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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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Nächten wie dieser.
    »Er wird mir nur den Zaun zeigen und so tun, als hätte er mich nicht gesehen«, versicherte ich ihr – wieder einmal. »Ihm kann nichts passieren.«
    Das wiederum glaubte keine von uns.
    Die Minuten zogen dahin. Eine. Nach. Der anderen. Und der nächsten.
    Beim Abendessen hatte ich nichts runtergekriegt. Ich war zu nervös. Aber ich hatte eine kalte gebackene Kartoffel bei meinen übrigen Vorräten in Rebeccas Pullover versteckt, den ich mir um die Hüfte gebunden hatte.
    »Okay, ich gehe«, sagte ich schließlich um Punkt zwölf Uhr dreißig.
    Sie nickte mit blassem Gesicht.
    »Schätze … es war nett, dich kennengelernt zu haben«, meinte sie lahm. »Danke, dass du Brock nichts von mir und Sean erzählt hast. Und … lass dich nicht erschießen.«
    Ich bemühte mich um ein Lächeln, aber es klappte nicht. Beinahe hätte ich gesagt, ich hoffte sie wiederzusehen oder etwas in der Art, aber ich wusste, das würde in einer Million Jahren nicht passieren. Wenn sie die Altersgrenze erreicht hätte, würden sie und Sean sich vor den MM verstecken müssen, genauso wie meine Mutter und ich. Ich ergriff also stattdessen ihre Schultern und umarmte sie kurz und unbeholfen, ehe ich zum Fenster hinausschlüpfte.
    Es schneite, genau wie in der Nacht, als das Mädchen an Unterkühlung gestorben war, aber ich war vorbereitet und hatte mir sämtliche Kleidungsstücke übergezogen, die mir zugeteilt worden waren: zwei Röcke, ein Leibchen, drei langärmelige T-Shirts und meinen grauen Pullover. Und ich hatte die gehorteten Lebensmittel dicht am Körper verstaut.
    Der Boden war so fest wie Felsgestein, und die Kälte sickerte durch die flachen Schuhe an meine Fußsohlen. Das verklinkerte Wohnheim lag unter einer weißen Schicht. Lange Eiszapfen hingen wie unregelmäßige Zähne an den Regenrinnen.
    Ich sah die Straße zu beiden Seiten hinunter, ehe ich in den Wald und zu dem Generator rannte. Sean würde dort auf mich warten, bereit, es hinter sich zu bringen. So wie ich.
    Als ich das regelmäßige Brummen der Maschine hörte, waren meine Muskeln warm und locker, und mein Herz schlug ebenmäßig. Mein Magen tat nicht mehr weh; ich hatte zu viel Adrenalin im Leib, als dass Angst mich noch hätte aufhalten können. Und ich war froh darüber. Ich brauchte jeden Vorteil, der sich mir bot.
    Mein Gehör war schärfer als sonst, und mein Kopf ruckte herum, als ich in der Nähe Zweige knacken hörte. Automatisch erstarrte ich und grub mir die Fingernägel in die Handflächen. Es kostete mich all meine Kraft, Katelyn Meadows aus meinen Gedanken zu verscheuchen.
    Sean materialisierte sich hinter einem Baum, der in den nächtlichen Schatten schwarz aussah. Sein FBR -Wintermantel ließ seinen Brustkorb breiter erscheinen, und er wirkte bedrohlicher als sonst. Die Narben, die Brocks Bestrafung auf meinen Handrücken hinterlassen hatte, brannten.
    Er sagte kein Wort, schob sich nur an den mächtigen, leise vor sich hin brummenden Metallkästen vorbei und stapfte tiefer in den Wald hinein.
    Ich streckte die Hände aus und schob Dornenranken und Zweige zur Seite, die unseren Weg beschwerlich machten. Der Zaun musste nahe sein. Wie lange gingen wir schon in diese Richtung? Zehn Minuten? Wir waren eine Meile vom Wohnheim entfernt. Allmählich sollten wir ganz in der Nähe sein.
    »Wie hoch ist er?«, flüsterte ich. »Der Zaun?«
    »Fünf Meter«, antwortete er, ohne sich umzusehen. Ich zwang mich, tief Luft zu holen.
    »Sean, ehe ich es nachher vergesse …« Ich stolperte über einen Zweig und fing mich gerade noch ab. »Danke.«
    Er schwieg eine ganze Minute, vielleicht sogar länger.
    »Ich hoffe, du schaffst es«, sagte er dann endlich.
    Ich wusste nicht, ob er damit meinte, dass er hoffte, ich würde meine Mutter finden, hoffte, ich würde den Zaun überwinden, oder hoffte, dass ich bei all dem nicht erschossen wurde, aber seine Worte boten mir einen kleinen Trost.
    »Halt mal, Banks!«
    Ich fühlte mich wie ein Stück Holz in dem Moment, in dem die Axt niedersaust. Mein ganzer Körper strebte gewaltsam in zwei verschiedene Richtungen. Eine Seite wollte vorwärts in Richtung Zaun laufen, die andere zurück zum Wohnheim. Nur die endlos schrille Furcht hielt mich an Ort und Stelle fest.
    »Lauf nicht weg«, wies mich Sean kaum hörbar an. Wie der Blitz fegte er den Pullover mit meinen Vorräten in ein Gestrüpp, schob mir eine Hand in die Haare und ballte sie zur Faust. Mir traten die Tränen in die Augen.
    Schritte

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