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Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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Vergnügen, mit Ihnen zu arbeiten, Mr Edalji. Dergleichen bemerken wir sehr wohl, lassen es dem Mandanten gegenüber aber lieber unerwähnt, um ihn nicht zu entmutigen. Die Polizei wird noch weitere kleine Änderungen dieser Art vornehmen, daran habe ich keinen Zweifel.«
    Am Nachmittag konnte Mr Vachell dem Inspektor, der ein ausgefuchster Zeuge war, wenig Nützliches entlocken. Bei ihrer ersten Begegnung auf der Polizeiwache von Hednesford hatte Campbell auf George eher schwerfällig und ziemlich unverschämt gewirkt. In der Newhall Street und in Cannock war er aufgeweckter und unverhohlen feindselig gewesen, auch wenn seine Gedankengänge nicht immer logisch waren. Jetzt trat er besonnen und würdevoll auf, wobei ihm seine Körpergröße und die Uniform sowohl Logik als auch Autorität zu verleihen schienen. George dachte, so wie sich seine Geschichte vor seinen Augen subtil veränderte, veränderten sich auch einige der handelnden Personen.
    Mehr Erfolg hatte Mr Vachell bei Police Constable Cooper, der wie schon im Magistrates’ Court seinen Vergleich von Georges Stiefelabsatz mit den Abdrücken im Schlamm schilderte.
    »Constable Cooper«, begann Mr Vachell, »darf ich fragen, wer Sie zu diesem Vorgehen angewiesen hat?«
    »Ich weiß nicht recht, Sir. Ich glaube, es war der Inspektor, aber es könnte auch Sergeant Parsons gewesen sein.«
    »Und wo genau sollten Sie nachsehen?«
    »Überall auf der Strecke, die der Täter zwischen dem Feld und dem Pfarrhaus gegangen sein könnte.«
    »Vorausgesetzt, der Täter kam vom Pfarrhaus? Und kehrte dorthin zurück?«
    »Ja, Sir.«
    »Überall?«
    »Überall, Sir.« Cooper schien George nicht älter als etwa zwanzig Jahre zu sein: ein unbeholfener Junge mit roten Ohren, der versuchte, ebenso selbstbewusst aufzutreten wie seine Vorgesetzten.
    »Und Sie gingen davon aus, dass der Täter – um Ihren Ausdruck zu gebrauchen – den kürzesten Weg nahm?«
    »Ja, wahrscheinlich, Sir. Das ist doch meistens so, wenn jemand vom Tatort wegläuft.«
    »Ich verstehe, Constable. Sie haben also nirgendwo anders gesucht als auf dem kürzesten Weg?«
    »Nein, Sir.«
    »Und wie lange hat Ihre Suche gedauert?«
    »Eine Stunde oder länger, schätzungsweise.«
    »Und wann fand sie statt?«
    »Ich glaube, ich habe ungefähr um halb zehn angefangen.«
    »Und das Pony wurde etwa um halb sieben entdeckt?«
    »Ja, Sir.«
    »Drei Stunden früher. In dieser Zeit könnte auch jeder beliebige andere diesen Weg genommen haben. Bergleute, die zur Schicht gingen, Schaulustige, die von der Gräueltat gehört hatten. Ja, sogar Polizisten.«
    »Das ist möglich, Sir.«
    »Und wer hat Sie begleitet, Constable?«
    »Ich war allein.«
    »Aha. Und Sie entdeckten ein paar Absatzspuren, die Ihrer Meinung nach zu dem Stiefel in Ihrer Hand passten.«
    »Ja, Sir.«
    »Und dann sind Sie zurückgegangen und haben Ihre Entdeckung gemeldet?«
    »Ja, Sir.«
    »Und was geschah dann?«
    »Wie meinen Sie das, Sir?«
    George nahm mit Befriedigung eine leichte Veränderung in Coopers Ton wahr – als merke der, dass er in eine bestimmte Richtung gelenkt wurde, könne aber noch nicht erkennen, wohin das führen sollte.
    »Ich meine, Constable, was geschah dann, nachdem Sie Ihre Entdeckung gemeldet hatten?«
    »Ich wurde abgestellt, um das Gelände beim Pfarrhaus abzusuchen, Sir.«
    »Ich verstehe. Aber irgendwann, Constable, sind Sie doch zurückgegangen und haben einem Vorgesetzten die von Ihnen entdeckten Abdrücke gezeigt.«
    »Ja, Sir.«
    »Und wann war das?«
    »Am Nachmittag.«
    »Am Nachmittag. Damit meinen Sie etwa drei Uhr, vier Uhr?«
    »So ungefähr, Sir.«
    »Ich verstehe.« Mr Vachell runzelte die Stirn und verfiel in Georges Augen recht theatralisch ins Grübeln. »Mit anderen Worten, sechs Stunden später.«
    »Ja, Sir.«
    »Und in der Zwischenzeit wurde der Bereich bewacht und abgesperrt, um weiteres Zertrampeln zu verhindern?«
    »Nicht direkt.«
    »Nicht direkt. Heißt das ja oder nein, Constable?«
    »Nein, Sir.«
    »Nun, soweit ich weiß, ist es in solchen Fällen oft üblich, einen Gipsabdruck der fraglichen Absatzspuren zu nehmen. Können Sie mir sagen, ob das erfolgt ist?«
    »Nein, Sir, das ist nicht erfolgt.«
    »Soweit ich weiß, besteht ein anderes Verfahren darin, derartige Spuren zu photographieren. Ist das erfolgt?«
    »Nein, Sir.«
    »Soweit ich weiß, besteht ein anderes Verfahren darin, das entsprechende Rasenstück auszugraben und einer forensischen Analyse zu unterziehen. Ist das

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