der Köder am Ende einer Angelschnur, dachte er. Unter ihm schwang das Seil in der dunklen Röhre und schlug mit leisem Klatschen an den Fels. Die Biegung war enger, als er gedacht hatte. Er mußte sich zusammenkauern und seitwärts durchschlüpfen. Glitschige Nässe erleichterte das Durchkommen. Die Luft roch wie nach fauligem Seetang.
    Sein abwärtstastender Fuß blieb an etwas hängen. Sein Atem ging plötzlich keuchend, als er mit dem Fuß unter sich umherfühlte, und plötzlich überwältigte ihn die Erkenntnis seiner Lage – eingezwängt zwischen zwei abschüssigen Platten lastenden Felsgesteins, unmöglich verkantet, ausgekühlt, die Hände vom Halten des Seils schmerzend, in feuchter Dunkelheit, nur durch ein Seil mit der Welt des Lichts und der Luft verbunden…
    Nein, solche Gedanken führten zu nichts. Er mußte weiter.
    Vorsichtig ließ er sich tiefergleiten. Der rechte Fuß geriet in eine enge Spalte, während der linke abrutschte und im leeren Raum baumelte, aber es gab Raum zum Manövrieren, wenn der Fels auch von allen Seiten heranzudrängen schien, als wollte er mit seinem Gewicht und seiner Masse jeden Fluchtweg blockieren.
    Er befreite seinen Fuß und glitt über einen feuchtkalten Felswulst, baumelte unter einem Überhang, bis er nach wenigen Metern wieder Fels unter den Füßen fühlte. Die Röhre führte nun weniger steil abwärts.
    Mehr graue Felswülste glitten vorüber. Die Luft wurde unangenehm feucht und klamm. Es war ein wahrer Abstieg in die Unterwelt.
    Nun aber zeigte sich Helligkeit unter ihm. Er ließ sich weiter hinab. Licht durchdrang den unteren Teil des Höhlengangs, der hier beinahe eben verlief. Vorsichtig bewegte er sich die schräge, schlüpfrige Bahn entlang. Nach ungefähr dreißig Schritten stieß er auf ein wie von innen trübe erhelltes azurblaues Wasser, eingerahmt von einem Streifen aus Geröll. Die tintigen Schatten großer Blöcke und ausgewaschener Gesteinswülste bildeten die Wände. Holzsplitter am Strandstreifen und lange Kratzer am nassen Gestein darüber markierten den Weg der Kiste. Er ließ sich über die letzte Stufe hinab, und seine Füße knirschten auf Geröll.
    Das Wasser, von außen in leiser Bewegung gehalten, leckte an den Steinen. Wie tief mochte es sein? Er könnte ein kurzes Stück tauchen und die Situation erkunden.
    Er legte beide Hände an den Mund und rief: »Ich bin unten!«
    Eine helle, unverständliche Antwort.
    Er ließ das Seil los. Seine Arme schmerzten und

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