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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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locker und salopp aus wie damals, als sie zusammen waren. Der nun schon eine Weile zurückliegende Job bei Europol hatte Riitta also doch nicht zur Karriere-Frau gemacht, die nur noch ihren Aufstieg im Kopf hatte. Im letzten Jahr hatte es so ausgesehen.
    »Finnland stellt sich auf eine weltweite Grippewelle ein«, sagte der Sprecher des Nachrichtenmagazins mit ernster Stimme. »Wenn die Krankheit mit voller Wucht zuschlägt, wird ein reichliches Drittel der Finnen, über 1,8 Millionen Menschen, erkranken. Das Ministerium für Gesundheit und Soziales und das Nationale Institut für Volksgesundheit werden die erforderlichen Maßnahmen für den Notfall ergreifen, die Mobilität der Menschen wird eingeschränkt, nur dringliche Fälle werden behandelt, Schulen und Universitäten werden geschlossen …«
    »Immer nur schlechte Nachrichten.« Riitta Kuurma hatte genug und schaltete das Radio aus.
    »Als Nachtisch gibt es einen Mönch 1 «, witzelte Ratamo, er knüllte das Behältnis der Pommes und den Pappbecher zusammen, stopfte sie in den Hamburger-Karton und warf den Abfall auf den Rücksitz. Sie waren auf dem Weg zueinem Treffen mit einem Mann, der möglicherweise Otto Forsmans Mörder gesehen hatte.
     
    Vater Peter starrte im kleinen Bibliotheksraum der Kirche der heiligen Xenia von Sankt Petersburg die Mitarbeiter der Sicherheitspolizei an, die ihn mit strenger Miene musterten, und überlegte, wie er gleichzeitig die Wahrheit sagen und sein Geheimnis bewahren könnte. Die Reue plagte ihn. Es war ihm weder gelungen, Otto Forsman zu schützen, noch das »Schwert des Marschalls« zu finden, und jetzt verhörten ihn Ermittler der SUPO, ein dunkelhaariger Mann, der wie ein Krimineller aussah, und eine kühle Frau mit schönen Gesichtszügen. Das erste Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, zu viel zu wissen.
    »Sie haben den Mörder also gesehen?«, fragte Arto Ratamo auf Englisch. Es war ein merkwürdiges Gefühl, einen Priester zu verhören. Was sagten wohl die Regeln der orthodoxen Kirche über das Lügen? Wurde es mit geistlichen Übungen bestraft, oder sah man darin ein schwerwiegenderes Vergehen?
    »Natürlich habe ich ihn nicht gesehen«, antwortete Vater Peter erregt. »Ich habe lediglich dort auf dem Hof einen Mann stehen sehen, bevor ich … das Bewusstsein verlor. Es sah so aus, als wäre der Mann durchs Fenster aus diesem Raum hier geflohen und …«
    »Erzählen Sie mal ganz ruhig alles, was passiert ist«, bat Riitta Kuurma.
    Vater Peter dachte so lange über seine Antwort nach, dass er selbst ungeduldig wurde. Er durfte nichts Unüberlegtes sagen. »Ich kam in diesen Raum, und da knallte der Wind das Fenster an die Wand. Ich ging hin, um es zu schließen, und erblickte dort im Hof, vielleicht fünf Meter entfernt, einen Mann, der äußerst … eigenartig aussah. Er schaute in meine Richtung, aber ich weiß nicht, ob er mich bemerkthat. Und Otto Forsman hatte sich dort hinter der Tür versteckt. Danach drang jemand hier ein und …«
    »Inwiefern sah er eigenartig aus?«, fragte Riitta Kuurma nach.
    Vater Peter fuhr sich nervös durch die Locken. »Kahlköp fig , ein spitzzulaufender Kopf und … es sah irgendwie so aus, als hätte er zwei Augen auf einer Gesichtshälfte. Wahrscheinlich war es ein Muttermal, so ähnlich wie es Gorbatschow auf der Stirn hat. Oder vielleicht war es eine Brandwunde oder ein Leberfleck. Woher soll ich das wissen.«
    »Haben Sie beobachtet, was der Mann tat?«, fragte Riitta Kuurma in drängendem Ton.
    »Er rannte los in diese Richtung.« Vater Peter zeigte auf die Ostwand des Raumes.
    Ratamo regte sich allmählich auf. »Kennen Sie den Mann? Haben Sie ihn vorher schon mal gesehen?«
    Vater Peter zögerte eine Sekunde. »Nein und nochmals nein.«
    »Und Sie haben nicht gesehen, wer Sie überfallen hat?«, fragte Riitta Kuurma in versöhnlichem Ton und versuchte Ratamo mit ihrem Blick zu beruhigen.
    »Warum wird so oft nach den gleichen Dingen gefragt? Ich habe schon der Polizei alles gesagt, was ich weiß. Und gesehen habe«, fügte Vater Peter schnell noch hinzu.
    Ratamo antwortete mit der nächsten Frage. »Sie haben immer noch nicht erzählt, was Otto Forsman überhaupt hier in der Kirche gemacht hat.«
    Vater Peter sprang so heftig auf, dass sein Stuhl umkippte. Er ging ans Fenster und schaute in den Park hinaus, in dem der seltsam aussehende Mann verschwunden war und in dem man Otto Forsmans Leiche gefunden hatte. »Er kam hierher, um Hilfe zu suchen bei seinen …

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