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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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T-Haken zum Aufhängen der Kiste nicht ganz zentrisch angebracht, dachte er, oder das Artefakt lag einseitig verrutscht in der etwas zu großen Kiste. Immerhin hätten die Leute für eine bessere Ausrichtung sorgen sollen; schließlich war es ein wertvolles Stück.
    Claire hatte das Artefakt in Italien neu verpacken lassen. Ein Mann zog die Plane ab; das helle Holz sah eigenartig frisch aus. Die Laufkatze ließ ihre Last langsam herab. Bunte Luftfrachtaufkleber hafteten an den stabilen Kistenbrettern. Die Männer nickten ihm zu und machten sich daran, die Kiste mit Brechstangen zu öffnen.
    »Wo ist das Zubehör?« rief Claires Stimme hinter ihm. Er wandte sich um und merkte verspätet, daß die Leute nicht ihm zugenickt hatten.
    »Wir bringen es herüber, sobald wir hier fertig sind«, antwortete der Vormann.
    Über einer rüschenbesetzten rosa Bluse trug sie ein marineblaues Kostüm im konservativ-zeitlosen Schnitt der karrierebewußten Frau. Strenges Äußeres, weibliches Versteckspiel darunter. Ihm gefiel es.
    »Die haben eine Ewigkeit gebraucht, das Ding hierher zu schaffen«, sagte Claire zu ihm, ohne den Blick von den Arbeitern zu wenden. »Krochen durch jede Nebenstraße, die man sich denken kann.«
    »Wissen die Leute damit umzugehen?« Er sah, wie sie das Packmaterial herunterrissen. Einer ließ eine Brechstange auf den Stein fallen, und es gab ein lautes, metallisches Geräusch.
    »Es ist ziemlich widerstandsfähig, denke ich; schließlich überlebte es ziemlich unbeschädigt diesen schrecklichen Absturz. Abgesehen von gelegentlichen Lageveränderungen werden wir hier Feinarbeit leisten. Darum werde ich mich schon kümmern.«
    »Allein?«
    Sie lächelte rätselvoll. »Soweit wie möglich.«
    »Hast du Watkins in China angerufen?«
    »Ja. Es dauerte die üblichen drei Stunden, bis die Verbindung hergestellt war – ich schwöre, daß jemand mithörte, der Spanner hustete sogar –, aber ich kam durch. Watkins gab mir Blankovollmacht, die Einrichtung zu benutzen, solange sie nicht den geheiligten Boden des MIT verläßt.«
    »Und Sprangle? Er ist Abteilungsleiter und könnte dich daran hindern, die teuren Geräte zu gebrauchen, wenn er meint, du würdest sie vielleicht falsch behandeln.«
    »Er hat die Verantwortung Watkins zugeschoben.«
    »Bravo. Wie hast du es gemacht?«
    Wieder das rätselhafte Lächeln. Sie wußte, daß sie charmant sein konnte, wenn sie wollte, das konnte er sehen, aber die merkwürdig verschlossene Art und Weise, wie sie von dieser Gabe Gebrauch machte, verwunderte ihn. Andere Frauen würden verschwenderisch damit umgehen, das hatte er oft genug beobachtet. Claire aber wahrte nach außen eine kühle Zurückhaltung, vielleicht in der Erkenntnis, daß das Dahinschmelzen solch einer Fassade für Männer interessanter war als dauernde Wärme.
    »Ich mußte ein Zugeständnis machen«, räumte sie ein.
    »Wem? Sprangle?«
    »Ja. Anscheinend hat er eine Schwäche für Archäologie. Er möchte über meine Resultate auf dem laufenden gehalten werden. Vielleicht sieht er darin eine günstige Gelegenheit, die Tüchtigkeit seiner Leute zu testen.«
    »Und vielleicht etwas mehr Unterstützung von seinem Dekan zu bekommen?«
    »Da hast du richtig in den Teeblättern gelesen.« Sie hatte den Blick nicht ein einziges Mal von der Arbeit am Artefakt abgewandt. Nun trat sie näher.
    »Ist etwas?«
    Die dicke Auspolsterung war entfernt, der goldene Zapfen lag frei. »Nein, nichts. Der Zapfen… er erinnert mich an was.«
    »Woran?«
    »Etwas, das ich irgendwo schon gesehen habe…« Sie zuckte die Achseln. »Es wird mir schon wieder einfallen.«
    Sie schlugen einen Bogen um die Arbeiter. Der Kalksteinblock stand jetzt frei. Es war eine große Überraschung für John gewesen, wie wenig Schaden der Sturz durch den Höhlenschacht in die See angerichtet hatte. Die Kiste war natürlich demoliert worden, der rückwärtige Teil völlig weggerissen. Es war eine mühsame, schweißtreibende Arbeit gewesen, das Ding an Bord zu hieven. Er hatte wiederholt tauchen und drei Kabel an den Seiten der verbliebenen Holzverschalung befestigen müssen, ungewiß, ob die Halterung ausreichen würde. Sie hatte ihren Zweck jedoch erfüllt, und es war ihnen mit Hilfe der Winsch gelungen, den Block sicher an Deck zu bringen. Claire hatte sich sorgfältig über die bloßliegenden Teile des Blocks hergemacht und erstaunlich wenig Beschädigungen gefunden: ein paar Kratzer und Absplitterungen an unwichtigen Stellen, und der

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