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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Entscheidungen der Machthaber leben. So war es auch in Tschetschenien gewesen: Die russischen Soldaten hatten entscheiden müssen, auf wessen Stirn sie ihre Waffen richteten, die völlig überarbeiteten Ärzte in Grosny waren gezwungen gewesen, auszuwählen, wessen Leben sie retteten, und die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen hatten bei der Verteilung der viel zu geringen Lebensmittelvorräte festlegen müssen, wer verhungern würde.
    Die »Flunder« blätterte die Fotos noch einmal durch und dachte, dass ein solch einfacher Auftrag nicht die geringste Herausforderung darstellte.

23
    Tampere – Paimio, Donnerstag, 10. August
    Das Prasseln auf dem Dach des Autohauses in Tampere verriet, dass es an der Fernverkehrsstraße von Hatanpää nicht mehr nieselte, sondern wie aus Kannen goss. Ständig ging die Tür, weil Leute hastig Schutz vor dem Regen suchten.
    »Wie viele Besitzer hat der gehabt? Hatte er Unfälle, kann man das Scheckheft sehen, gibt es größere Schäden oder Rost, und wie war der letzte Besitzer?«, fragte Taru Otsamo in forderndem Ton und trat so heftig gegen ein Hinterrad des altersschwachen Golfs, dass es in der Gebrauchtwagenhalle dumpf dröhnte.
    »Ein Scheckheft gibt es bedauerlicherweise nicht«, erwiderte der verdrossen dreinblickende Autohändler, »aber dieses Exemplar stammt, soweit ich mich erinnere, von einer älteren Dame aus Piispala, die erzählt hat, dass sie damit früher einmal im Monat ihre Schwester in Kangasala besucht hat. In den letzten fünf Jahren wurde der Wagen überhaupt nicht gefahren. Wir haben ihn hier in einen erstklassigen Zustand versetzt. Er entspricht fast einem Neuwagen, ein Superauto, absolut.«
    Taru Otsamo wollte ihren Ohren nicht trauen. »Der ist doch Baujahr neunzig.«
    »Eben. Das war das letzte Produktionsjahr des alten klassischen Karosseriemodells. Bei diesem Baujahr gibt es keine einzige Kinderkrankheit, alle Mängel wurden gefunden und im Laufe der Jahre beseitigt, wenn der Golf überhaupt jemals Mängel gehabt hat. Dieser Wagen ist wie ein Panzer, den kriegt nichts kaputt.«
    Arto Ratamo bemerkte, dass Taru Otsamos Aggressivität im Redeschwall dieser Verkaufskanone, die mit Klischees um sich feuerte, immer mehr abflaute. Schon bald würde sie den Wagen kaufen, und das war auch gut so, er hatte selbst in Ermanglung einer besseren Alternative den Kauf des Golfs befürwortet.
    Er wandte sich Sutela zu. »Diese Tour wird für dich allmählich teuer. Die Flüge nach Lappland, die Hotelübernachtungen, das Essen, Benzin, die Autos …«
    »Am Geld wird dieses Projekt nicht scheitern«, sagte Sutela und schien keine Lust zu haben, weiter über das Thema zu reden.
    Ratamo hatte genug von der Streiterei zwischen dem Verkäufer und Taru Otsamo, er ging ein paar Meter weiter weg, setzte sich hinter das Steuer eines Nissan, der nach Politur und Wunderbaum roch, und lehnte sich entspannt zurück. Offensichtlich war er nicht ganz in Ordnung: Im Kopf rauschte es, und das T-Shirt war ihm am Hals irgendwie zu eng.
    Noch am Morgen hatte er geglaubt, nachmittags endlich wieder im Urlaub zu sein, aber die Suche nach dem »Schwert des Marschalls« war dann doch mit Hochdruck weitergegangen, dank des Briefes, den man ihnen ins Hotel gebracht hatte. Er war müde. Dieser Vormittag war einer der anstrengendsten seit Jahren gewesen. Sie hatten alles Erdenkliche unternommen, damit ihnen niemand zum Versteck des dritten Briefes folgen konnte. Am Morgen hatten sie im Hotel neue Sachen und Schuhe aus dem Einkaufszentrum Koskikeskus angezogen. Darin hatte ganz sicher niemand Sender versteckt. Diejenigen, die ihnen auf den Fersen waren, hatten sie abgeschüttelt. Mit einem gemieteten Boot waren sie nach Toijala gefahren und dann von der Anlegestelle im Nordosten Toijalas durch dichten Wald bis nach Nahkianlampi gerannt, dabei hätte ihnen nichteinmal ein Satellit folgen können. Anschließend waren sie mit dem Taxi zum Bahnhof von Toijala und mit dem Zug zurück nach Tampere gefahren. Auch die Ortung ihrer Handys hätte niemandem viel Freude bereitet, denn die lagen im Kombi der »Ivalo-Guides«, und der stand am Rande des Tammelantori. Ihre neuen, in Tampere gekauften Telefone waren Karten-Handys, denen auf die Spur zu kommen würde niemandem gelingen.
    Ratamo warf einen Blick in Richtung Taru Otsamo und sah, wie der Autohändler das Preisschild auf der Frontscheibe des Golfs wegnahm. Anscheinend waren sie nun bereit, das »Schwert des Marschalls« zu holen.
     
    Zwei Stunden

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