Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
Vom Netzwerk:
waren genauso. Campbell hatte es lieber mit Birminghamer Dieben zu tun, die logen einem wenigstens direkt ins Gesicht.
    Am Morgen des 27 . Juni wurde Campbell zur Quinton Colliery gerufen, wo über Nacht zwei wertvolle Pferde der Zeche aufgeschlitzt worden waren. Eins davon war verblutet, und das andere, eine Stute, die noch weitere Verstümmelungen erlitten hatte, wurde gerade eingeschläfert. Der Veterinär bestätigte, dass dasselbe Gerät – oder doch eins mit exakt derselben Wirkung – benutzt worden war wie zuvor.
    Zwei Tage darauf brachte Sergeant Parsons dem Inspektor einen Brief, der an »The Sergeant, Police Station, Hednesford, Staffordshire« adressiert war. Er war in Walsall aufgegeben worden und von einem gewissen William Greatorex unterzeichnet.
    Ich hab ein Gesicht wie ein Teufelskerl und kann gut rennen, und als sie in Wyrley diese Bande gebildet haben, sollte ich unbedingt dabei sein. Ich weiß alles über Pferde und andere Tiere und wie man sie am besten erwischt. Sie haben gesagt, wenn ich mich drücke, machen sie mich fertig, darum hab ichs getan und hab alle beide erwischt, um zehn vor drei lagen sie da und sind aufgewacht; und dann hab ich beide am Bauch erwischt, aber es kam nicht viel Blut raus gespritzt, und eins ist weggelaufen, aber das andere ist umgefallen. Jetzt sag ich Ihnen, wer in der Bande ist, aber ohne mich können Sie das nicht beweisen. Einer heißt Shipton, aus Wyrley, und einer ist Träger und wird Lee genannt, der musste wegbleiben, und dann ist da noch Edalji, der Anwalt. Jetzt hab ich noch nicht gesagt, wer hinter dem Ganzen steckt, und das werd ich auch nicht, wenn Sie nicht versprechen, mir nichts zu tun. Es stimmt nicht, dass wir es immer tun, wenn der Mond jung ist, und Edalji hat seinen am 11 . April umgebracht, da war Vollmond. Ich war noch nie eingesperrt, und die anderen, glaub ich, auch nicht, außer dem Captain, darum kommen sie bestimmt glimpflich davon.
    Campbell las den Brief ein zweites Mal. Und dann hab ich beide am Bauch erwischt, aber es kam nicht viel Blut rausgespritzt, und eins ist weggelaufen, aber das andere ist umgefallen. Das klang alles recht kenntnisreich; andererseits konnten sich alle möglichen Leute die toten Tiere angeschaut haben. Nach den letzten beiden Fällen musste die Polizei Wachen aufstellen und Schaulustige fernhalten, bis der Veterinär seine Arbeit getan hatte. Dennoch, um zehn vor drei … das war seltsam präzise.
    »Kennen wir diesen Greatorex?«
    »Das ist vermutlich der Sohn von Mr Greatorex von der Littleworth Farm.«
    »Liegt da irgendwas vor? Hat er einen Grund, Sergeant Robinson in Hednesford zu schreiben?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Und was halten Sie von dieser Geschichte mit dem Mond?«
    Sergeant Parsons war ein stämmiger, schwarzhaariger Mann mit einer Neigung, beim Denken die Lippen zu bewegen. »Es gab da so ein Gerede. Neumond, heidnische Rituale und dergleichen. Ich weiß nicht recht. Aber ich weiß genau, dass am 11 . April kein Tier getötet wurde. Auch in der Woche vorher und nachher nicht, wenn ich mich nicht irre.«
    »Sie irren sich nicht.« Parsons war viel mehr nach dem Geschmack des Inspektors als dieser Upton. Er war ein Vertreter der nächsten Generation und besser ausgebildet; nicht sehr fix, aber besonnen.
    William Greatorex erwies sich als vierzehnjähriger Schuljunge, dessen Handschrift der des Briefs überhaupt nicht ähnlich war. Von Lee oder Shipton hatte er noch nie gehört, gab aber zu, Edalji zu kennen, der morgens manchmal im selben Zug mit ihm fuhr. Er war noch nie auf der Polizeiwache in Hednesford gewesen und wusste nicht, wie der Sergeant dort hieß.
    Mit fünf Hilfspolizisten durchsuchte Parsons die Littleworth Farm samt Nebengebäuden, fand aber nichts, das außergewöhnlich scharf oder blutbefleckt oder erst vor kurzem sauber gewischt worden war. Beim Weggehen fragte Campbell den Sergeant nach George Edalji.
    »Nun, Sir, er ist Inder, nicht wahr? Halbinder, genauer gesagt. Klein gewachsen. Sieht ein bisschen komisch aus. Anwalt, wohnt zu Hause, fährt jeden Tag nach Birmingham. Nimmt nicht groß am Dorfleben teil, wenn Sie verstehen.«
    »Er würde also nicht mit einer Bande herumziehen?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Hat er Freunde?«
    »Soweit man weiß, nicht. Die Familie bleibt gern für sich. Mit der Schwester stimmt was nicht, glaub ich. Krank, debil, irgendwas in der Art. Und er soll jeden Abend auf den Feldwegen spazierengehen. Dabei hat er gar keinen Hund oder dergleichen. Vor

Weitere Kostenlose Bücher