Artemis Fowl
Elfen denn so?«
»Habt ihr vielleicht Delfin?«, fragte Holly sarkastisch.
Juliet schüttelte sich. »Nein, haben wir nicht, du Ungeheuer!«
»Dann Obst. Oder Gemüse. Und sieh zu, dass es gut gewaschen ist. Ich will euren Chemiedreck nicht im Blut haben.«
»Ha, ha, sehr komisch. Keine Sorge, alle unsere Produkte sind biologisch angebaut.« Juliet wandte sich zur Tür, blieb aber noch einmal stehen. »Vergiss die Regeln nicht: keine Versuche, das Haus zu verlassen. Und es gibt auch keinen Grund, das Mobiliar auseinander zu nehmen. Bring mich nicht dazu, dir meinen Doppelnelson vorzuführen.«
Sobald Juliets Schritte verklungen waren, begann Holly erneut, das Bett auf den Beton zu donnern. Das war das Gute an den Regeln der Unterirdischen: Die Anordnungen mussten einem Auge in Auge gegeben werden, und sie mussten sehr präzise formuliert sein. Einer Elfe einfach nur zu sagen, dass es keinen Grund gab, etwas zu tun, bedeutete nicht, dass man es ihr tatsächlich verbot. Und im Übrigen hatte Holly gar nicht die Absicht, das Haus zu verlassen. Aber das musste ja nicht heißen, dass sie nicht vorhatte, aus ihrer Zelle herauszukommen.
* * *
Artemis hatte noch einen weiteren Monitor neben die anderen gereiht und ihn mit einer Kamera verbunden, die in Angeline Fowls Dachbodenzimmer installiert worden war. Er nahm sich einen kurzen Moment Zeit, um nach seiner Mutter zu sehen. Manchmal war ihm nicht wohl bei dem Gedanken, sie über eine Kamera zu beobachten; es war fast, als spioniere er hinter ihr her. Doch es war nur zu ihrem Besten. Es bestand die Gefahr, dass sie sich etwas antat. Im Moment schlummerte sie friedlich, dank der Schlaftablette, die Juliet ihr auf das Essenstablett gelegt hatte. Das war Teil des Plans. Ein überaus wichtiger Teil sogar.
Butler betrat den Kontrollraum. Er hatte einen Haufen Elfengerät in der Hand und rieb sich den Nacken. »Hinterhältige kleine Biester.«
Artemis sah von den Monitoren auf. »Gab's Probleme?«
»Nichts Wichtiges. Aber diese kleinen Stöckchen hier haben ganz schön viel PS. Wie geht es unserer Gefangenen?«
»Gut. Juliet holt ihr gerade was zu essen. Wie es scheint, wird Captain Short ein bisschen unruhig.«
Auf einem der Bildschirme sah man, wie Holly ihr Feldbett in den Boden rammte.
»Verständlich«, bemerkte der Diener. »Stellen Sie sich vor, wie frustriert sie sein muss. Sie kann sich ja nicht einfach nach draußen durchbuddeln.«
Artemis lächelte. »Nein. Das gesamte Gut ist auf einer harten Kalksteinschicht gebaut worden. Nicht einmal ein Zwerg könnte sich hier einen Weg herausgraben. Oder hinein.«
Wie sich zeigen sollte, war das ein Irrtum. Ein fataler Irrtum. Ein denkwürdiges Ereignis für Artemis Fowl.
* * *
Die ZUP war auf eine Menge Notfälle vorbereitet. Zugegebenermaßen jedoch nicht darauf, dass eine ganze Bergungseinheit von einem einzelnen Feind lahm gelegt wurde. Umso dringender war es, den nächsten Schritt einzuleiten, zumal sich am Himmel bereits ein erster zarter Hauch von Orange zeigte.
»Alles startklar?«, bellte Root in sein Helmmikro, das selbstverständlich bereits auf jedes Flüstern reagierte.
Startklar, dachte Foaly, während er die letzte Schüssel am Wachturm verdrahtete, diese Militärheinis und ihre blöden Sprüche: alles startklar, Waffen in Schussbereitschaft, Befehl ist Befehl. Alles bloß mangelndes Selbstbewusstsein.
Laut sagte er: »Sie brauchen nicht zu schreien, Commander. Mit diesen Mikros könnte man hören, ob sich in Madagaskar eine Spinne kratzt.«
»Und, kratzt sich eine Spinne in Madagaskar?«
»Nun ja, äh, keine Ahnung. Eigentlich kratzen Spinnen sich gar -«
»Dann lenken Sie gefälligst nicht vom Thema ab, Foaly, sondern beantworten Sie meine Frage!«
Der Zentaur zog ein beleidigtes Gesicht. Dass der Commander aber auch alles immer so wörtlich nehmen musste! Er stöpselte das Modemkabel in seinen Laptop. »Okay, alles... startklar.«
»Wurde aber auch Zeit. Dann drücken Sie mal aufs Knöpfchen.«
Erneut knirschte Foaly mit seinen Pferdezähnen. Er war wirklich das sprichwörtliche verkannte Genie. Drücken Sie aufs Knöpfchen! Root besaß überhaupt nicht genug Hirnmasse, um zu begreifen, was er, Foaly, hier gerade versuchte. Ein Zeitstopp war nicht einfach eine Sache, die man per Knopfdruck erledigte; es gab eine ganze Reihe komplizierter technischer Vorgänge, die man mit äußerster Präzision durchführen musste, sonst bestand die Gefahr, dass die Stoppzone in einen
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