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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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abtasten. Versuch, ihn nicht gleich zu Brei zu schlagen.«
    Bei der Bezeichnung stieg mir die Hitze ins Gesicht, aber niemand, Chase eingeschlossen, schien etwas davon zu merken.
    Wer immer Wallace war, er konnte gar nicht wissen, dass wir hier waren; Sean selbst war über meine Anwesenheit auf dem Platz überrascht gewesen. Es gefiel mir nicht, eine Lüge zu stützen, deren Zweck mir unbekannt war, trotzdem hielt ich den Mund.
    Der Treppenwächter klopfte erst Chase und dann mich ab. Er ging schnell und effizient vor, dennoch empfand ich es als grobe Missachtung meiner Person, als seine Hände über meine Hüften und meine Beine fuhren. Als er in meine Tasche griff, um Chases Fünfzehn-Zentimeter-Taschenmesser herauszuholen, zuckte ich heftig zurück.
    »Ihr bekommt es später wieder, wenn Wallace einverstanden ist«, informierte er mich. Dann durchsuchte er den Rucksack und nahm den Schlagstock und das MM -Radio an sich. »Das hier auch«, fügte er hinzu und stopfte alles in seine Taschen, ehe er wieder im Korridor verschwand, um weiter Wache zu halten.
    »Wer ist Wallace?«, fragte ich, als wir die Metallstufen erklommen, die bei jedem Schritt leise klingelten.
    »Er leitet die hiesige Gruppe. Und ehe du fragst: Er ist nicht der Schleuser. Der Bursche heißt Tubman, und es ist zu spät, um euch quer durch die Stadt zu seinem Checkpoint zu bringen.«
    »Und was ist das hier für ein Ort?«, wollte ich ernüchtert, aber immer noch aufgebracht wissen.
    Sean stieß die Tür zum Korridor im dritten Obergeschoss auf. Hier brannte kein Licht, und ich reagierte klaustrophobisch auf den düsteren Korridor. Vor einer der zerkratzten Holztüren hockten ein Mann und eine Frau in Straßenkleidung und sprangen abrupt auf, als wir in ihr Blickfeld gerieten.
    »Das ist der Widerstand«, sagte Sean.
    »Wer seid ihr?«, fragte der Mann und musterte uns von Kopf bis Fuß. Er war nicht viel größer als ich, aber gebaut wie ein Baumstamm. Sein Kopf hatte die Form einer Dose. Chase schien ihn zu beeindrucken, doch mich bedachte er mit einem Stirnrunzeln. Vermutlich war er der Ansicht, dass Chase für die Rebellion besser zu gebrauchen wäre – eine Annahme, die mich ärgerte.
    »Ich kenne sie aus der Mädchenschule«, sagte Sean. »Das ist Miller, und er heißt …«
    »Jennings«, sagte das Mädchen, das das lange schwarze Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. Mir fiel auf, dass das nicht ihre natürliche Haarfarbe war. Ihre Brauen waren beinahe transparent, und ihre Haut war sehr hell. Ich fragte mich, woher sie das Färbemittel hatte; dergleichen war heutzutage verboten. Anstößig , laut der MM .
    »Wir haben die Nachrichten über euch verfolgt«, erklärte sie.
    Meine Augen wurden groß. Die Leute wussten allein aufgrund meines Namens, wer wir waren. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Wenn die das wussten, dann war uns die MM immer noch auf den Fersen. Wartete darauf, dass wir es verbockten.
    Der neutrale Tonfall des Mädchens machte es mir unmöglich zu sagen, ob wir willkommen waren.
    »Sie haben keine Freigabe«, sagte der Mann verärgert. »Du kennst die Regeln, Banks.«
    »Ich kenne auch die Ausnahmen. Miller hat Informationen.«
    Für ihn . Informationen über Rebecca für Sean. Darüber hinaus wusste ich gar nichts. Ich konnte nur hoffen, dass Sean mir keinen Ärger eingehandelt hatte, indem er uns hergebracht hatte.
    Dosenkopf fixierte mich aus schmalen Augen. »Ja, darauf wette ich.«
    Chase verlagerte sein Gewicht.
    »Ich übernehme die Verantwortung für sie.« Sean bedachte Chase mit einem strengen Blick, der zu besagen schien: Sorg dafür, dass ich das nicht bereue. Dann klopfte er zweimal an die Tür, die die beiden bewachten.
    »Was hat der für ein Problem?«, fragte ich Sean leise.
    »Vor ein paar Tagen ist in Harrisonburg ein Schleuser ermordet worden. Man hat Beweise gefunden, die auf eine Frau hindeuten.«
    »Was für Beweise?«, hakte ich rasch nach. Chase gab sich neben mir ausgesprochen schweigsam.
    »Fußabdrücke, glaube ich.«
    Ich musste mich zum Weiteratmen ermahnen.
    Ich war auf dem Boden ausgerutscht, als Chase mich rausgezerrt hatte. Auf etwas Feuchtem. Blut. Meine Stiefelabdrücke führten über den ganzen Boden bis zur Tür. Ich musste mich schwer beherrschen, um mir die Stiefel nicht hier und jetzt von den Füßen zu reißen.
    »Schätze, Riggins hält dich für die Täterin.« Sean gab sich keine Mühe, das Gespräch geheim zu halten.
    »Tja, ich war es nicht«, sagte ich entgeistert und

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