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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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letzte Begegnung lag schon zwei Jahre zurück. Vielleicht hatte sich sein Vater die ganze Geschichte mit dem »Schwert des Marschalls« wirklich ausgedacht. Seit den letzten Tagen hatte Sutela das Gefühl, dass er nur eine Seite seines Vaters kannte, und zwar jene, die der Alte ihm hatte zeigen wollen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sich vorzustellen, dass sein Vater möglicherweise einen ernsthaften Grund gehabt hatte, ihn so streng zu erziehen und mit bestimmten Perioden der Geschichte vertraut zu machen.
    Ratamo klopfte mit einem kleinen Löffel auf die Schale seines gekochten Eis und vertiefte sich in sein Frühstück. Natürlich plagte auch ihn die Neugier: Jemand war ihnen sowohl nach Jäniskoski als auch nach Rapola gefolgt, in Eerik Sutelas Vergangenheit fanden sich interessante Geheimnisse, und Otto Forsman blieb weiterhin verschwunden. Aber die ganze Jagd nach dem Dokument war schon zu einem riesigen unentwirrbaren Knäuel angewachsen, und er wollte einfach nur weiter Urlaub machen.
    »Solch eine Gelegenheit darf man nicht ungenutzt lassen, wir müssen die Dokumente einfach finden«, sagte Taru Otsamo möglichst überzeugend. Sie war dazu gezwungen, ihre Angst unter Kontrolle zu halten, die beiden durften keinen Verdacht schöpfen. Wenn Sutela und Ratamo beschlossen, die Suche nach dem »Schwert« einzustellen, wäre sie nicht imstande, den Kidnappern Informationen zu liefern. Wie würde es dann Paula ergehen?
    »Du bist doch nicht etwa krank? Ganz blass siehst du aus.« Sutela legte die Hand auf Tarus Stirn und fragte sich verwundert, wohin die Energie dieser Frau verschwunden war.
    Eine Angestellte von der Hotelrezeption tauchte an ihremTisch auf. »Man hat uns gebeten, Eerik Sutela einen Brief zu übergeben«, sagte sie und drückte Sutela einen braunen Briefumschlag in die Hand.
    »Von wem ist er?«, fragte Ratamo die Frau in der Dienstkleidung der Hotelkette. »Also wer hat ihn an der Rezeption abgegeben? Wie sah der Typ aus, der ihn gebracht hat?«
    »Es war ein Mann, der Englisch gesprochen hat und ganz normal aussah: dunkle Haare, etwa vierzig Jahre alt, sauberer Anzug. Er hat gesagt, dass Sie hier sind, und darum gebeten, ihn sofort zu überbringen«, erwiderte die Frau höflich, machte kehrt und verschwand.
    Sutela schnitt das Kuvert mit dem Buttermesser auf und holte ein vergilbtes Papierbündel heraus. »Das sind die Dokumente aus Rapola. Warum gibt man sie uns zurück?« Er schob seine Brille zurecht.
    Ratamo und Otsamo stellten sich hinter Sutela, und alle drei lasen die Blätter durch, ohne einen Ton von sich zu geben.
    Ratamo erreichte als Erster das Ende der letzten Seite und schnaubte skeptisch. »Mannerheim und Ryti haben den Winterkrieg also mit dem ›Schwert des Marschalls‹ beendet.«
    Sutela starrte gedankenverloren vor sich hin. »Das bedeutet, dass eines der wichtigsten Kapitel der finnischen Geschichte umgeschrieben werden muss. Dies ist der bedeutendste militärhistorische Fund aller Zeiten, das ist …«
    »Das ist nur ein Brief, den dein Vater geschrieben hat«, sagte Ratamo energisch. »Wir haben keinerlei Beweise dafür, dass dieses ›Schwert des Marschalls‹ überhaupt existiert. Es ist viel wahrscheinlicher, dass deinem Vater die Phantasie durchgegangen ist und er sich das alles ausgedacht hat.«
    Taru Otsamo hatte als Letzte den Brief bis zu Ende gelesen. Sie musste alles verstehen, was sie las, bei ihr stand ammeisten auf dem Spiel – Paulas Leben. »Was bedeutet dieser erste Satz:
«Ich habe das Dokument versteckt, Beowulfs Vater.»
    »Das ist ein neuer Hinweis.« Sutela war ganz Feuer und Flamme. »Auch dieser Hinweis meines Vaters ist eine Anspielung auf die finnischen Könige: Erst war es Cuningas de Rapalum, und nun ist es Ehtaro.« Er fuhrwerkte so wild mit den Händen herum, dass der Salzstreuer umfiel.
    »Was?«, fragten Otsamo und Ratamo gleichzeitig.
    Sutela atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Beo wulf ist eine angelsächsische Dichtung aus dem achten Jahrhundert, die in Skandinavien spielt. Die Hauptfigur der Geschichte ist Beowulf, der Name seines Vaters lautet Ecgtheow. Manche Historiker glauben, dass der König von Paimio namens Ehtaro, der in der finnischen Volksdichtung im Lied ›Das Urteil des Väinämöinen‹ erwähnt wird, genau dieser Ecgtheow ist. Das heißt, der Vater von Beowulf ist der König von Paimio. Mein Vater hat die Dokumente in Paimio versteckt, und ich weiß auch, wo – auf dem Burgberg von Rekottila. Irgendwann in den

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