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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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zusammen zum Abendessen ausgehen.«
    Daran erinnerte ich mich. Es war der erste frostige Tag jenes Winters gewesen. Der andere Wagen hatte nicht mehr anhalten können.
    »Ich war wütend auf Rachel, weil sie mein Bett bekommen hatte und ich auf dem Boden schlafen musste. An dem Abend bin ich zu Hause geblieben, weil wir uns gestritten hatten. Ich war so dumm.« Er runzelte die Stirn. »Die letzten Dinge, die ich zu ihr gesagt habe, waren nicht nett.«
    »Aber wenn ihr nicht gestritten hättet, dann wärst du bei ihnen gewesen«, wandte ich ein. Es tat weh, das Gefühl der Schuld in seiner Stimme wahrzunehmen.
    Er spürte meinen Kummer und drehte sich zu mir um.
    »Weißt du, was mir im Gedächtnis geblieben ist, nachdem die Polizei da war?«
    »Was denn?«
    »Du, wie du mit mir auf dem Sofa gesessen hast. Du hast nichts gesagt. Du hast nur bei mir gesessen.«
    Dieser Unfall hatte mir Chase entrissen. Hatte ihn nach Chicago geführt, wo dieser jämmerliche Abklatsch eines Onkels ihn in den Trümmern des Krieges zurückgelassen hatte. Drei Jahre später war Chase nach Hause zurückgekommen, eine robustere, stärkere Version des Jungen, der er gewesen war, und meine Freude darüber, dass er noch am Leben war, hatte etwas anderes hervorgerufen, etwas, das tiefer wurzelte, als ich es je für möglich gehalten hätte. Etwas, das ich gerade erst entdeckt hatte, als er eingezogen wurde und wieder gehen musste.
    Nach all den Dingen, die er durchgemacht hatte, war die Ausbildung zum Soldaten das, was ihn zerrissen hatte.
    Nach einer Weile stand ich auf, ließ den Topf halb voll auf dem Tisch stehen und spülte den Löffel ab. Immer noch abgelenkt und verwirrt vergaß ich, was ich tat, während das Wasser über meine Finger rann. Erst ganz allmählich machte sich eine ganz andere Erkenntnis in meinem Gehirn breit.
    Heißes Wasser. Der Boiler arbeitete.
    Besorgt sah ich auf der Suche nach Chase zur Tür hinaus. Was, wenn der Schleuser käme, ehe er zurück war? Was, wenn er gar nicht vorhatte, zurückzukommen?
    Er muss ein bisschen allein sein, ermahnte ich mich, also überließ ich ihn, sosehr es mir auch widerstrebte, seiner Stimmung und schaute nach der Dusche. Sie funktionierte, und ich beschloss, mich rasch zu säubern, für den Fall, dass wir keine Gelegenheit mehr dazu haben sollten, wenn die Zeit zum Aufbruch gekommen war.
    Ehe ich das Wasser aufdrehte, erhaschte ich einen Blick auf mein Spiegelbild. Ich war dünn geworden im vergangenen Monat – nicht so dürr, als wäre ich halb verhungert, aber sehr schlank und zugleich muskulöser. Alle Hinweise auf das Mädchen, das ich gewesen war, waren ausgelöscht. Ich fragte mich, ob Chase das auch aufgefallen war. Nicht, dass das irgendetwas geändert hätte.
    Vielleicht hatte Rebecca recht. Vielleicht hatte, die MM ihn gezwungen, sich von mir zu lösen. Aber das bedeutete nicht, dass er keusch gelebt hatte. War er mit anderen Mädchen zusammen gewesen? Sean hatte eine Möglichkeit gefunden, also konnte Chase das auch. Mir wurde bewusst, dass mir der Gedanke zuwider war, und dann war mir zuwider, dass er mir zuwider war. Das ging mich nichts an. Um genau zu sein: Chases Liebesleben war die geringste meiner Sorgen.
    Was war eigentlich mit mir los? Selbst wenn manche seiner Verhaltensweisen mehr Sinn ergaben, seit er mir diese Geschichte erzählt hatte, war er doch nicht weniger unausstehlich geworden. Und außerdem, wer wusste denn schon, ob er die Wahrheit gesagt hatte? Seine ganze Geschichte verbarg sich unter großen Worten über Tuckers Unglück. Damals mochte er ja betroffen gewesen sein, aber wer sagte, dass er heute noch die gleiche Person war wie vor einem Jahr?
    Ich drehte das Wasser auf und wollte mich gerade ausziehen, als ein Knall in der Küche meinen Gedankengang unterbrach.
    Chase war wieder da. Und, so stellte ich schnell fest, er war furchtbar aufgebracht.
    Er stürmte zur Tür herein, hätte sie dabei beinahe aus den Angeln gerissen, und drehte den Wasserhahn ab. Seine Augen zuckten wild hin und her.
    »Was …?«
    Ohne ein Wort der Erklärung quetschte er uns beide in den Schrank und zog gewaltsam die Tür zu. Plötzlich war mir das Geräusch seines Atems überaus bewusst, ebenso wie das Gefühl seiner Brust, die sich hob und senkte und mich mit sich zog. Ebenso wie die Wahrheit: Wir waren unmittelbar in Gefahr.
    Der Schrank war klein, gerade groß genug, dass wir beide darin stehen konnten. Die Regalbretter der Fächer, in denen die Handtücher lagen,

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