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Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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paar Vorgänge zum Abschluss …«
    »Was für Vorgänge?«
    »Juristische Vorgänge, die ich aus der Kanzlei mitgebracht hatte. Der Verkauf eines kleinen Grundstücks.«
    »Und dann?«
    »Dann verließ ich das Haus und ging zu Mr Hands, dem Stiefelmacher.«
    »Warum?«
    »Weil er ein Paar Stiefel für mich anfertigt.«
    »Steckt Hands in der Sache auch mit drin?«
    Schweigen.
    »Und?«
    »Und ich unterhielt mich mit ihm, während er eine Anprobe machte. Danach ging ich eine Weile spazieren. Kurz vor halb zehn war ich zum Abendessen zu Hause.«
    »Wo sind Sie spazieren gegangen?«
    »In der Gegend herum. Auf den Feldwegen. Ich gehe jeden Tag spazieren. Ich achte nie sonderlich darauf, wo ich hingehe.«
    »Sie sind also in Richtung der Zeche gegangen?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Na komm, George, das nehm ich dir nicht ab. Du sagst, du bist in alle Richtungen gegangen, weißt aber nicht mehr, in welche. Eine Richtung von Wyrley aus führt zur Zeche. Warum sollst du nicht in diese Richtung gegangen sein?«
    »Wenn Sie mir einen Moment Zeit lassen würden.« George presste die Finger gegen die Stirn. »Jetzt weiß ich es wieder. Ich bin die Straße nach Churchbridge entlanggegangen. Dann bin ich rechts in die Watling Street Road abgebogen, dann zur Walk Mill, dann weiter die Straße entlang bis zu Greens Hof.«
    Campbell fand das sehr eindrucksvoll für jemanden, der sich nicht erinnern konnte, wo er gewesen war. »Und mit wem hast du dich auf Greens Hof getroffen?«
    »Mit niemandem. Ich bin nicht hineingegangen. Ich kenne die Leute nicht.«
    »Und wen hast du auf deinem Spaziergang getroffen?«
    »Mr Hands.«
    »Nein. Mr Hands hast du vor deinem Spaziergang getroffen.«
    »Ich weiß es nicht mehr genau. Haben Sie mich nicht von einem Ihrer Hilfspolizisten verfolgen lassen? Fragen Sie den doch, dann bekommen Sie einen vollständigen Bericht über alles, was ich getan habe.«
    »Oh, das tue ich, das tue ich. Und nicht nur den. Dann hast du also zu Abend gegessen. Und dann bist du noch einmal weggegangen.«
    »Nein. Nach dem Abendessen habe ich mich schlafen gelegt.«
    »Und später bist du wieder aufgestanden und weggegangen?«
    »Nein, ich habe Ihnen doch gesagt, wann ich weggegangen bin.«
    »Was hattest du an?«
    »Was ich anhatte? Stiefel, Hose, Jacke, Mantel.«
    »Was für einen Mantel?«
    »Blauer Kammgarn.«
    »Den, der an der Küchentür hängt, wo du deine Stiefel abstellst?«
    George runzelte die Stirn. »Nein, das ist ein alter Hausmantel. Ich hatte den an, der auf dem Kleiderständer in der Diele hängt.«
    »Warum war dann dein Mantel an der Hintertür feucht?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich habe diesen Mantel seit Wochen, vielleicht auch Monaten nicht mehr angefasst.«
    »Du hast ihn gestern Abend getragen. Das können wir beweisen.«
    »Dann ist das eindeutig Gegenstand der Beweisaufnahme.«
    »An den Kleidern, die du gestern Nacht anhattest, waren Tierhaare.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Willst du deine Mutter als Lügnerin hinstellen?«
    Schweigen.
    »Wir haben deine Mutter gebeten, uns die Kleidungsstücke zu zeigen, die du gestern Nacht getragen hast. Das hat sie getan. Auf einigen davon waren Tierhaare. Wie erklärst du uns das?«
    »Nun, ich lebe doch auf dem Land, Inspector. Leider Gottes.«
    »Leider Gottes? Aber du melkst doch keine Kühe und beschlägst keine Pferde, oder?«
    »Das versteht sich von selbst. Vielleicht habe ich mich an das Gatter zu einem Feld gelehnt, auf dem Kühe standen.«
    »Gestern Nacht hat es geregnet, und heute Morgen waren deine Stiefel feucht.«
    Schweigen.
    »Das ist eine Frage, Mr Edalji.«
    »Nein, Inspector, das ist eine tendenziöse Behauptung. Sie haben meine Stiefel untersucht. Wenn sie feucht waren, überrascht mich das nicht. Um diese Jahreszeit sind die Wege nass.«
    »Aber die Felder sind noch nasser, und gestern Nacht hat es geregnet.«
    Schweigen.
    »Du bestreitest also, das Pfarrhaus zwischen 21 Uhr 30 und Tagesanbruch verlassen zu haben?«
    »Noch später. Ich gehe um 7 Uhr 20 aus dem Haus.«
    »Aber das kannst du unmöglich beweisen.«
    »Im Gegenteil. Mein Vater und ich schlafen im selben Raum. Er schließt jeden Abend die Tür ab.«
    Das verschlug dem Inspector die Sprache. Er schaute Parsons an, der noch damit beschäftigt war, den letzten Satz aufzuschreiben. Campbell hatte im Laufe der Jahre schon so manches windige Alibi zu hören bekommen, aber so etwas … »Entschuldigung, kannst du noch einmal wiederholen, was du da eben gesagt

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