Artemis Fowl
ein bisschen melodramatisch, aber Mulch hatte schon seit jeher eine Schwäche fürs Theatralische.
Mit einem letzten bedauernden Blick auf das sterbende Tier hakte er seinen Kiefer wieder aus und verschwand Richtung Südosten. Die Freiheit winkte.
Kapitel 8
Troll
Root beugte sich vor und brüllte in das Mikrofon. »Mulch! Was ist los? Geben Sie Lagebericht!«
Foaly hämmerte wie ein Wilder auf eine Tastatur ein. »Kein Ton mehr. Und auch keine Bewegung.«
»Mulch, reden Sie mit mir, verdammt noch mal!«
»Ich überprüfe mal seine Vitalfunktionen... Wow!«
»Was? Was ist?«
»Sein Herz rast wie verrückt, fast wie bei einem Kaninchen.«
»Einem Kaninchen?«
»Nein, warten Sie, es...«
»Was?«, stieß der Commander aus, voller Angst, dass er die Antwort bereits kannte.
Foaly lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Es ist stehen geblieben. Sein Herz schlägt nicht mehr.«
»Sind Sie sicher?«
»Die Monitore lügen nicht. Sämtliche Vitalfunktionen können über die Iriskamera abgerufen werden. Da tut sich gar nichts mehr. Er ist tot.«
Root konnte es nicht glauben. Mulch Diggums, der Unverwüstliche, tot? Das konnte nicht wahr sein. »Und dabei hatte er es geschafft, Foaly. Hat ein Exemplar des Buchs gerettet und bestätigt, dass Short noch am Leben ist.«
Foalys hohe Stirn legte sich nachdenklich in Falten. »Ich frage mich nur...«
»Was?«, fragte Root misstrauisch.
»Nun ja, sein Herzschlag - kurz vor dem Ende war er abnorm hoch.«
»Vielleicht ein technischer Fehler.«
Der Zentaur war nicht überzeugt. »Das bezweifle ich. Meine Technik hat keine Fehler.«
»Welche Erklärung sollte es sonst dafür geben? Sie haben doch immer noch Bildkontakt, oder?«
»Ja, aber eindeutig durch tote Augen. In dem Gehirn ist kein Funken Elektrizität mehr, die Kamera läuft über die eigene Batterie.«
»Tja, das war's dann wohl.«
Foaly nickte. »Sieht ganz so aus. Es sei denn... Nein, das ist zu verrückt.«
»Wie reden hier über Mulch Diggums. Da ist nichts zu verrückt.«
Foaly öffnete den Mund, um seine unglaubliche Theorie loszuwerden, doch bevor er etwas sagen konnte, glitt die Shuttletür auf.
»Wir haben ihn!«, sagte eine triumphierende Stimme.
»Ja!«, fügte eine zweite hinzu. »Artemis Fowl hat einen Fehler gemacht!«
Root fuhr auf seinem Stuhl herum. Es waren Argon und Cumulus, die so genannten Verhaltensanalytiker.
»Ach, wir haben uns also doch noch entschlossen, etwas für unser Honorar zu tun?«
Aber so leicht ließen sich die Wissenschaftler nicht einschüchtern. Die beiden sprühten förmlich vor Aufregung. Cumulus hatte sogar die Dreistigkeit, Roots sarkastische Bemerkung mit einem Wink abzutun. Vor allem dies ließ den Commander aufhorchen.
Argon stürmte an Foaly vorbei und legte eine Laserdisk ein. Auf dem Bildschirm erschien Artemis Fowls Gesicht, aufgenommen von Roots Iriskamera.
»Wir hören voneinander«, ertönte die Stimme des Commanders vom Band. »Bemühen Sie sich nicht, ich finde alleine raus.«
Fowls Gesicht verschwand vorübergehend, als er sich erhob. Dann hob Root den Blick, rechtzeitig für die bedrohliche Erwiderung. »Wie Sie wünschen. Aber denken Sie daran: Solange ich lebe, ist es niemandem von Ihrer Rasse gestattet, hier einzudringen.«
Triumphierend drückte Argon auf Pause. »Na bitte, da haben wir's!«
Roots Gesicht verlor den letzten Rest Blässe. »Was? Was haben wir?«
Cumulus schnalzte, als hätte er ein begriffsstutziges Kind vor sich - ein Fehler, wie er nur allzu bald bemerken sollte, denn noch bevor eine Sekunde um war, hatte der Commander ihn an seinem spitzen Bart gepackt.
»So, mein Guter«, sagte Root mit täuschend ruhiger Stimme. »Jetzt tun Sie einfach mal so, als ob wir's eilig hätten, und erklären Sie mir die Chose ohne irgendwelche Mätzchen oder Kommentare.«
»Der Oberirdische hat gesagt, wir dürften nicht ins Haus, solange er lebt«, quäkte Cumulus.
»Und?«
Argon übernahm für seinen Kollegen. »Nun, wenn wir nicht rein dürfen, solange er lebt...«
Root sog zischend die Luft ein. »Dann gehen wir eben rein, wenn er tot ist.«
Cumulus und Argon strahlten. »Genau«, tönten sie im Chor.
Root kratzte sich am Kinn. »Ich weiß nicht. Juristisch bewegen wir uns da auf dünnem Eis.«
»Absolut nicht«, widersprach Cumulus. »Die Sache ist doch ganz simpel: Das Menschenwesen hat ausdrücklich gesagt, das Betreten sei verboten, solange er lebe. Das ist gleichbedeutend mit einer Einladung nach seinem
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