Artemis Fowl
man keine Scherze.
* * *
Artemis' Uhr war stehen geblieben. Es war, als existiere Greenwich nicht mehr. Oder vielleicht, sann Artemis, sind wir diejenigen, die verschwunden sind. Er warf einen Blick auf den CNN-Bildschirm; er zeigte nur ein leicht verzerrtes Standbild von Riz Khan. Artemis konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Sie hatten es getan. Die ZUP hatte die Zeit angehalten, genau wie es im Buch stand. Alles lief nach Plan.
Der richtige Moment, um eine weitere Theorie zu überprüfen. Artemis rollte mit seinem Stuhl zu der Reihe von Monitoren und schaltete das Bild der Kamera im Zimmer seiner Mutter auf den siebzig Zentimeter großen Haupt-Bildschirm. Angeline Fowl lag nicht mehr auf ihrer Chaiselongue. Artemis machte einen Schwenk durch das ganze Zimmer. Es war leer. Seine Mutter war verschwunden. Sein Lächeln wurde noch breiter. Perfekt, genau wie er es sich gedacht hatte.
Dann schaltete er um auf Holly Short. Sie rammte noch immer das Bett in den Boden. Gelegentlich stand sie auf und hämmerte mit den nackten Fäusten gegen die Wand. Vielleicht war es mehr als Frustration. Konnte es sein, dass hinter ihrem Wahnsinn Methode steckte? Er klopfte mit seinem schmalen Zeigefinger auf den Bildschirm. »Was haben Sie vor, Captain? Was führen Sie im Schilde?«
Eine Bewegung auf dem Monitor, der die Zufahrt überwachte, zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
»Endlich«, seufzte Artemis. »Das Spiel beginnt.«
Eine Gestalt näherte sich auf dem Weg. Klein, aber dennoch imposant. Und ohne Sichtschild. Keine Mätzchen mehr.
Artemis drückte auf den Knopf der Sprechanlage.
»Butler? Wir haben einen Gast. Ich werde ihn selbst empfangen. Lösen Sie mich hier ab und überwachen Sie die Kameras.«
Blechern schallte Butlers Stimme aus dem Lautsprecher. »Verstanden, Artemis. Bin schon unterwegs.«
Artemis knöpfte sein Designer Jackett zu und blieb kurz vor einem Spiegel stehen, um sich die Krawatte zu richten. Der Trick bei Verhandlungen bestand darin, von Anfang an alle Karten in der Hand zu haben oder zumindest so auszusehen, als ob dem so wäre.
Er setzte seine finsterste Miene auf. Böse, sagte er sich, böse, aber hoch intelligent. Und entschlossen, vergiss die Entschlossenheit nicht. Dann legte er die Hand auf den Knauf der Eingangstür. Ganz ruhig. Tief durchatmen und nicht darüber nachdenken, dass du möglicherweise die Situation falsch eingeschätzt hast und gleich erschossen wirst. Eins, zwei, drei... Er öffnete die Tür.
»Guten Abend«, grüßte er, ganz der perfekte Gastgeber, wenn auch ein hinterhältiger, böser, intelligenter und entschlossener.
Root stand, die leeren Hände demonstrativ ausgestreckt, vor der Tür. Die universale Geste für: Sieh her, ich trage keine große, mörderische Waffe.
»Sind Sie Fowl?«
»Artemis Fowl, zu Ihren Diensten. Und wer sind Sie?«
»ZUP-Commander Root. So, und jetzt, wo wir die Vorstellung hinter uns haben, könnten wir bitte zur Sache kommen?«
»Mit Vergnügen.«
Root beschloss, einen Vorstoß zu wagen. »Dann kommen Sie heraus, damit ich Sie sehen kann.«
Artemis' Miene wurde hart. »Haben Sie aus meinen Warnungen denn nichts gelernt? Das Schiff? Ihr Einsatzkommando? Muss ich erst jemanden töten?«
»Nein«, erwiderte Root hastig. »Ich wollte nur -«
»Sie wollten mich nur hinauslocken, damit Sie mich schnappen und gegen Ihren Captain austauschen können. Bitte, Commander Root, lassen Sie die Spielchen, oder schicken Sie mir jemand Intelligentes.«
Root spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. »Jetzt hören Sie mir mal zu, Sie kleiner -«
Artemis lächelte; er hatte wieder die Oberhand. »Keine sehr geschickte Verhandlungstaktik, Commander, die Beherrschung zu verlieren, bevor wir überhaupt am Tisch sitzen.«
Root atmete ein paar Mal tief durch. »Schön. Was immer Sie meinen. Wo möchten Sie, dass wir unser Gespräch abhalten?«
»Drinnen natürlich. Sie haben meine Erlaubnis, das Haus zu betreten, aber denken Sie daran, Captain Shorts Leben liegt in Ihren Händen. Seien Sie vorsichtig damit.«
Root folgte seinem Gastgeber durch die gewölbte Eingangshalle. Generationen von Fowls starrten von Porträts auf sie hinunter. Durch eine gebeizte Eichentür betraten sie einen lang gezogenen Konferenzraum mit einem runden Tisch, an dem zwei Plätze mit Notizblock, Aschenbecher und Wasserkaraffe vorbereitet waren.
Root war begeistert, als er die Aschenbecher sah, und zog sofort eine halb zerkaute Zigarre aus
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