Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
verspürte, ihm zu antworten. »Nägel sind schwierig, Zwerg. Ich war bereit, auf die Nägel zu verzichten, um Zeit zu gewinnen.«
»Okay, das klingt vernünftig«, sagte Ozkopy, der es für Opals Geschmack eindeutig an ehrfürchtiger Bewunderung fehlen ließ. »Wissen Sie, was schwierig ist? Hier rumzustehen und von Ihrer Aura gebrutzelt zu werden. Ich bräuchte mindestens Schutzfaktor tausend.«
Zu Ozkopys Verteidigung muss man sagen, dass er die ganze Sache keineswegs so gleichgültig hinnahm, wie es den Anschein hatte. Tatsächlich stand er unter Schock; Ozkopy hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer Opal war und dass vermutlich sein letztes Stündlein geschlagen hatte, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
Opals goldene Stirn verzog sich zu Falten glühender Lava. »Du, Zwerg, solltest dich geehrt fühlen, dass das letzte Bild, das sich in deine wertlosen Netzhäute brennt, der Glanz meines glanzvollen … Glanzes ist.«
Mit dem Ende des Satzes war Opal nicht hundertprozentig zufrieden, aber der Zwerg würde in wenigen Sekunden tot sein und mit ihm jede Erinnerung an die holprige Formulierung. Ozkopy wiederum war nicht hundertprozentig zufrieden mit der Art und Weise, wie Opal seine Netzhäute beleidigte.
»Wertlose Netzhäute!«, knurrte er. »Die habe ich von meinem Dad. Natürlich hat er sie sich nicht aus dem Kopf gepflückt, Sie verstehen schon, aber er hat sie mir vererbt.« Zu seinen ewigen kosmischen Ehren hatte Ozkopy beschlossen, mit Stil von der Bühne abzutreten. »Und wo wir schon dabei sind, uns gegenseitig zu beleidigen: Ich hab immer gedacht, Sie wären größer. Und an Ihren Hüften schwabbelt mir zu viel Fett.«
In Opal loderte Zorn auf, was dazu führte, dass ihr radioaktiver Strahlenkranz sich auf einen Radius von drei Metern ausbreitete und alles in seiner Reichweite atomisierte, einschließlich Kolin Ozkopy. Doch obwohl der Zwerg verschwunden war, würde der Stachel seiner letzten Worte für den Rest ihres Lebens in Opals sprichwörtlichem Fleisch stecken. Wieder einmal musste Opal sich eingestehen, dass sie den Hang hatte, allzu schnell diejenigen zu vernichten, die sie beleidigten, was ihren Triumph schmälerte.
Ich darf mir von diesem Zwerg nicht die Laune verderben lassen , sagte sie sich, während sie mit atemberaubender Geschwindigkeit zur Oberfläche aufstieg. Meine Hüften sind absolut nicht schwabbelig .
Opal stieg gleißend und göttlich auf wie eine Supernova, die zur Meeresoberfläche hinaufschießt. Die glühende Hitze ihrer schwarzen Magie durchstieß die Mauern von Atlantis und den massigen Ozean mit Leichtigkeit und wirbelte die Atomstruktur von allem durcheinander, was sich ihr in den Weg stellte.
Ihr magischer Strahlenkranz trug sie vorwärts und aufwärts zum Fowl’schen Anwesen, ohne dass sie auch nur einen Gedanken an ihr Ziel verschwenden musste. Denn das Schloss rief sie, und sie war der Schlüssel.
Kapitel 5
Ériú alias Fowl’sches Anwesen
D ie Berserker, die in einer abwärts gedrehten Spirale um das Schloss herum begraben waren, wurden unruhig, als in der Welt über ihnen Magie freigesetzt wurde.
Da kommt was auf uns zu, dachte Oro, der Captain der Berserker. Bald werden wir frei sein, und unsere Schwerter werden erneut menschliches Blut schmecken. Wir werden ihre Herzen in Lehmtöpfen backen und die alten, dunklen Mächte anrufen. Wir werden jede verfügbare Form annehmen, um die Menschen abzuwehren. Sie können uns nicht töten, denn wir sind schon tot, zusammengehalten von einem Netz aus Magie.
Unsere Zeit wird kurz sein, nach all den Jahrhunderten. Nicht mehr als eine einzige Nacht, aber wir werden in Ruhm und Blut baden, bevor wir zu Danu ins Jenseits eingehen.
Könnt ihr die Veränderung spüren?, rief Oro den Geistern seiner Krieger zu. Haltet euch bereit vorzustoßen, wenn das Tor geöffnet wird.
Wir sind bereit, antworteten seine Krieger. Wenn das Licht auf uns fällt, werden wir in die Körper von Hunden, Dachsen und Menschen schlüpfen und sie unserem Willen unterwerfen.
Unwillkürlich dachte Oro: Ich würde lieber in einen Menschen schlüpfen als in einen Dachs. Denn er war stolz, und sein Stolz hatte ihn zehntausend Jahre zuvor das Leben gekostet.
Gobdaw, der zu seiner Linken lag, stieß ein tonloses Kichern aus. Ja, sagte er, aber immer noch lieber ein Dachs als eine Ratte.
Hätte Oro ein Herz aus Fleisch und Blut gehabt, es wäre erneut von Stolz erfüllt gewesen, dem Stolz auf seine Krieger diesmal. Meine
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