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Artemis Fowl

Artemis Fowl

Titel: Artemis Fowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Das wurde aber auch Zeit, knurrte sie und drehte das Gas voll auf. Die Flügel begannen zu schlagen, immer schneller, bis sie eine gleichmäßige Geschwindigkeit erreicht hatten und Captain Short, wenn auch nicht ohne Mühe, in die Nacht hinaustrugen.
    Auch ohne das Ortungsgerät wäre es nicht schwierig gewesen, dem Troll zu folgen. Er hatte eine Spur der Zerstörung hinterlassen, breiter als die eines Tunnelbaggers. Holly folgte ihr im Tiefflug, mit kleinen Schlenkern um Nebelfetzen und Bäume. Die wahnsinnige Kreatur hatte eine Schneise quer durch einen Weinberg geschlagen, eine Steinmauer durchbrochen und einen Wachhund zitternd vor Angst unter einer Hecke zurückgelassen. Dann kam Holly zu den Kühen. Es war kein schöner Anblick - außer den Hufen und Hörnern war nicht mehr viel übrig geblieben.
    Das Piepsen war noch lauter geworden, also kam sie ihm näher. Unter sich erblickte sie die Stadt, die sich an die Spitze eines Hügels schmiegte, umgeben von einer mittelalterlichen, zinnenbewehrten Mauer. In den meisten Fenstern brannte noch Licht. Zeit für ein wenig Magie.
    Viele der magischen Kräfte, die den Unterirdischen zugeschrieben werden, sind nichts als Aberglaube. Doch sie verfügen in der Tat über ein paar besondere Fähigkeiten, unter anderem die Heilkunst, den Blick und ihren Sichtschild. Letzteres ist eigentlich eine Fehlbezeichnung. In Wirklichkeit vibrieren die Unterirdischen nur mit einer so hohen Frequenz auf und ab, dass sie nie lange genug auf einer Stelle bleiben, um gesehen zu werden. Menschen bemerken höchstens ein leichtes Flimmern in der Luft, wenn sie genau hinsehen, aber das tun sie meistens nicht. Und selbst wenn sie es bemerken, halten sie es für Verdunstungserscheinungen. Typisch Menschenwesen - erfinden eine komplizierte Erklärung für eine ganz normale Erscheinung.
    Holly aktivierte ihren Sichtschild. Es kostete sie mehr Kraft als sonst, und sie spürte, wie ihr die Schweißperlen auf die Stirn traten. Ich sollte wirklich mal wieder das Ritual hinter mich bringen, dachte sie. Und zwar möglichst bald.
    Ihre Gedanken wurden von einem merkwürdigen Dröhnen unterbrochen, das nicht zu der üblichen nächtlichen Geräuschkulisse passte. Holly änderte die Flügelstellung und ging tiefer, um sich das Ganze aus der Nähe anzusehen. Nur schauen, ermahnte sie sich. Das war ihr Job. Ein Officer der Aufklärung wurde durch den Schacht raufgejagt, um das Objekt zu lokalisieren, und dann machten sich die Jungs von der Bergung in einem gemütlichen Shuttle auf den Weg, um es aufzusammeln.
    Der Troll war genau unter ihr und hämmerte gegen die äußere Stadtmauer, die unter seinen mächtigen Fäusten einzustürzen drohte. Holly schnappte entsetzt nach Luft. Der Kerl war das reinste Monster! Groß wie ein Elefant und zehnmal so gefährlich. Doch dieses spezielle Exemplar war mehr als gefährlich, es war wahnsinnig vor Angst.
    »Aufklärung an Zentrale«, sagte sie in ihr Mikro. »Ausreißer gesichtet. Situation äußerst kritisch.«
    Am anderen Ende der Funkleitung war Root höchstpersönlich. »Etwas genauer, Captain.«
    Holly richtete ihre Videokamera auf den Troll. »Ausreißer durchbricht die Stadtmauer. Kontakt steht unmittelbar bevor. Wie weit ist die Bergungseinheit?«
    »Geschätzte Ankunftszeit in frühestens fünf Minuten. Wir sind noch im Shuttle.«
    Holly biss sich auf die Unterlippe. Root war mit im Shuttle? »Das ist zu spät, Commander. In zehn Sekunden fliegt hier die ganze Stadt in die Luft. Ich gehe hinein.«
    »Nichts da, Holly, äh, Captain Short. Man hat Sie nicht dazu eingeladen. Sie kennen das Gesetz. Bleiben Sie, wo Sie sind.«
    »Aber, Commander -«
    Root unterbrach sie. »Nein! Kein Aber, Captain. Sie halten sich da raus. Das ist ein Befehl!«
    Holly spürte ihren Herzschlag im ganzen Körper, und die Abgase des Motors benebelten ihr das Hirn. Was sollte sie tun? Was war jetzt wichtiger? Menschenleben oder Befehle?
    In diesem Moment durchbrach der Troll die Mauer, und der Schrei eines Kindes gellte durch die Nacht. »Aiuto!«
    Hilfe! Eine Einladung - wenn man den Begriff ein wenig dehnte.
    »Tut mir Leid, Commander. Der Troll hat einen Lichtkoller, und dort drinnen sind Kinder.«
    Sie sah Roots Gesicht förmlich vor sich, tief violett vor Wut, als er ins Mikro brüllte: »Das kostet Sie Ihre Streifen, Short! Ich schicke Sie für die nächsten hundert Jahre zur Putzkolonne!«
    Doch es war zwecklos. Holly holte tief Luft und schoss hinter dem Troll her.
    Mit einem

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