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Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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Constable. Er schilderte, wie er von Inspector Campbell zum Bahnhof Great Wyrley & Churchbridge geschickt wurde und der Angeklagte dort seiner Aufforderung, einen späteren Zug zu nehmen, nicht nachkommen wollte.
    »Hat er Ihnen gesagt«, fragte Mr Disturnal, »welche Angelegenheiten so wichtig waren, dass er sich über die dringende Aufforderung eines Polizeiinspektors hinwegsetzen musste?«
    »Nein, Sir.«
    »Haben Sie Ihre Aufforderung wiederholt?«
    »Das habe ich, Sir. Ich legte ihm nahe, er möge ausnahmsweise einen Tag Urlaub nehmen. Doch er blieb bei seiner Weigerung.«
    »Ich verstehe. Und Mr Markew, ereignete sich in dem Moment etwas?«
    »Ja, Sir. Ein Mann auf dem Bahnsteig trat heran und sagte, er habe gehört, in der Nacht sei ein weiteres Pferd aufgeschlitzt worden.«
    »Und als der Mann dies sagte, wohin schauten Sie da?«
    »Ich sah dem Angeklagten direkt ins Gesicht.«
    »Und würden Sie dem Gericht bitte schildern, wie er darauf reagierte?«
    »Ja, Sir. Er lächelte.«
    »Er lächelte. Er lächelte über die Nachricht, dass wieder ein Pferd aufgeschlitzt worden war. Sind Sie sich dessen sicher, Mr Markew?«
    »O ja, Sir. Vollkommen sicher. Er lächelte.«
    George dachte: Aber das ist nicht wahr. Ich weiß, dass es nicht wahr ist. Mr Vachell muss beweisen, dass es nicht wahr ist.
    Mr Vachell war klug genug, sich nicht direkt auf diese Behauptung zu stürzen. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Identität des Mannes, der angeblich an Markew und George herangetreten war. Woher war er gekommen, was war das für ein Mensch, wohin wollte er? (Was implizit auch bedeutete: Warum war er nicht hier im Gerichtssaal?) Es gelang Mr Vachell, durch Andeutungen und Pausen und schließlich durch direkte Erklärung seiner beträchtlichen Verwunderung darüber Ausdruck zu geben, dass ein Gastwirt und ehemaliger Polizist mit dem denkbar größten Bekanntenkreis im ganzen Bezirk nicht in der Lage sein sollte, den nützlichen und doch so geheimnisvollen Fremden namhaft zu machen, der seine kuriose und tendenziöse Behauptung bestätigen könnte. Doch mehr konnte die Verteidigung bei Markew nicht ausrichten.
    Mr Disturnal ließ dann Sergeant Parsons die Bemerkung des Angeklagten wiederholen, dass er seine Festnahme erwartet habe, sowie seine angebliche Äußerung in der Birminghamer Arrestzelle, er werde Mr Loxton noch fertigmachen. Niemand bemühte sich um Aufklärung, wer dieser Loxton sein mochte. Ein weiteres Mitglied der Wyrley-Bande? Ein Polizist, den George gleichfalls zu erschießen drohte? Der Name blieb in der Luft hängen, und die Geschworenen durften sich denken, was sie wollten. Ein Constable Meredith, an dessen Gesicht und Namen sich George nicht erinnern konnte, zitierte eine harmlose Bemerkung, die George ihm gegenüber bezüglich einer Kaution gemacht hatte, schaffte es aber, diese Bemerkung so klingen zu lassen, dass sie George belastete. Anschließend schilderte William Greatorex, der gesunde englische Knabe mit der angenehmen Wesensart, noch einmal, wie George aus dem Zugfenster geschaut und ein unerklärliches Interesse an Mr Blewitts toten Pferden gezeigt hatte.
    Mr Lewis, der Veterinär, beschrieb den Zustand des Grubenponys, das tröpfelnde Blut, Art und Länge der Wunde und die bedauerliche Notwendigkeit, das Tier zu erschießen. Er wurde von Mr Disturnal gefragt, ob er Angaben über den Zeitpunkt der Verstümmelungen machen könne. Mr Lewis erklärte, seiner fachmännischen Meinung nach seien die Wunden dem Pony in einem Zeitraum von sechs Stunden zugefügt worden, bevor er es untersucht habe. Mit anderen Worten, nicht früher als halb drei Uhr morgens am 18 . August.
    Dies schien George die erste gute Nachricht des Tages zu sein. Die Debatte darüber, welche Kleidungsstücke er bei seinem Besuch des Stiefelmachers getragen hatte, war nun ganz unwesentlich. Die Anklage hatte sich soeben selbst den Weg versperrt. Sie hatte sich in der eigenen Schlinge gefangen.
    Doch falls dem so war, ließ Mr Disturnal sich nichts anmerken. Seine gesamte Haltung schien auszudrücken, nunmehr sei dank der fleißigen Arbeit von Polizei und Anklagebehörde eine frühere Unklarheit in dem Fall beseitigt worden. Wir machen nicht mehr geltend, es sei zu einem Zeitpunkt innerhalb von zwölf Stunden geschehen, dass … Wir können nunmehr geltend machen, es sei fast genau halb drei Uhr morgens gewesen, als … Und irgendwie stellte Mr Disturnal es so hin, als nehme mit dieser Präzision auch die Gewissheit zu, dass

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